Viele Bedenken

Kirche St. Jakob am Ammersee

Ich hatte neulich über das geplante neue Hotel neben der Seepost in Schondorf geschrieben (siehe Was kommt hier her?). Am 27. März fand dazu vor dem Ortsentwicklungs-Ausschuss der Gemeinde eine Anhörung von Denkmalamt und katholischer Kirche statt. Dabei wurden viele Bedenken geäußert.

Ortsbeherrschenden Charakter erhalten

Kirchenpfleger Marius Langer von der Pfarreigemeinschaft Utting-Schondorf lehnte einen Neubau in dieser Form ab. Einerseits gibt es Bedenken wegen möglicher Störungen des Fundamentes von St. Jakob. Die geplante Tiefgarage wäre nur fünf Meter von der Kirche entfernt. Außerdem wäre das Hotel nicht nur zu nahe an der Kirche, sondern auch zu wuchtig. Der ortsbeherrschende Charakter des Gotteshauses ginge durch den dreistöckigen Neubau verloren.
Frühers, hieß es mahnend, habe es ein selbstverständliches Gefühl dafür gegeben, wie sich umliegende Häuser der Kirche unterzuordnen hätten. Heißt sinngemäß: Frühers hätte es gar niemand gewagt, mit solchen Plänen an die Kirche heranzutreten.

Baudenkmal von überregionaler Bedeutung

Diesen prägenden Charakter von St. Jakob unterstrich auch der Vertreter des Denkmalamtes. Die Kirche sei ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung. Es ist in Bayern eine der wenigen romanischen Langkirchen mit profanem Obergeschoß (vermutlich einmal ein Schlafraum für Pilger auf dem Jakobsweg).
Mit alten Gemälden und Photos zeigte der Denkmalschützer, dass St. Jakob immer eine herausgehobene Landmarke am Ammersee gewesen ist. Diese Eigenschaft ginge durch den zu massiven Hotelbau verloren. Das Denkmalamt vermißt hier die Maßstäblichkeit und würde einen Antrag vermutlich ablehnen.

Die Burg des Engildeo von Schondorf

Diese Bedenken ließen sich mit einem kleineren Bau vielleicht ausräumen. Schwieriger wird es, wenn es unter die Erde geht. Bei Bauarbeiten im Umfeld einer alten Kirche müsse man immer damit rechnen, auf bis dahin verschüttete Bodendenkmäler zu stoßen. Unter St. Jakob könnten Grabbeigaben oder Erdställe gefunden werden.
Das Denkmalamt hält es für nicht unwahrscheinlich, dass die Kirche auf den Resten der mittelalterlichen Burg der Grafen von Schondorf errichtet wurde. Deshalb müssten alle Bauarbeiten archäologisch begleitet werden. Sollten dabei historisch wichtige Fundamente zum Vorschein kommen, könnte die denkmalrechtliche Erlaubnis widerrufen werden. Die begonnenen Bauarbeiten müssen dann gestoppt werden – ein Horror für jeden Bauherren.

Wieviele Parkplätze?

Neben diesen Bedenken von kulturhistorischer Dimension kamen auch ganz alltägliche Einwände zur Sprache. Reichen die geplanten Parkplätze aus? Hier gingen die Meinungen des Architekten und der Gemeinderäte weit auseinander. Man konnte sich nicht einmal darauf einigen, wieviele Parkplätze die Seepost denn jetzt habe. 52 (durch Stellplatzablöse) sagen die Eigentümer, während die Gemeinde von 20 ausgeht. Belege für die jeweilige Auffassung konnte an diesem Abend keine der beiden Seiten vorbringen.
Angesichts der ablehnenden Haltung von Denkmalamt, Kirche und vielen Gemeinderäten, scheint es im Moment nicht gut um das Projekt zu stehen. Bürgermeister Herrmann regte im Verlauf des Gesprächs an, es doch vielleicht mit einer kleineren Variante, entsprechend dem gültigen Bebauungsplan, zu versuchen. Das könnte ein Ausweg sein, wenn sich denn ein kleineres Hotel für die Eigentümer rechnet.


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