Blogger Portrait Susanne Lücke

Ich hatte einmal die Idee, Blogger rund um den Ammersee vorzustellen. Irgendwie ist das aber nach meinem Portrait von Renate Blaes wieder eingeschlafen. Nun, nach über zwei Jahren Pause, geht es weiter.

Die Autorin Susanne Lücke aus Schondorf am Ammersee

Eine Kosmopolitin am Ammersee

Der Name Susanne Lücke-David ist in Schondorf ziemlich bekannt, denn sie ist die Autorin des Buches „Schondorf am Ammersee – Portrait eines Dorfes„. Aber Susanne Lücke ist auch Kunsthistorikerin, Übersetzerin, Journalistin, und eben auch Bloggerin. Ihr Blog „Nestbeschmutzer“ http://susanne-luecke.de/ ist genauso unangepasst, wie es der Titel sagt.

Susanne Lücke-David stellt sich vor.

Ich promovierte 1962 in Kunstgeschichte und Archäologie, war dann Stipendiatin im Landesamt für Denkmalpflege Schleswig Holstein, anschließend bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, hatte schließlich einen Lehrauftrag an der University of Toronto zum Thema moderne Kunst, habe mich dann aber, als Mutter zweier Söhne, für eine freiberufliche Tätigkeit entschieden. Seit 1976 publiziere ich nicht nur in meinem Fach, sondern auch zum Thema Lebensmitteltechnologie, einfach, weil mich das interessiert.
Ein halbes Berufsleben lang arbeitete ich als Co-Autorin meines Mannes Hans-Karl an einem zweibändigen Werk zur antiken Mythologie für die rowohltsche Enzyklopädie, publizierte aber nebenher auch weitere Titel hauptsächlich als Autorin, aber auch als Übersetzerin. Zur Erholung schrieb ich einige sogenannte belletristische Stücke. Sogenannt, weil ich die Unterscheidung von Sachbuchliteratur und Belletristik unangemessen finde. Die Briten sind da besser: Fiction und Non Fiction!
Nach einem „Nomadenleben“ zwischen Deutschland, Kanada, Italien und Frankreich bin ich seit 1999 in Schondorf ansässig und gedenke es zu bleiben! 

Ich spieße einfach auf, was mir auffällt

Dein Blog heißt „Nestbeschmutzer“. Um welche Themen geht es da?

Im weitesten Sinn um politische (gesellschafts- und kulturpolitische) Themen – eigentlich ohne Vorsatz. Ich spieße einfach auf, was mir auffällt oder was mir zu Unrecht nicht genügend Beachtung findet, und recherchiere entsprechend.
Der Titel „Nestbeschmutzer“ prangert natürlich das unbegreifliche Phänomen an, dass „Whistleblower“, die Missstände aufgedeckt haben, immer wieder selber als Nestbeschmutzer beschimpft werden. Die Bundesregierung verspricht seit Jahren, etwas zum Schutz von Whistleblowern zu unternehmen. Getan hat sich bisher nichts.

Die Autorin Susanne Lücke aus Schondorf am AmmerseeWie bist Du auf die Idee gekommen, „Nestbeschmutzer“ zu starten?

Ich habe ja auch als Journalistin gearbeitet, habe unter anderem einige Jahre eine Kolumne für das ZEITmagazin geschrieben, in den 90er Jahren zur „Lokalspitze“ der SZ beigetragen, die inzwischen eingestellt wurde. Ein Blog hat den großen Vorteil, dass ich nicht an irgendwelche Termine und Trends gebunden bin.
Ich bin frei zu entscheiden, worüber ich schreibe und wann. Nur würde ich es gerne öfter tun, aber das halte ich nicht durch, da ich immer an mehreren Textbaustellen für Buchpublikationen arbeite. Das erfordert nicht nur Zeit, sondern auch Konzentration.

Was ist dein persönlicher Maßstab für den Erfolg des Blogs?

Erfolg ist ja immer unkalkulierar. Ich versuche nur, so solide und seriös zu arbeiten wie möglich. Aber ich betrachte es als Erfolg, wenn jemand meine Beiträge kommentiert – das geschieht ja fast regelmäßig und das auf sehr sachliche Weise, worüber ich richtig glücklich bin. 

Was kann ein Blog bewirken?

Du nimmst dir in deinen Texten kein Blatt vor den Mund. Hat es da auch schon unangenehme Reaktionen oder Kommentare gegeben?

Bis jetzt nicht. Ich bin weder beschimpft noch bedroht worden, so dass ich mich manchmal frage, ob meine Beiträge überhaupt gelesen werden. Dass das jedoch der Fall ist, bestätigen ja die Kommentare. Im übrigen bin ich gewappnet: Wer in irgendeiner Eigenschaft in die Öffentlichkeit tritt, muss mit jeder Art emotionaler Zuwendung rechnen, von der Anbiederung bis zum Shitstorm.

Kann ein Blog heute etwas bewirken, oder hat sich die Diskussion völlig zu Facebook und Twitter verlagert?

Kann ein Blog etwas bewirken? Da bin ich eher skeptisch, aber wenn es gelingt, auch nur ein paar Leser zum Nachdenken zu bringen, sehe ich das als Erfolg. Andererseits gilt für ein Blog dasselbe wie für alle Publikationsformen: Nachrichten erreichen nur die, die die Botschaft schon kennen und sie also nicht nötig haben. Die anderen erreichst du gar nicht; da bin ich durchaus zynisch. Aber zurückhalten, was gesagt werden kann (was für ein gar nicht so selbstverständliches Glück!) und sollte – das ist für mich keine Konsequenz.
Was Facebook und Twitter angeht, so sehe ich schon einen wesentlichen Unterschied zu einem Blog. Dort fixiert man ja quasi Gesagtes, schnell Dahingeredetes, ohne sich dessen bewusst zu sein. Schön, das mag auch für so manchen Blog gelten, aber für mich ist ein Blogbeitrag im Wesentlichen nichts anderes als ein Artikel in einem Printmedium.

Welche Tipps hast Du für Leute, die selbst ein Blog starten wollen?

Wenn möglich, regelmäßig und in nicht zu großen Abständen etwas posten und vor allem immer strikt sachlich bleiben. Das sollte auch für nicht professionelle Schreiber oberstes Gebot sein.

Vielen Dank für das Gespräch. Wer jetzt neugierig geworden ist, hier geht’s zum „Nestbeschmutzer“ Blog: http://susanne-luecke.de/

Buch von Susanne Lücke-DavidBücher von Susanne Lücke-David

Hier eine Auswahl der Bücher von Susanne Lücke, mit Bestellmöglichkeit:
Schondorf am Ammersee – Portrait eines Dorfes
Die Baustile
Die Götter der Griechen und Römer  
Antike Mythologie
Immer geradeaus: verwirrt in Italien? Ein Reiseführer durch ein skurriles Land
Das europäische Brotbackbuch

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