In dem trockenen Sommer dieses Jahr fällt die Mückenplage aus. Trotzdem laufen die Initiativen zum Kampf gegen die Schnaken natürlich weiter. Bekanntlich hat Eching schon 2019 in einem Bürgerentscheid für das Versprühen des Pestizids BTI gestimmt. Dazu erfolgte letztes Jahr eine wissenschaftliche Mückenzählung am Ammersee zur Erhebung des Ist-Zustandes. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden nun im Echinger Gemeinderat vorgestellt. Das Resultat ist zwiespältig: Einerseits befürwortet die Projektleiterin den Einsatz des Insektizides BTI, andererseits würde das eine mögliche Mückenplage nicht verhindern.
Stechmücken in Eching
In Eching gab es 2019 einen Bürgerentscheid, in dem sich eine Mehrheit für den großflächigen Einsatz des Insektizides BTI aussprach (Echinger Stichwahl). Die Gemeinden können das aber nicht selbstständig entscheiden, sondern brauchen dazu die Genehmigung der Naturschutzbehörden. Diese wiederum wollen konkrete Fakten vorliegen haben. Deshalb startete Eching im Mai letzten Jahres eine Mückenzählaktion, deren Ergebnisse heuer im Gemeinderat vorgestellt wurden. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/mueckenplage-am-ammersee-blutsauger-aus-dem-naturschutzgebiet-1.5608781
Die Entwicklung in Eching wird rund um den See genau beobachtet, weil viele Menschen sich über eine tatsächliche oder gefühlte Mückenplage am Ammersee beschweren. Damit einem die kleinen Quälgeister nicht den Sommer vermiesen, propagiert der Verein Mückenplage? Nein, danke! schon länger das Versprühen von BTI. Die Abkürzung steht für Bacillus thuringiensis israelensis. Dieses 1976 in der israelischen Negev-Wüste entdeckte Bakterium tötet Mücken schon im Larvenstadium.
Brutgebiete für Schnaken
Bei der Zählung in Eching wurden von den Biologen Silke Göttler und Johann Schmidt an sechs Standorten Fallen aufgestellt. In diese tappten im Juli und August 2021 insgesamt 789 Mücken, davon gut 80 % Überschwemmungsmücken.
Das ist nicht verwunderlich, denn die Mücken vermehren sich am besten in flachen Tümpeln und Gräben, die nach einem Hochwasser oder starkem Regen zurückbleiben. Hier können sich die Mückenlarven relativ geschützt entwickeln. Im offenen Wasser dagegen sind sie für viele Tierarten buchstäblich ein gefundenes Fressen. Solche Überschwemmungsflächen finden die Mücken am Ammersee hauptsächlich in den flachen Uferbereichen am Nord- und Südende.
Mögliche Auswirkungen
Die mit der Mückenzählung betrauten Biologen dämpfen aber die Hoffnungen der Echinger. Die Brutstätten liegen größtenteils in Naturschutzgebieten, in denen der Einsatz von Pestiziden verboten ist. Aus gutem Grund, wie Göttler und Schmidt dem Echinger Gemeinderat erklärten. Neueste Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich durch den Einsatz von BTI die Nahrung für Vögel deutlich reduziert und diese sich weniger fortpflanzten.
Mich überrascht das nicht. Die Zusammenhänge in der Natur sind sehr komplex. Jeder Eingriff in die Nahrungskette kann dadurch an anderer Stelle unerwartete Auswirkungen haben.
Biologen empfehlen CO₂-Fallen
Mit BTI alleine lassen sich die Stechmücken am Ammersee also nicht im Zaum halten. Göttler und Schmidt raten deshalb dazu, zusätzlich sogenannte CO₂-Fallen auf öffentlichen und privaten Grundstücken aufzustellen (Welche Mittel gegen Schnaken helfen). Einen Trost haben die beiden jedenfalls für alle, die unter Mückenstichen leiden. Das hohe Mückenaufkommen 2017 und 2019 sei wohl nur ein temporäres Phänomen gewesen. Letzten Sommer und auch heuer war es für eine Mückenplage am Ammersee zu trocken.
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