Diskussion um Baumschutz in Schondorf

In der Sitzung des Schondorfer Gemeinderats vom 15. November stand ein etwas überraschender Punkt auf der Tagesordnung. „Antrag von GR Andreas Ernst hinsichtlich der Abschaffung der bestehenden Baumschutzverordnung“, hieß es in der Einladung. Überraschend ist das deswegen, weil es die Baumschutzverordnung schon seit Jahrzehnten gibt, und weil sie gerade im September neu gefasst wurde.

Die Schondorfer Baumschutzverordnung

Bekanntlich hat unser Ort seit den 1980er-Jahren eine Baumschutzverordnung, oder wie es im Amtsdeutsch heißt, eine Verordnung zum Schutz des Baumbestandes in der Gemeinde Schondorf am Ammersee. Den genauen Text kann man hier nachlesen: https://www.schondorf-ammersee.de/fileadmin/download_schondorf/Ortsrecht/Verordnungen/Baumschutzverordnung_-_Stand_25-09-2023.pdf

Nun hat Gemeinderat Andreas Ernst beantragt, das Regelwerk ersatzlos zu streichen. Das begründete er zum einen mit dem Bürgerwillen. Er werde immer wieder von Leuten angesprochen, die sich durch diese Verordnung gegängelt und schikaniert fühlten.

Herbstliche Bäume in Schondorf am Ammersee
Bäume prägen das Schondorfer Ortsbild

Zum anderen glaubt Ernst auch, dass durch den Wegfall der Verordnung die Bäume besser geschützt würden. Dazu muss man sich ein bisschen in das Regelwerk einlesen. Die Verordnung schützt Bäume im bebauten Gebiet, die einen Stammumfang von mehr als 80 cm haben. Bei Obstbäumen, die jetzt neu mit aufgenommen wurden, ist die Grenze 60 cm. Die Befürchtung ist nun, dass Grundbesitzer ihre Bäume radikal fällen, bevor sie diesen Grenzwert erreichen, nur um später nicht durch die Baumschutzverordnung gebunden zu sein.

Kein präventiver Kahlschlag

Dem widersprachen die Mitglieder der Baumschutzkommission, die derzeit aus den Gemeinderäten Kloker, Schraml, Springer und Wagner besteht. Dass Bäume schnell noch gefällt werden, bevor sie unter Schutz stehen, komme kaum vor. Auch mir ist bei meinen Spaziergängen dieser befürchtete Kahlschlag noch nie aufgefallen. Im Gegenteil, ich finde, dass wir in Schondorf außergewöhnlich viele schöne, alte Bäume haben (Wunderbare Wege in Schondorf). Ich weiß nicht, ob das an unserer Baumschutzverordnung liegt, aber zumindest scheint sie nicht zu schaden.

Baumgeschichten: Der Trompetenbaum in Schondorf am Ammersee

Natürlich ist die Verordnung kein Allheilmittel. Viele werden sich erinnern, dass vor sieben Jahren der sogenannte Augsburger Wald zwischen Seeberg und Pfitznerstraße komplett abgeholzt wurde (Abgeholzt – und jetzt?). Das liegt daran, dass das Grundstück zwar mitten im Ort ist, rechtlich aber als Außenbereich gilt, in dem die Verordnung nicht greift.

Eingriff in Eigentumsrechte

Es mag durchaus sein, dass sich einige Bürger durch die Verordnung in ihren Eigentumsrechten eingeschränkt fühlen. Ein weit verbreitetes Problem scheint das aber nicht zu sein. Laut eigenen Angaben behandelt die Baumschutzkommission jährlich etwa 70 Anträge auf Fällung. Rund 90 % davon würden genehmigt, weil es gute Gründe dafür gibt. Meist geht es darum, dass ein Baum einfach sein Lebensende erreicht hat und nicht mehr sicher steht.

Umschneiden aus Bequemlichkeit

Es gäbe aber auch Fälle, in denen ein Baum einfach aus Bequemlichkeit wegsoll, weil er den Ausblick verstellt oder zu viel Arbeit macht. Ein Dauerthema ist hier das abfallende Laub im Herbst. In solchen Fällen wird das Umsägen des Baumes nicht erlaubt, und das sorgt dann für böses Blut.

Bäume in der Nähe von Finning, Landkreis Landsberg am Lech

Diesem Eingriff in die Eigentumsrechte des Einzelnen steht aber das Interesse der Öffentlichkeit gegenüber. So ein Baum ist ja nicht nur schön anzusehen, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden Klima. Deshalb finde ich es gut, dass Bäume vor dem vorschnellen Griff zur Kettensäge geschützt werden. Der Gemeinderat sah das mehrheitlich auch so, und lehnte den Antrag auf Abschaffung der Baumschutzverordnung mit 12:3 Stimmen ab.

Wie sind eure Erfahrungen mit der Baumschutzverordnung? Ist sie wichtig für den Erhalt des Schondorfer Ortsbildes, oder hätte man sie abschaffen sollen?

1 Gedanke zu „Diskussion um Baumschutz in Schondorf“

  1. Auch alte Laubbäume prägen Schondorfs Ortsbild. Einige davon stehen dicht neben unserer Terrasse, aber niemand kommt offenbar auf die Idee, sie zu fällen, auch wenn sie Schatten werfen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar