Andreas Klokers Elementarzeichnungen haben sich in Schondorf als eine Art Osterritual etabliert. Es ist jetzt zwanzig Jahre her, dass er zum ersten Mal seine Mal-Performance Vor Ostern im studioRose zeigte. Bis jetzt habe ich immer nur Ankündigungen dazu geschrieben. Erst hier im Blog (vom gehen und amen), später auf der Website des Schondorfer Kreises, die ich ehrenamtlich betreue (http://schondorfer-kreis.de/2025/04/05/andreas-kloker-vor-ostern/).
Wasser auf Schiefertafel
2005 hat Andreas Kloker zum ersten Mal seine Elementarzeichnungen im studioRose (https://studiorose.de/) gezeigt. Anlässlich des zwanzigsten Jubiläums hat das studioRose deshalb einen schön gestalteten Katalog zu dieser Werkreihe publiziert. Darin erfährt man zum Beispiel, dass Kloker schon fünf Jahre früher anfing, mit Wasser auf einer Schiefertafel zu malen. Inspiriert wurde er dabei von dem Dießener Maler, Filmemacher und Kalligrafen Helmut Zimmermann (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/diessen-zeitreise-in-drei-etappen-1.3160232).
Mir ist jetzt aufgefallen, dass ich immer nur vorher Ankündigungen geschrieben habe, nie danach über meine Eindrücke. Höchste Zeit also, um einmal nach Vor Ostern einen persönlichen Rückblick zu geben.
Ein österliches Ritual
Ich habe diese Wassermalerei wohl 2012 oder 2013 zum ersten Mal erleben dürfen. Seither haben meine Frau und ich keine dieser Veranstaltungen ausgelassen. Für viele Schondorfer sind die Elementarzeichnungen inzwischen ein österliches Ritual, so wie der Osterspaziergang oder der Besuch der Messe.
Manchmal werde ich gefragt, ob das mit der Zeit nicht langweilig wird. Nein, überhaupt nicht. Natürlich ist der Ablauf immer derselbe: Kloker malt mit Wasser Zeichnungen auf eine große Schiefertafel. Durch Wärme und Luft verdunstet das Wasser wieder, sodass sich die Bilder ständig wandeln.
In diesem Sinn ist allerdings auch ein Streichquartett immer dasselbe: Musiker streichen mit dem Bogen über die Saiten ihrer Instrumente, und erzeugen dadurch Töne. Trotzdem ist jedes Konzert ein einzigartiges Erlebnis. So ist das auch bei Andreas Klokers Elementarzeichnungen. Ich bin jedes Mal gespannt darauf, was ich sehen werde, bei diesem Zusammenspiel der vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Wärme.
Der Mensch im Zentrum
Im Lauf der Jahre hat sich Klokers Herangehensweise weiterentwickelt. Bei den ersten Aufführungen malte er hauptsächlich mit unterschiedlich dicken Pinseln. Inzwischen hat er sein Instrumentarium erweitert, arbeitet mit den Fingern, mit Besen, Schwämmen, Putztüchern und Rollen. Dadurch sind die Bilder vielfältiger geworden. Die menschliche Figur spielt immer noch eine zentrale Rolle. Damit verwoben gab es dieses Jahr auch viele Symbole zu sehen, die auf mich in unbestimmter Art religiös wirkten.
Immer in Veränderung ist auch die Begleitung der Malaktion. In den ersten Jahren war da nur Stille und das sanfte Geräusch des Pinsels auf der Schiefertafel. Später experimentierte Kloker mit musikalischer Begleitung inklusive Gesang. Mir persönlich war das fast schon zu viel Ablenkung. Heuer war es Manfred Billing, der die sachten Bilder nur mit ganz sachten Tönen untermalte. Für mich ein guter Kompromiss aus Klang und Stille.
Eine ruhige Choreografie
Ich durfte Andreas Kloker bei seiner Probe im studioRose besuchen, und lernte dadurch mehr über seine Arbeitsweise. Auch wenn die Zeichnungen sehr spontan wirken, steckt dahinter ein vorher entwickeltes Storyboard, das die generelle Linie vorgibt.
Trotzdem ist Improvisation gefragt. Wie schnell das Wasser auf der Tafel verdunstet, hängt von vielen Faktoren ab. Luftfeuchtigkeit, Temperatur oder Luftdruck sind bei jeder Aufführung anders. Dementsprechend entwickeln sich die Bilder mal schneller, mal langsamer. Oft sitzt Kloker deshalb ganz ruhig vor seinem Bild und wartet, bis es für den nächsten Schritt bereit ist.
Die Kulturjournalisten Katja Sebald nennt das im Katalog zu den Elementarzeichnungen sehr treffend eine ruhige und beruhigende Choreografie aus Bewegungen und Linien: „Kein Spektakel und keine Sensationen, einfach nur ein kostbarer Moment der Stille vor Ostern.“