Benvenuto Boves!

Am letzten Juliwochenende haben wir in Schondorf ein bayerisch-italienisches Seefest zusammen mit unseren Freunden aus dem Piemont gefeiert. Dabei habe ich nicht nur viel geredet, gelacht und getrunken, sondern auch einiges wissenswertes über Boves gelernt.

Bekanntlich hat Schondorf seit letztem Jahr eine offizielle Partnerschaft mit der Gemeinde Boves im Piemont. Nachdem der Kontakt bislang hauptsächlich über Kirchenvertreter, Gemeinderäte und Bürgermeister lief, war es jetzt Zeit, dass sich auch die Einwohner besser kennenlernen. Dazu veranstalteten wir am letzten Juliwochenende Una Festa Al Lago am Ammersee.

Spezialitäten aus dem Piemont

Die beiden Bürgermeister pflanzten zusammen einen Friedensbaum in der Seeanlage und dann ging es schnell zum wesentlichen Teil des Festes, zum Mangiare e Ballare. Zusammen essen und tanzen ist doch die schönste Art, um sich gegenseitig kennenzulernen. Zum Tanz spielten die Schondorfer Blasmusik und Charlys Band auf, und später spielten unsere neuen Freunde schwungvolle Volkslieder aus dem Piemont.

Die Besucher aus Boves kochten ihre traditionelle Minestrone mit roten Bohnen
Die Gäste aus Boves kochten für uns ihre traditionelle Minestrone mit roten Bohnen

Die rund 30 Besucher aus Boves hatten nicht nur Musik mitgebracht, sondern auch kulinarische Spezialitäten aus ihrer Heimat. So konnte ich die sehr würzige Minestrone di Fagioli probieren, die mit den für die Gegend typischen roten Bohnen zubereitet wird.

Wein hatten die Bovesani auch im Gepäck. Die Region Cuneo gehört zu den wenigen Anbaugebieten der Nebbiolo Rebsorte. Der Nebbiolo aus Boves schmeckte deutlich spritziger und nicht so schwer, wie ich diesen Rotwein sonst kenne.

Der Nebbiolo d'Alba ist eine typische Rebsorte in der Provinz Cuneo
Boves und die Region Cuneo gehören zu den Anbaugebieten der hochklassigen Nebbiolo Rebsorte

Schließlich hatten die Gäste auch noch etwas Süßes für uns, nämlich Pfirsiche in einer Haselnusscreme. Die Leckermäuler erkennen natürlich sofort den Zusammenhang. Boves liegt in der Provinz Cuneo, und hier hat die Firma Ferrero 1964 Nutella erfunden. Kein Wunder, denn die Gegend ist weltweit berühmt für die Haselnüsse, die hier wachsen.

Spaß beim Fischerstechen

Umgekehrt hatten auch die Menschen aus Boves Gelegenheit, die Schondorf besser kennenzulernen. Bier spielte dabei natürlich eine wichtige Rolle. Extra für die Gäste rückte sogar der Schondorfer Brauverein eines der ersten selbstgebrauten Fässchen heraus (https://brauverein-schondorf.de/).

Fischerstechen beim bayerisch-italienischen Fest am Ammersee
Großer Publikumsandrang beim Fischerstechen auf dem Ammersee

Ich denke, wir haben einen ganz guten Eindruck gemacht als ein entspanntes Völkchen, das Spaß versteht. Das sahen die Bovesani beim Fischerstechen, ein in dem Gebirgsort logischerweise unbekannter Brauch. Sie hatten aber genauso viel Spaß an der Sache, wie die vielen Schondorfer, die sich die Duelle der fantasievoll kostümierten Teams anschauten. Am Ende war es dann – natürlich – die Mannschaft der Segler, die sich in einem ganz engen Finale durchsetzte.

Der Anfang einer Freundschaft

Ich fand es jedenfalls eine prima Sache, dass jetzt nicht mehr nur die Würdenträger aus beiden Gemeinden miteinander reden, sondern sich auch ganz normale Einwohner kennengelernt haben. Gerne hätte ich noch mehr über Boves erfahren, aber dafür haben meine fünf Worte Italienisch nicht gereicht.

Macht aber nichts. Wir stehen ja erst ganz am Anfang unserer Freundschaft. Vielleicht fahre ich mal ins Piemont und poliere dort meine Sprachkenntnisse auf. Immerhin kann ich schon den sehr wichtigen Satz: „Un bicchiere di Nebbiolo, per favore.“

Ausstellung in Heilig Kreuz

Auch wenn das bayerisch-italienische Fest eine große Freude war, sollte man nicht den ernsten Hintergrund unserer Gemeindepartnerschaft vergessen. Dieser Kontakt kam zustande, weil der Verantwortliche für das Massaker der SS in Boves auf dem Schondorfer Friedhof liegt.

Wissenswertes über Boves in der Ausstellung in Hl Kreuz, Schondorf am Ammersee
Ausstellung in Hl. Kreuz über das Massaker von Boves

Zum Ablauf und den Opfern des Massakers von 1943 gibt es aktuell in der Schondorfer Heilig Kreuz Kirche eine Ausstellung. Die Schautafeln geben einen informativen und wirklich berührenden Eindruck von den Ereignissen an diesem 19. September, als das halbe Dorf niedergebrannt und zwei Dutzend Zivilisten ermordet wurden.

Ich finde es immer noch ein Zeichen wirklicher menschlicher Größe, dass die Opfer von damals auf uns zugingen und die Hand zur Versöhnung ausstreckten. Die Ausstellung ist noch bis 14. August täglich zu besichtigen, und ich kann nur empfehlen, auch an dieser Stelle etwas über Boves zu lernen.

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