Schnittstelle Heimat

Am letzten Samstag war der Auftakt zu den Kreiskulturtagen 2017 unter dem Motto „Schnittstelle Heimat“. Den Galaabend in Landsberg konnte ich leider nicht besuchen, aber der liebevolle Bericht im Kreisboten gibt mir ein lebendiges Bild von der Veranstaltung (https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/auftaktveranstaltung-kreiskulturtage-stadttheater-stimmungsvoller-abend-kunst-8432053.html).

Auszug aus dem kleinen Atelier

Für mich begann der Auftakt mit dem traurigen, aber trotzdem schönen Abschied von Katharina Ranftl aus dem kleinen Atelier in der Schondorfer Bahnhofstraße. Ein letztes Mal die Montagsfiguren, Orishas und anderen Kleinskulpturen bewundern, die ich mir im Schaufenster der Galerie immer so gerne angesehen habe. Die gute Nachricht ist, dass für das kleine Atelier wohl auch in Zukunft eine künstlerische Nutzung geplant ist.
Danach gings auf die andere Straßenseite ins Studio Rose. Hier zeigt Gertraud Dankesreiter noch bis 2. Juli ihre Arbeiten zum Thema „über Wasser – unter Wasser“. Das sind Gemälde und Collagen mit so originellen Zutaten wie z. B. Neptungras. Alleine schon die kühlen Farben waren an dem Tag eine willkommene Erfrischung.

Heimat und Vertreibung

Nächster Stop war dann Utting, wo im Rahmen der Kreiskulturtage 14 Künstler ihre Ateliers öffneten. Zwei der Arbeiten warfen einen jeweils sehr eigenen Blick auf den Leitgedanken „Schnittstelle Heimat“.
In der Seeanlage am Ammersee hat Photograph Harry Sternberg Bild und Texttafeln zu Flucht und Vertreibung aufgestellt. Ohne das Thema zu abstrahieren, stellt er ganz einfach zwei Fluchtschicksale nebeneinander: Das seines Schwiegervaters, der nach dem Krieg aus dem Sudetenland vertrieben wurde, und das des jungen Syrers Abdallah, der jetzt am Ammersee lebt.
Hier wird Flucht – und damit auch die Frage nach Heimat – nicht dramatisiert oder künstlerisch überhöht, sondern ruhig und mitfühlend dargestellt. Sternberg relativiert nichts und rechnet nichts gegeneinander auf. Er lässt einfach die Bilder und parallelen Lebensgeschichten wirken.

Heimat im Kopf

Einen ganz anderen Ansatz zu „Heimat“ hat Almut Winkler. Sie hat die Diele ihres Wohnhauses in ein Gesamtkunstwerk verwandelt, angefüllt mit Bildern, Photos, Schächtelchen, Schildern, Blüten, Bonbons, und hundert anderen Dingen. Inmitten dieser Sammlung wirkte sie wie ein Teil ihrer eigenen Kunstinstallation. Das Ganze war einerseits verwirrend, wirkte auf mich aber durchaus poetisch. Es war, als würde ich lauter kleine Bruchstücke fremder Geschichten sehen, über deren Zusammenhang ich nur rätseln kann.
So würde es vielleicht aussehen, wenn man einen kurzen Blick in den Kopf eines anderen Menschen werfen dürfte. Hier ist Heimat sichtlich kein geographischer, sondern ein innerer Ort. Wer sich, so wie ich, von Kunst gerne irritieren lässt, sollte in der Uttinger Bahnhofstraße 8 vorbeischauen.
Nach vier Ausstellungen war für mich an diesem Tag die Grenze der Aufnahmefähigkeit erreicht. Die Uttinger Ateliertage finden aber auch noch am kommenden Wochenende statt. Den Flyer mit den Adressen der teilnehmenden Künstler gibt es hier: http://www.uttinger-ateliertage.de/Images/Flyer_2017_A4.pdf

Gertraud Dankesreiter im Studio Rose, Schondorf am Ammersee
Gertraud Dankesreiter im Studio Rose
Katharina ranftl im kleinen Atelier in Schondorf
Kleinskulpturen von Katharina Ranftl
Katharina Ranftl verlässt das kleine Atelier in Schondorf
Katharina Ranftl verabschiedet sich aus Schondorf

1 Gedanke zu „Schnittstelle Heimat“

Schreibe einen Kommentar