Schon zu allen Zeiten gab es Leute, die nichts als nur ihre Ruhe haben wollten. Über die letzten Jahre hat sich das aber zu einem regelrechten Schlachtruf entwickelt. Bei allen möglichen Gelegenheiten fühlen sich Einzelne in ihrer Ruhe gestört. Sie klagen dann gegen Kuh- und Kirchturmglocken, gegen das Gackern von Hühnern und das Lachen von Kindern. Jetzt bringt eine solche Klage in Utting die Seebühne und den Summermarkt in Gefahr.
Seebühne und Summermarkt in Gefahr
Mit Klagen wegen Lärmbelästigung haben wir auch in Schondorf unsere Erfahrungen. Das KuBa am Bahnhof liegt meines Wissens deshalb in einem zähen Streit mit einem Anwohner. Das Sammerseefestival musste wegen Beschwerden einiger Anwohner in das Sportgelände ausweichen, auch wenn es heuer zumindest als halbtägige Veranstaltung wieder am Ammersee stattfinden konnte (Sammersee wieder am See).
Zuletzt erwischte es unser traditionelles Böllerschießen zu Neujahr. Hier waren es allerdings nicht die Nachbarn, sondern die Naturschutzbehörde, die den Lärm als unzumutbar für die Wasservögel einstufte (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/utting-schondorf-silvester-feuerwerk-ammersee-1.6305455).
Oft genug sind es aber nicht die Behörden, sondern die Anwohner, die dafür auf die Barrikaden gehen, 365 Tage im Jahr ihre Ruhe zu haben. Nicht selten sind es Leute, die erst vor kurzem direkt neben die jetzt als störend empfundene Lärmquelle gezogen sind. Kein Wunder, dass die Einheimischen manchmal skeptisch auf uns Zuagroaste schauen.
Drohung mit einstweiliger Verfügung
Aktuell sind die Seebühne und der Summermarkt in Utting unter juristischem Beschuss. Ein im weiteren Umfeld lebender Anwohner hat den Betreibern über seine Anwälte wohl ein 40-seitiges Schreiben geschickt, in dem er mit einer einstweiligen Verfügung wegen Lärmbelästigung droht (https://www.merkur.de/lokales/landsberg-kreisbote/utting-summermarkt-seebuehne-aus-einstweilige-verfuegung-anwohner-laerm-park-92840323.html).
So eine einstweilige Verfügung ist für einen Veranstalter der Super-GAU. Man verbringt Monate mit Organisation, Proben, Bühnenbau und allerlei bürokratischem Kleinkram, und kurz vor dem Start wird die Veranstaltung dann per einstweiliger Verfügung abgesagt. Die ganze Arbeit war dann für die Katz.
Aber wir leben doch in einem Rechtsstaat
„Aber wir leben doch in einem Rechtsstaat“, höre ich jetzt einige einwenden. Das stimmt natürlich. Letztlich entscheiden Gerichte, ob die vorgebrachten Einwände stichhaltig sind. Aber das kann sich ganz schön hinziehen. Und bis dorthin muss viel Zeit, Geld und Nerven investiert werden. Man braucht Anwälte, Fachleute, Gutachten, und die kosten natürlich Geld. Ein finanziell gut gestellter Kläger kann das lange durchhalten und darauf setzen, dass den Veranstaltern irgendwann das Geld ausgeht.
Wobei man hier unterscheiden muss: Große Agenturen, die Konzerte für Rammstein oder Taylor Swift veranstalten, halten das wahrscheinlich durch. Die haben eigene Rechtsabteilungen und der Gewinn aus dem Ticketverkauf finanziert auch langwierige Rechtsstreitigkeiten.
Die Ehrenamtlichen unter Beschuss
Bei kleinen, ehrenamtlichen Veranstaltern sieht das anders aus. Die stecken ihr Herzblut in das Projekt und sind meistens schon froh, wenn am Ende eine schwarze Null übrigbleibt. Die haben nicht den langen Atem um das durchzustehen. Ehrlich gesagt, ich hätte ihn auch nicht. Wenn ich etwas nur aus Begeisterung organisiere, dann schieße ich mein Geld nicht auch noch in Anwalts- und Prozesskosten. Dann würde ich den Krempel einfach hinschmeißen.
Und genau da liegt das Problem. Es geht ja nicht nur um die Seebühne und den Summermarkt, die jetzt in Gefahr sind. Wer soll denn überhaupt noch einen Weihnachtsmarkt, einen Kinderfasching, ein Schützenfest organisieren, wenn ihn das am Ende jede Menge Scherereien und Geld kostet? Dieses egoistische „mei Ruah will i ham“ gefährdet die lebendigen Dorfgemeinschaften, die wir zum Glück noch haben.
Online Petition und Spendenaktion
Was kann man also tun? Leider erschreckend wenig. Ich weiß, dass die Gemeinde Utting fest hinter Seebühne und Summermarkt steht. Aber sie kann verwaltungsrechtlich nichts ausrichten, sie muss sich an die gültigen Gesetze halten.
Würde es eine Crowd-Fündig-Aktion geben, um die Veranstalter finanziell in ihrem Rechtsstreit zu unterstützen, ich wäre sofort dabei. Aktuell gibt es aber nur
Aktualisierung 27. 2.
Dank der zahlreichen Rückmeldungen und Kommentare weiß ich jetzt, dass man den Organisatoren ganz praktisch helfen kann. Auf Gofundme gibt es eine Spendenaktion Rettet den Summermarkt in Utting um bei der kostspieligen juristischen Auseinandersetzung zu helfen: https://gofund.me/07287c57
Zusätzlich kann man zur moralischen Unterstützung auf openPetition eine Petition Rettet den Summermarkt und die Seebühne in Utting unterschreiben: https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-den-summermarkt-und-die-seebuehne-in-utting
Ansonsten kann ich auf Friedhofsruhe bedachten Menschen nur raten: zieht nicht an den Ammersee. Hier ist es für euch viel zu laut, fröhlich, bunt und gesellig. Es gibt aber Wohnmöglichkeiten, die euren Ansprüchen viel besser gerecht werden: https://www.mz.de/leben/wohnen-leben-in-alten-bunkern-3156645