Seit einigen Wochen sieht man am Weingartenweg Richtung Eching ein Schild, das auf PEFC hinweist. Im ersten Moment klingt das wie die Abkürzung für ein Kunststoffmaterial. Es geht aber um PEFC Forstwirtschaft, also um ein Zertifikat für nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Wälder als Kulturlandschaften
Unsere Wälder sind größtenteils kein wild gewachsener Dschungel, sondern Kulturlandschaften. Sie sehen so aus wie sie aussehen, weil der Mensch eingreift. Holz war schon immer ein wichtiger Rohstoff, als Heiz- oder Baumaterial. Im Gegensatz zu den meisten anderen Rohstoffen wächst Holz ständig nach. Heute, da wir die Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen beginnen, kommt noch ein weiterer Vorteil hinzu. Holz ist vom Prinzip her C02-neutral. Der wachsende Baum bindet genauso viel CO₂, wie er später beim Verbrennen oder Verfaulen wieder freisetzt.
Diese Vorteile und die steigende Nachfrage verführen natürlich dazu, Wälder als möglichst praktisch abzuholzende Plantagen anzulegen. Statt einem ökologisch wertvollen Gebiet hat man dann maschinengerecht angelegte Baumreihen, in denen kein Platz für tierische oder pflanzliche Artenvielfalt ist. Um das zu verhindern wurden Standards für die PEFC Forstwirtschaft entwickelt.
PEFC Forstwirtschaft
PEFC steht für Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes. Es ist also ein Programm, mit dem verschiedene Waldzertifizierungssystemen anerkannt werden. Diese Zertifizierung will eine nachhaltige Forstwirtschaft sicherstellen, für die es ökologische, soziale und ökonomische Anforderungen gibt. Vergeben werden die PEFC Zertifikate vom PEFC Council in Genf. Für ein PEFC Zertifikat gibt es in 53 Ländern weltweit Vergabestandards.
Zu diesen Standards gehören in Deutschland unter anderem die Pflanzung von Mischbestände aus standortgerechten Baumarten, die Vermeidung von Kahlschläge, oder der Erhalt angemessener Totholzvorräte. Wer ein PEFC Zertifikat erhält, verpflichtet sich außerdem, Pestizide möglichst zu vermeiden und besondere Rücksicht auf gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu nehmen (Du suchst Ruhe im Wald).
Diese Standards setzt das Freiherr von Perfall’sche Forstgut um, dem der Wald nördlich von Schondorf gehört. Anscheinend schon länger, denn auf der Website des PEFC Bayern (https://www.pefc-bayern.de) findet sich ein Bericht über eine entsprechende Begutachtung aus dem Jahr 2006.
Kritik an PEFC
Die PEFC Forstwirtschaft ist nicht unumstritten. Beispielsweise bemängelt der Umweltverband Robin Wood, dass die Einhaltung der Vorgaben nur stichprobenmäßig untersucht wird. Außerdem hätten Waldbesitzer relativ viel Spielraum, um die jeweiligen Kriterien umzusetzen. Das FSC Zertifikat (Forest Stewardship Council) sei da strenger. Demgegenüber beklagen gerade kleinere Waldbesitzer den hohen bürokratischen Aufwand von FSC.
Ich bin kein Fachmann für Forstwirtschaft und maße mir hier kein Urteil an. Zugegeben, persönlich bevorzuge ich beim Kauf von Papier- oder Holzprodukten das FSC Logo. Ich denke aber, dass beide Zertifizierungen ihre Berechtigung haben. Hauptsache, Kriterien wie Artenvielfalt und ökologische Nutzung werden in der Forstwirtschaft überhaupt berücksichtigt. Das finde auf jeden Fall besser als Holzplantagen, die nur auf maximalen Ertrag ausgelegt sind.