Am Freitag, 29. Juni findet am Ammersee-Westufer wieder eine Nacht der offenen Kirchen statt. Das komplette Programm (http://www.pg-utting.de/ndok2018) der Pfarrgemeinschaft Utting-Schondorf listet über zwanzig Veranstaltungen in sieben Kirchen auf. Vieles davon ist das erwartet Seelenerhebende, mit für mich abschreckenden Begriffen wie Klangschalen oder gar Didgeridoo. Einige der Veranstaltungen klingen aber auch für mich interessant.
Ich konzentriere mich hier auf die Kirchennacht in Schondorf, weil das nun mal das Schondorf Blog, und nicht das Utting oder Holzhausen Blog ist.
Eritreisch-Orthodox
In St. Jakob findet um 20:00 Uhr ein eritreisch-orthodoxer Gottesdienst statt. Ich weiß praktisch nichts von der eritreisch-orthodoxen Kirche (Tewahədo Bet’ə K’rstian Ertra), und genau das macht es interessant. Laut Wikipedia ist es eine verhältnismäßig junge Kirchengemeinde. Sie wurde erst in den 1920er Jahren gegründet, um sich vom Einfluss der dominierenden orthodoxen Kirche in Äthiopien abzusetzen, von dem Eritrea 1991 unabhängig wurde. Der Gottesdienst wird wohl auf Tigrinisch gehalten, eine der neun(!) offiziellen Amtssprachen Eritreas.
Wie sich nun äthiopisch-, russisch-, griechisch- und eritreisch-orthodox unterscheiden, habe ich keine Ahnung. Ich könnte mich mit den Kirchgängern höchstens über die Tour de France unterhalten. Die Eritreer sind ein radsportbegeistertes Volk, und Daniel Teklehaimanot ist seit dem Gewinn der Bergwertung beim Critérium du Dauphiné der bekannteste afrikanische Radsportler in Europa.
Johannespassion und Elementarzeichnungen
In der Kirche Heilig Kreuz wird ab 21:30 Uhr die Johannespassion von Arvo Pärt aufgeführt. Das ist erfreulicherweise nicht die leichte Kost, mit der sonst Gelegenheitschristen in die Nacht der offenen Kirchen gelockt werden sollen. Der große Minimalist unter den zeitgenössischen Komponisten verzichtet in seiner 1982 geschriebenen Passio Domini nostri Jesu Christi secundum Joannem ganz auf dramatische Effekte. Seine Passion Christi klingt verblüffend simpel, aber beim genaueren Hinhören entdeckt man dann doch eine große Komplexität.
Parallel dazu zeigt Andreas Kloker in St. Anna seine Elementerzeichnungen. Hier kommt in der Ankündigung zwar das Wort „Klangschalen“ vor, aber bei Kloker macht mir das nichts aus. Seinen Wasserbildern beim Entstehen und Vergehen zuzusehen (siehe Die Klage und Vom gehen und amen) finde ich so spannend, dass dazu sogar ein Didgeridoo spielen könnte.
Bildbetrachtungen
Einen Tipp aus Utting habe ich jetzt doch noch. Während der Nacht der offenen Kirchen gibt es in Mariä Heimsuchung Bildbetrachtungen und Gedanken zum Thema „Am Weg“. Die Bilder stammen von dem Uttinger Photographen Harry Sternberg (http://montestella.de/), den ich sehr schätze. Die Gedankenimpulse steuert Jesuitenpater Georg Kappeler bei. Ihm zuzuhören ist immer ein Vergnügen und eine Bereicherung.
Nacht der offenen Kirchen
Schondorf am Ammersee:
St. Anna, St.-Anna-Strasse 29
St. Jakob, St.-Jakobs-Bergerl 1
Heilig Kreuz, Kirchberg 10
Pfarrgemeinschaft Utting-Schondorf http://pg-utting.de/