Aus dem Leben einer Bücherpatin

Bekanntlich haben wir seit 2020 in der Wartehalle des Schondorfer Bahnhofs eine Tauschstation für Bücher (Lesestoff am Bahnhof). Die wird sehr gut angenommen, braucht aber natürlich auch etwas Pflege. Die Betreuung der Büchertauschbox übernahm von Anfang an Initiatorin Sabine Pittroff zusammen mit Ilse Baumgarten und Jutta Beuke von der Schreibwerkstatt Schreibräume (http://www.schreibraeume.de/).

Da Baumgarten inzwischen nach Utting gezogen ist, ist seit kurzem Adela Ploner mit im Team (Im Sinne der journalistischen Offenlegungspflicht: Das ist meine Frau). Die drei Bücherpatinnen kümmern sich darum, dass die Box immer sauber und ordentlich aufgeräumt ist. Neulich habe ich Sabine Pittroff am Bahnhof getroffen, und über die Erfahrungen aus drei Jahren Büchertauschbox gesprochen.

Betreuung der Büchertauschbox

Das Positive vorweg: Das Angebot wird in Schondorf ausgesprochen gut angenommen. Pittroff hat einen guten Überblick über den Inhalt und stellt fest, dass der Durchsatz recht hoch ist. Kaum ist ein Buch im Regal, ist es meistens schon nach kurzer Zeit entnommen und durch etwas Neues ersetzt (Lesestoff am Bahnhof).

Ebenfalls sehr erfreulich ist, dass der Bücherkasten bislang von Vandalismus verschont blieb. Gerade in diesem Punkt hatte ich anfänglich große Bedenken. Die Stahl- und Glaskonstruktion des Schondorfer Metallkünstlers Thomas Lenhart sieht sehr leicht und elegant aus. Ausgesprochen vandalismusresistent ist sie aber sicher nicht. Trotzdem gab es in den drei Jahren bislang noch keine mutwillige Beschädigung. Das mag durchaus auch daran liegen, dass sie direkt im Blickfeld der Sicherheitskamera liegt. Wer hier randaliert, liefert der Polizei automatisch ein Fahndungsfoto in Passbildqualität.

Nimm eins – bring eins

Es funktioniert also recht gut, aber ein paar Kleinigkeiten ärgern Pittroff und ihre Kolleginnen schon. Beispielsweise wenn ganze Regalwände ausgeräumt und der Inhalt in, über und neben der Büchertauschbox deponiert wird. So etwas geht natürlich weit vorbei an dem Motto „Nimm eins – bring eins“.

Wie ich erfahre, werden manchmal auch Druckschriften und Pamphlete zu abstrusen Weltanschauungen in das Tauschregal geschmuggelt. Die werden von den Bücherpatinnen genauso aussortiert, wie zerschlissene und verschmutzte Bücher. Diese landen dann im Papiercontainer.

Sabine Pittroff erinnert sich allerdings an einen Fall, wo so ein reichlich zerlesenes Buch den Weg zurück fand. Jemand musste es aus dem Altpapier gefischt, und es anschließend wieder in die Büchertauschbox gestellt haben.

Insgesamt lobt die Bücherpatin aber die Disziplin der Benutzer. Der bei weitem größte Teil der abgegebenen Bücher ist sehr gut erhalten. Das kann ich nur bestätigen. Ich habe mir hier schon öfter etwas zum Lesen geholt, und das war alles in einem sehr guten Zustand.

Mut zur Trennung

Also alles perfekt bei der Betreuung der Büchertauschbox im Schondorfer Bahnhof? Einen Wunsch hätte Bücherpatin Pittroff schon, und ich als Leser bin da ganz auf ihrer Seite. Das Angebot an Büchern ist zwar sehr abwechslungsreich, aber das meiste ist doch schon gut abgehangen. Prime Aged würde man wohl beim Metzger sagen. Es wäre aber schön, wenn etwas mehr zeitgenössische Literatur ihren Weg in die Tauschstation finden würde.

Gebt euch einen Ruck. Die Bücher müssen nicht erst 30 Jahre im Regal verstauben, bevor man sich von ihnen trennt. Ich werde versuchen, mit gutem Beispiel voranzugehen.