Nun bin ich endlich dazu gekommen, mir das Tiny House in Utting anzuschauen. Die Künstlerin Luise Loué hat dieses Minihaus am Bauhaus Campus in Berlin aufgebaut und dann an den Ammersee gebracht. Hier nutzt sie es als persönliches Refugium, aber auch als Raum für Veranstaltungen und Konzerte. Das klingt bei nur 10 m² Grundfläche vielleicht seltsam, aber das Haus ist innen geräumiger, als man von außen meinen möchte.
Klein, aber nicht beengt
Als ich es mir am Uttinger Campingplatz angeschaut habe, war gerade ein Fernsehteam für Dreharbeiten da. Die wollten natürlich auch sehen, wieviele Menschen eigentlich in dem Haus Platz haben. Da saßen dann zehn Leute auf dem Sofa, im Alkoven und auf den Sitzkissen, Stefan Noelle spielte auf der Gitarre, und Kameramann und Tonmeister hatten auch noch Platz. Das war zwar eng, aber auf eine behagliche Art.
Das Tiny House ist kürzer als die daneben stehenden Wohnwägen (es passt auf einen PKW-Anhänger), dafür aber deutlich höher. Das gibt ein luftiges Raumgefühl. Über eine Leiter kommt man zum Schlafplatz unter dem Dach, der bei Veranstaltungen als Logenplatz genutzt wird. Der andere Unterschied zu den Caravans auf dem Campingplatz ist die ausgesprochen geschmackvolle Einrichtung. Man merkt, dass hier eine Innenarchitektin gestaltet hat, in diesem Fall die Berlinerin Annemone Schütz (AnneLi West https://anneliwest.de/). Schön abgestimmte Farben, originelle Lampen, ein kuscheliger Teppich und ein kleines Samtsofa. Ich habe mich in dem Tiny House sofort wohl und gemütlich gefühlt.
Von Berlin nach Utting
Ich finde das Minihaus gerade am Ammersee ein spannendes Projekt. In Schondorf, Utting oder Dießen scheinen die Neubauten immer größer zu werden. Was von außen wie das Heim einer Großfamilie aussieht, entpuppt sich oft als Wohnraum für ein kinderloses Ehepaar. Dass es auch beim Bauen nicht immer mehr und immer größer sein muss, versucht eine stetig wachsende Tiny House Bewegung zu beweisen.
Dazu gehört am Bauhaus Campus (http://bauhauscampus.org/#tinyu) in Berlin die Gruppe um Professor Van Bo Le-Mentzel, der das Tiny Town House (kurz: TiTo House) entworfen hat. Mit ihm hat Luise Loué ihr Winzlingshaus gebaut. Jetzt steht es am Ammersee, genauer gesagt am Campingplatz in Utting, gleich nach der Einfahrt. Das mobile Minihaus wurde heuer schon für einen Lyrikabend, ein Konzert der Violinistin Francesca Rappay, und für einen Vortrag der Weltenbummlerin Eva Wessels genutzt. Zukünftige Termine findest Du auf der Tiny House Website.
Liebesobjekte
Die Neonschrift „Liebesobjekt“ über der Tür hat bei einigen Passanten anscheinend schon für hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Das hat aber natürlich nichts mit etwaigen Dienstleistungen zu tun, sondern bezieht sich auf die Sammelleidenschaft von Luise Loué. Sie hat schon in mehreren Ausstellungen Erinnerungsstücke und kreative Basteleien präsentiert, die verschiedene Leute für einen geliebten Menschen geschaffen haben: https://www.liebesobjekte.de/liebesobjekte/
Tiny House Utting
Campingplatz Utting am Ammersee
Website: https://www.liebesobjekte.de/tinyhouse/
Ich mag dieses TinyHouse sehr…mir persönlich ist es aber um eine Spur zu klein. Sonst würde ich sofort bei dem im August stattfindenden Workshop mitmachen (Berlin/Urania), um mir genau so eines (10m2, 10 Tage, 10.000 Euro) zu bauen. Außerdem fehlt mir da das Badezimmer…oder ist da eines versteckt?
Nein, ich habe dort kein Badezimmer entdeckt. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das Haus aber so konzipiert, dass man an der Giebelseite ein zweites TiTo anbauen könnte. Dann hätte man 20m2 und Platz für Dusche und Toilette.
Schöne Idee und schön anzusehen. Aber dieser Schreibtisch (sollte es einer sein) dürfte schnell überfordert sein…
Kommt ganz darauf an, wie man seinen Schreibtisch nutzt, Susanne. Meine Utensilien hätten auf diesem Tischchen Platz, aber jeder hat hier natürlich andere Bedürfnisse. Zugegeben, als Hauptwohnsitz wäre mir das tiny House zu klein. Ich finde es aber ein interessantes Projekt, weil man einmal darüber nachdenken kann, wieviel Platz man eigentlich wirklich braucht.