Ein kleiner Nachtrag zu meinem Beitrag über Virtuelle Museumsrundgänge während Corona. Ich hatte geschrieben, dass mich die Online-Auftritte der großen Museen nicht sehr beeindruckt haben. Zwischenzeitlich habe ich erfahren, dass ich damit nicht alleine dastehe. Außerdem habe ich aber auch entdeckt, dass es durchaus pfiffige Online-Ausstellungen gibt, beispielsweise in der Berliner König Galerie (https://www.koeniggalerie.com).
Unausgegoren und sinnlos
Auf Deutschlandfunk Kultur gab es zu dem Thema virtuelle Museen ein Interview mit Jörg Heiser, Professor für Kunsttheorie, Kunstkritik und Interdisziplinarität an der Universität der Künste in Berlin. Der Beitrag hat den vielsagenden Titel „Verzweifelt, unausgegoren und sinnlos“: https://www.deutschlandfunkkultur.de/museen-im-internet-verzweifelt-unausgegoren-und-sinnlos.2156.de.html?dram:article_id=473389
Auch Heiser bemängelt, dass die digitalen Museen meistens nur eine Diashow seien. Das Interview ist zwar schon eine Woche vor meinem Blogbeitrag erschienen, ich habe es aber erst später entdeckt. Darauf gestoßen bin ich witzigerweise erst durch eine Replik auf Heisers Beitrag. Im Kunstmagazin Monopol setzt sich die Kunstwissenschaftlerin Anika Meier differenzierter mit digitalen Ausstellungen auseinander (https://www.monopol-magazin.de/kunst-im-digitalen-raum-kolumne).
Surprisingly …
Meier erwähnt in dem Beitrag nicht, dass sie selbst für die Berliner König Galerie eine der derzeit witzigsten und innovativsten Ausstellungen kuratiert hat, nämlich die Schau Suprisingly This Rather Works.
Der Berliner Galerist Johann König nutzt seit einigen Jahren die ehemalige St. Agnes Kirche in Kreuzberg als Ausstellungsraum (https://www.koeniggalerie.com/). Hier ist auch die aktuelle Ausstellung von Manuel Rossner untergebracht.
Allerdings hat Rossner nicht wie sonst üblich ein paar Bilder in den Raum gehängt und dann für das Internet abphotographiert. Er hat St. Agnes als 3D Modell nachgebaut und mit virtuellen Kunstwerken bestückt. Um die Ausstellung zu besuchen, muss man sich die entsprechende App auf das Smartphone laden (https://apps.apple.com/de/app/k%C3%B6nig-galerie/id1505554478). Dann betritt man mit einem knuffigen kleinen Avatar die Galerieräume.
Wie Super Mario in der Galerie
St. Agnes ist gefüllt mit frei schwebende Felsbrocken, kinetischen Objekten und metallisch glänzenden Skulpturen im Stil von Jeff Koons. An den Wänden sind Spruchbänder, die an die Arbeiten von Jenny Holzer erinnern. Eines davon trägt den Titel der Ausstellung: Suprisingly This Rather Works. Das stimmt, das Ganze funktioniert tatsächlich überraschend gut.
Während üblicherweise Kunstwerke in Galerien nicht berührt werden dürfen, ist das hier die Voraussetzung, um die Ausstellung zu erkunden. Wie bei einem typischen Jump-’n’-Run Computerspiel läuft und springt man über die einzelnen Objekte und versucht, möglichst nicht runterzufallen. Wer schon einmal Super Mario auf dem Game Boy gespielt hat, fühlt sich hier gleich zu Hause. Endlich eine Kunstausstellung, die auch Kindern Spaß macht.
studioRose virtuell
Man kann jetzt fragen, warum ich hier über diese Ausstellung schreibe. Schließlich sind wir hier im Schondorf Blog und nicht im Berliner Galerien Blog. Aber in der virtuellen Welt ist der Louvre nicht weiter weg als das Stellwerk Dießen (http://www.kunst-im-stellwerk.de/), und die König Galerie so nah wie das Schondorfer studioRose. Letzteres hat seine Online-Präsenz übrigens erweitert und ist inzwischen auch auf Instagram vertreten: https://www.instagram.com/studio_rose_schondorf/
Der Auftritt ist noch nicht so ausgefeilt wie bei der König Galerie, aber das studioRose ist auch (noch!) nicht auf der Art Review Power-100-List. Bis jetzt gibt es dort Bilder aus vergangenen Ausstellungen zu sehen. Für die Zukunft sind aber auch Videos und interaktive Präsentationen geplant.
Leopold, dass klau ich für das „21.Jahrhundert“, Ok!