Das vom bayerischen Verkehrsministerium online angebotene Bayernnetz für Radler wurde kräftig überarbeitet und heißt jetzt Radroutenplaner Bayern. Man kann es im Internet unter https://www.radlland-bayern.de/radroutenplaner/ aufrufen, und es gibt auch eine kostenlose App für iOS und Android. So weit, so gut. Braucht es aber zusätzlich zu den bestehenden Angeboten noch einen weiteren Streckenplaner für Radfahrer? Um das herauszufinden, habe ich mir diese Radl-App für Bayern genauer angeschaut.
Kostenlose Streckenplanung
Für die Planung von Radtouren hat man heute eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Auswahl. Selbst die Karten von Google und Apple liefern inzwischen recht gute Fahrradstrecken. Spezialisierte Apps wie Komoot oder OutdoorActive bieten eine sehr detaillierte Streckenplanung und ein reiches Archiv von Routen, die von anderen Nutzern hochgeladen wurden.
Was also macht den Radroutenplaner Bayern besonders? Positiv ist, dass die App wirklich kostenlos ist. Bei vielen anderen Fahrrad-Navis muss man für eine Premiumversion bezahlen, um die gesamte Funktionalität nutzen zu können.
Fahrradwege in Bayern
Andererseits gibt es natürlich eine Einschränkung. Wie der Name schon sagt, funktioniert die Streckenplanung nur in Bayern. Dabei werden die Grenzen unterschiedlich strikt gezogen. Man kann sich beispielsweise eine Route nach Innsbruck oder Plauen berechnen lassen. Sehr viel weiter geht der Aktionsradius aber nicht. Landeck in Tirol oder Leipzig in Sachsen sind außerhalb des Kartenbereichs. Dafür zeigt die Radl-App für Bayern alle 125 Themenradwege an, die es im Freistaat gibt.
Ansonsten funktioniert die weiß-blaue Variante so wie alle anderen Routenplaner auch. Man gibt Start- und Zielpunkt ein, und das Navi berechnet eine passende Strecke, die man dann nach eigenem Geschmack anpassen kann.
Vier Varianten der Streckenberechnung
Für den Weg vom Start zum Ziel bietet der bayerische Streckenplaner generell vier Alternativen. Bei der Auswahl von „Radnetz“ greift die Planung auf das gesamte Netz an Radwegen in Bayern zurück, und überbrückt nur die Lücken mit möglichst verkehrsarmen Straßen.
Bei „Bayernnetz“ wird die Strecke möglichst entlang der rund 9.000 km Themenrouten geplant, also beispielsweise Ammerseeradweg, Lechradweg, Via Claudia, usw. Das ist für Leute gedacht, die unterwegs möglichst viel sehen wollen, und dafür kleine Umwege in Kauf nehmen.
Wer möglichst schnell ankommen will, wählt die Option „Direkte Route“ und wer mit dem Rennrad unterwegs ist, freut sich über Strecken, die ausschließlich auf „Asphalt und Beton“ verlaufen.
Landschaftlich schöne Strecken
Ich habe das mal mit einer Strecke ausprobiert, die ich recht gut kenne, nämlich vom Ammersee nach Landsberg. In der Bayernnetz-Variante schlägt mir die Radl-App dafür eine originelle Streckenführung vor.
Statt gleich Richtung Nordwesten zu starten, führt der Weg erst einmal am Ammersee entlang nach Stegen. Hier dreht die Route von Landsberg weg, nämlich nach Eching. Von dort aus geht es endlich nach Westen, über Painhofen und Algertshausen nach Pflaumdorf. Eine schön ruhige, landschaftlich reizvolle Strecke, so wie auch der weitere Verlauf über Ramsach und Penzing nach Landsberg.
Probeweise habe ich noch die weitere Route nach Füssen planen lassen, die ich im Sommer gefahren bin (Auf dem Lechradweg nach Füssen). Auch hier findet die bayerische Radl-App einen zwar etwas längeren, aber dafür sehr attraktiven Weg.
Wichtige Stationen für Radfahrer
Ein weiterer Pluspunkt der neuen Radl-App für Bayern ist, dass man sich wichtige Punkte wie Gaststätten, Hotels oder Sehenswürdigkeiten anzeigen lassen kann. Das können andere Navis zwar auch, aber da wird es schnell unübersichtlich. Im Radroutenplaner Bayern dagegen kann man sich die Kategorien herausfiltern, die einem persönlich wichtig sind.
Wer auf einem klapprigen Drahtesel unterwegs ist, möchte vielleicht sehen, wo die nächste Werkstätte, Aufpump- oder Reparaturstation ist. Bei Fahrten in sommerlicher Hitze kann man sich Bademöglichkeiten und öffentliche Trinkwasserbrunnen auf der Karte einblenden.
Umständliche Synchronisierung
Wie bei allen Navis, funktioniert die Streckenplanung am besten in der Desktop-Version. Auf dem kleinen Display des Handys ist das doch ein ziemliches Gepfriemel. Hier gibt es beim Radroutenplaner Bayern allerdings ein Problem.
Bei den meisten Navigations-Apps kann oder muss man erst ein Benutzerkonto einrichten. Ist das erledigt, dann werden die Streckenkarten zwischen PC und Handy automatisch synchronisiert. Man kann die Route also auf dem großen Bildschirm detailliert planen, und hat sie dann zur Navigation auf dem Smartphone.
Bei der Radl-App für Bayern dagegen kann man sich nicht mit einem Benutzernamen anmelden (oder ich war zu blöd, den entsprechenden Menüpunkt zu finden). Will ich die geplante Radtour auf ein anderes Gerät übertragen, dann muss ich erst die Streckendaten exportieren, in der Cloud speichern, und dann auf dem Handy in die App einlesen. Alternativ kann ich auch einen QR-Code generieren, den ich dann mit dem Handy abfotografiere, um die Route zu übertragen. Dieser Ansatz hat sicher Vorteile was Datenschutz und Privatsphäre angeht. Mir ist er aber zu umständlich.
Eine Radl-App für Genussradler
Realistischerweise wird der Radroutenplaner Bayern bei den meisten Nutzern die Zweit- oder Dritt-App für die Navigation sein. Kann man ruhig machen, denn die Streckenplanung ist wie gesagt kostenlos. Man könnte auch sagen: Da wir die Entwicklung ohnehin mit unseren Steuergeldern bezahlt haben, sollten wir das Ergebnis auch verwenden.
Ihre Stärken hat die Radl-App bei Ausflugsfahrten oder Fahrradurlaub in Bayern. Das gilt speziell bei Radtouren entlang einer der 125 thematischen Routen im Freistaat. Das Navi zeigt hier nicht nur den richtigen Weg, sondern auf Wunsch auch Natur- und Baudenkmäler oder schöne Panoramablicke entlang der Strecke.