Deutsche Glasfaser greift zur Geheimwaffe

Um in Schondorf mit dem Glasfaser-Ausbau zu beginnen, fehlen immer noch 60 Kunden. Der Schlußtermin für die sogenannte Nachfragebündelung wurde erst vom 18. Juli auf den 8. August verschoben, und anschließend unbestimmt verlängert. Trotzdem haben sich noch nicht genügend Schondorfer für einen FTTH (Fibre-to-the-home) Anschluß entschieden.
Warum nur ist dieser kleine Ort am Ammersee so schwer zu überzeugen?

Glasfaser Schema
Photo © www.eks-engel.de

Viele blaue Fähnchen

Überall sonst scheint die Marketingstrategie von Deutsche Glasfaser ja zu funktionieren: Man beflaggt den Ort flächendeckend mit blauen Fähnchen – sicher die beste Strategie, um die Vorteile eines erklärungsbedürftigen Produktes wie Glasfaser-Internet darzustellen. Das scheint in ganz Deutschland zu klappen, nur eben nicht in Schondorf am Ammersee.

Wie überzeugt man Bayern?

In der Deutsche Glasfaser Konzernzentrale in Borken haben wahrscheinlich die Köpfe geraucht. Wie kann man diese sturen Bayern überzeugen? Irgendwer muss dann die rettende Idee gehabt haben (oder man hat sich vielleicht von McKinsey beraten lassen): Die Weißwurst ist das Zaubermittel!

Glasfaser und Weißwurst

Und so kommt es, dass jetzt noch ein allerletzter Anlauf genommen wird. Aus einer Mitteilung der Gemeinde Schondorf erfahre ich:

Am Samstag, den 08.10.2016, von 10:00 bis 15:00 Uhr bieten wir im Sitzungssaal des Rathauses die allerletzte Möglichkeit, sich bei den Mitarbeitern zu informieren und einen Vertrag abzuschließen. Die Deutsche Glasfaser lädt Sie dabei zu frischen Weißwürsten, Brezen und Getränken ein.

Weißwurst und Brezen – jetzt muss es einfach klappen!

Schnelles Internet am Ammersee

Auch wenn mir das Marketing von Deutsche Glasfaser reichlich altbacken erscheint, bin ich in der Sache immer noch ein Befürworter der Technologie (siehe Kommt der GLEXIT?).
In der erwähnten Mitteilung der Gemeinde schreibt Bürgermeister Alexander Herrmann: „Denken Sie daran, dass Sie diese Möglichkeit wahrscheinlich nicht so schnell wieder bekommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns diese einmalige und noch dazu preiswerte Chance auf den Zugang zu einem der modernsten und leistungsfähigsten Telekommunikationsnetze nicht entgehen lassen sollten.
Da bin ich mit unserem Bürgermeister völlig einer Meinung. Glasfaser ist eine zukunftssichere Lösung mit klaren Vorteilen gegenüber Kupferleitungen.

Reicht der jetzige Anschluss?

Wer der Meinung ist, dass ihm sein jetziger Internetanschluss völlig reicht, sollte sich das noch einmal gut überlegen. Spätestens wenn alle Nachbarn in der Straße per Internet telefonieren, fernsehen und Musik hören, wird es nämlich eng mit der Übertragungsgeschwindigkeit. Vielleicht also besser doch am Samstag zum Weißwurstessen ins Rathaus gehen und sich noch einmal informieren.

Glasfaser für Schondorf

Samstag 8. Oktober 2016, 10:00 – 15:00 Uhr
Sitzungssaal im Rathaus
Schondorf am Ammersee

10 Gedanken zu „Deutsche Glasfaser greift zur Geheimwaffe“

  1. Es wird wieder mal geschmunzelt über die Ankündigung der Glasfaser von heute, den 11. 10. 2016, dass es noch einige Zeit dauert, bis alle Verträge überprüft sind.

    Welche Dilettanten holen wir uns da in unsere Gemeinde !

    Kann denn niemand denen beim Auszählen von möglichen 0-60 Verträgen
    helfen ?

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  2. Ich hatte als Informatiker ein gute Vorkenntnisse um zu wissen was Glasfaser im Haus bedeutet, aber habe mich auch nochmals expliziert am Servicepoint erkundigt. Vorteile sehe ich hier definitiv mehrere als Nachteile. Zum Beispiel als Vorteil ist eine sehr schnell Anbindung von 100Mbits (hoch- und runterladen, zum Vergleich: 16 runterladen, 1 hochladen) und diese Tatsache hat viele positive Effekte: Besserer Standort, zukunfts internet jetzt und nicht erst in 3 Jahren. Nachteile sehe ich sogar keine. Außer evtl. das wir nur noch eine Leitung zum telefonieren haben, wobei ISDN wird sowieso abgschalten im kommenden Jahr. Für weitere Technische Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

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  3. P. S.: Ganz Schondorf mit blauen Fähnchen, Briefkastenaufklebern und Vorgartenschildchen zuzukleistern, ist keine PR-Arbeit, sondern ziemlich simple Werbung.
    Um neue Technologie an den Mann (und die Frau) zu bringen, bedarf es intensiver und vor allem strategischer PR-Arbeit. Die hat hier aber definitiv nicht stattgefunden. Und falls doch, war sie so geheim angelegt, dass sie mir nicht aufgefallen ist. Gute PR fällt aber jedem auf! Insbesondere der Zielgruppe. Zu der ich eindeutig gehöre …
    Ich wurde aber nicht informiert, sondern war nur von der Werbung genervt.

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  4. Der größte Vorteil ist die Langlebigkeit des Materials, sowie die selektive Austauschbarkeit von defekten Leitungen bei Beschädigungen. Am Kupferkabel nagt der Zahn der Zeit, viele undefinierbare Störungen sind darauf bereits zurück zu führen. Alle anderen Vorteile nehmen wir gerne mit, dafür zahlt man gerne etwas mehr

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  5. "Glasfaser ist eine zukunftssichere Lösung mit klaren Vorteilen gegenüber Kupferleitungen."

    Das wird allgemein gesagt. Aber kaum einer erklärt es auch … und so was kann ich gar nicht leiden.
    Es gibt eine Internetseite, wo Vorteile erklärt werden, aber auch – erstaunlicherweise – die Nachteile. Denn die gibt es auch. Aber über die spricht keiner. Zumindest die im nahen Zusammenhang Stehenden nicht. Also die, die dafür werben (und unbezahlt PR machen). Was ich erst recht nicht leiden kann.
    Ich wiederhole mich: die PR-Abteilung der Deutsche Glasfaser hat jämmerlich versagt. Wenn es jemandem nicht gelingt, eine Frau wie mich, die mit zu den ersten im Internet gehört, von der neuen Technologie umfassend zu informieren und damit zu überzeugen, sollte derjenige sich mal fragen, was er wohl falsch gemacht haben könnte. Da nützen auch Werbebriefe des Herrn Bürgermeisters nichts … im Gegenteil. Dieser Brief war pr-mäßig genauso schlecht wie die ganze Werbe- und PR-Arbeit als solche.

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