Die klassische Definition für den Erfolg eines Unternehmens ist recht einfach: Umsatz und Gewinn müssen steigen. So gesehen führen meine Frau und ich unseren kleinen Fachverlag (https://www.iebmedia.com) seit Jahren recht erfolgreich. Aber an einem gewissen Punkt kommen dann doch Zweifel auf. Erstens führt einen dieses „immer mehr“ in ein Hamsterrad, aus dem man schwer einen Ausweg findet. Zweitens stellt sich die Frage nach dem Preis für diesen Erfolg. Genau hier setzen die Überlegung zur Gemeinwohl-Ökonomie an.
Gemeinwohl Ökonomie
Eine Binsenweisheit vieler Unternehmensberater heißt: Im Einkauf liegt der Gewinn. Das heißt, um den Gewinn zu steigern, werden die Kosten immer weiter gedrückt. Unsere globalisierte Welt bietet dazu unglaubliche Möglichkeiten. Aber zu welchem Preis? Oft genug beruht der ökonomische Erfolg darauf, dass andere Menschen und unsere Lebenswelt gnadenlos ausgebeutet werden.
Die Gemeinwohl Ökonomie will hier ein alternatives Wirtschaftssystem bieten. Der Erfolg eines Unternehmens berechnet sich nicht mehr ausschließlich nach dem Gewinn. Darüber hinaus zählen auch Werte wie ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Menschenwürde, Solidarität und demokratische Mitbestimmung. Diese Faktoren werden in einer Matrix dargestellt und bewertet. Daraus können Unternehmen, Verbände oder Gemeinden eine Gemeinwohl Bilanz erstellen. Diese Bilanz macht die Wirkung der unternehmerischen Aktivitäten auf das Gemeinwohl sichtbar. Man erkennt, wo man aktuell steht, und wo Verbesserungen möglich sind.
Der ganze Ansatz ist nicht nur etwas für hartgesottene Öko-Fuzzis. Auch im traditionellen Sinn erfolgreiche Firmen wie der Sportartikelhersteller Vaude, die Sparda-Bank München oder das Einrichtungshaus BoConcept machen mit.
Bevor ich mich nun in einer detaillierten Beschreibung verzettele, verweise ich lieber auf ein Video von Christian Felber. Er ist der Autor des Buches „Gemeinwohl Ökonomie“ und Mitinitiator der Bewegung. In diesem TEDx Vortrag erklärt er sehr anschaulich, worum es dabei geht: https://youtu.be/dsO-b0_r-5Y
Gemeinwohl am Ammersee
Seit Ende September gibt es eine Regionalgruppe Ammersee-West, hier in Schondorf. Diese veranstaltet regelmäßige Stammtische, bei denen man mehr über das Thema erfahren kann. Der nächste findet am 10. Dezember in Utting statt. Nähere Informationen dazu gibt es hier: https://bayern.ecogood.org/ammersee-west/
Bezüglich Öko-Bilanz müsste man dem Unternehmen Amazon wohl die goldene Zitrone (o. ä.) verleihen, denn dort werden zurückgegebene Artikel nicht wieder ins Regal gestellt, sondern verschrottet! Das ist wirklich das Allerallerletzte!
Einmal schon wegen der ethischen (?) Haltung Amazons: Da werden überwiegend tadellose und funktionsfähige Dinge vernichtet – warum? Weil es wohl kostengüngstiger ist. Kann man diese Artikel nicht wohltätigen Gemeinschaften zur Verfügung stellen?
Und dann frage ich mich, warum so etwas überhaupt erlaubt ist. Vermutlich deshalb, weil kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommt, dass so ein abstruses Verhalten überhaupt möglich ist und es deshalb noch kein Gesetz dafür/dagegen gibt.
In was für einer Welt leben wir bloß? In den Meeren schwimmt mittlerweile mehr Plastik als Fische, die Waffenlobby verdient sich dumm und dämlich, in anderen Ländern/Erdteilen verhungern die Menschen oder werden durch Kriege vernichtet – und wir hier in Deutschland verschrotten tadellose Gegenständ. (Liste beliebig erweiterbar).
Wunderbare „Öko“bilanz!
Ich denke, auch hier muss der Druck von uns Konsumenten kommen. Die Unternehmen müssen sehen, dass sie sich mit einer Gemeinwohlbilanz von den Wettbewerbern abheben können. Dann wird das Thema für sie interessant.