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Ein Deutscher in Äthiopien

Menschen in Abessinien zu Beginn des 20. Jahrhundert, fotografiert von Hermann Goetz

Foto © Hermann Goetz

Der Name Hermann Goetz sagt in Schondorf wahrscheinlich den wenigsten etwas. Dieser Goetz ging Anfang des 20. Jahrhunderts nach Afrika, und wurde dort heimisch. Seine Erlebnisse aus rund 70 Jahren in Äthiopien hat er für die Nachwelt aufgeschrieben. Diese Memoiren wären vielleicht längst verschollen, hätte sich nicht sein Großneffe, Prof. Peter Cornelius Mayer-Tasch ihrer angenommen. Er hat die Erinnerungen nun in dem reich bebilderten Buch Adami Tullu publiziert, das er am 18. Oktober im Schondorfer Dorfhaus vorstellt.

Ein abenteuerliches Leben

Hermann Goetz

Als einer der frühen Abenteurer und Afrika-Pioniere ging Hermann Goetz 1902 nach Abessinien, das heutige Äthiopien. Bald nach seiner Ankunft gewann er das Vertrauen des weltoffenen Modernisierers Kaiser Menelik II. Von ihm erhielt er Land sowie die Erlaubnis, eine Straußenfarm zu gründen. So gelang es ihm, sich eine Existenz als Straußenzüchter, Impfdoktor, Jäger und später als Rinderfarmer aufzubauen.

Die Farm Adami Tulli

Die von ihm geschaffene Farm Adami Tullu entwickelt sich zu einem Anziehungspunkt für Einheimische ebenso wie für Auswanderer und Weltenbummler aus allen Ländern. Nach dieser Farm sind auch die Memoiren von Goetz betitelt. In ihnen schildert er sehr lebendig seine zahlreichen Unternehmungen und abenteuerlichen Reisen durch noch nicht erschlossene Regionen.

Die Farm Adami Tullu (Foto © Hermann Goetz)

Hermann Goetz war ein neugieriger und aufmerksamer Beobachter. So enthält Adami Tullu zahlreiche Fotografien und aufmerksame ethnografische Betrachtungen über seine Oromo-Nachbarn in Südäthiopien und das amharische Kaiserhaus von Menelik II. bis zu Haile Selassie I.

Erinnerung und Postkolonialismus

In unserer Zeit haben wir einen anderen Blick auf unsere Beziehung zum Globalen Süden als vor hundert Jahren. Viele Universitäten bieten die Fachrichtung Postkoloniale Studien an, und wir diskutieren über Ausbeutung und Raubkunst. Unser Verhältnis zu Afrika ist heute bestimmt von Schuldgefühlen, Vorwürfen und unbewältigter Vergangenheit. Kann man da noch unbelastet die Lebenserinnerungen eines Europäers in Äthiopien lesen?

Natürlich war Goetz‘ Blick auf Afrika geprägt von den Vorstellungen seiner Zeit. Manche Passagen in dem Buch kommen uns heute seltsam vor, aber trotzdem ist es ein interessantes Zeitdokument. Außerdem sollte man bedenken, dass Äthiopien als einer der wenigen afrikanischen Staaten nie eine Kolonie war. Hermann Goetz kam also nicht als Kolonialherr ins Land, sondern als junger Abenteurer, der hier sein Glück suchte. .

Adami Tullu (© Springer Verlag)

Gedanken von Dr. Asfa-Wossen Asserate

So sieht es auch der Erfolgsautor Dr. Asfa-Wossen Asserate (Manieren, Draußen nur Kännchen). Er hat für Adami Tullu ein sehr persönliches Geleitwort geschrieben.

Der gebürtige Äthiopier hat „Opa Goetz“, wie er ihn nannte, als kleiner Bub in Addis Abeba kennengelernt. Der sei so gar nicht der Typ des Kolonialherren gewesen, sondern ein deutscher Patriot, der gleichzeitig aber auch seine neue Heimat liebte und als ein Ferengi (Ausländer) zum Äthiopier wurde.

Zudem sei Opa Goetz ein begnadeter Erzähler gewesen. In Afrika, wo die mündliche Überlieferung traditionell hoch im Kurs steht, verschaffte ihm das hohes Ansehen. Von Goetz‘ Qualitäten als Erzähler werden wir uns bei der Buchpräsentation im Dorfhaus selbst einen Eindruck machen können.

Buchvorstellung „Adami Tullu“

Freitag, 18. Oktober 2024, 19:00 Uhr
Dorfhaus Schondorf, Bahnhofstrasse 28
Schondorf am Ammersee
Der Eintritt ist frei
Adami Tullu bei Timbooktu: https://timbooktu-ammersee.de/shop/item/9783658325985/adami-tullu-die-erinnerungen-des-deutsch-athiopiers-hermann-goetz-1878-1970-von-hermann-goetz-kartoniertes-buch

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