Das Fremde

Kunst von Andreas Kloker in Schondorf am Ammersee

Andreas Kloker hat sich wieder einmal eine interessante Aktion für das Kleinatelier in der Schondorfer Bahnhofstrasse 38 einfallen lassen.
Texte auf der Wand des Hauses stellen Menschen am Ammersee vor – und zwar auf Deutsch und in deren Muttersprache.
Der Titel des Projektes steht als Überschrift darüber: „Die Sprache meiner Mutter ist meine Muttersprache.“

Das Leben als Kunst

Das ehemalige Büro des Schondorfer Fremdenverkehrsvereins wird von Andreas Kloker auf vielfältige Weise künstlerisch genutzt. Lange arbeitete hier die Bildhauerin Katharina Ranftl und stellte wöchentlich eine neue Montagsfigur ins Schaufenster (Ciao Clara). Im Dezember war es der Lyriker Wolfgang Berends, der hier während der Adventszeit seine Gedichte präsentierte (Poesie in der Bahnhofstrasse).
Nun nutzt Andreas Kloker das Haus wieder einmal für eine eigene Aktion. Die Süddeutsche Zeitung hat zu diesem Anlass ein liebevolles Portrait über ihn geschrieben: „Das Leben als Kunst

Startvorteil Muttersprache

Zwei Dinge gingen mir durch den Kopf, als ich die Texte zum ersten Mal sah. Erstens, dass meine Muttersprache Deutsch ist. Das klingt trivial, aber mir wurde bewusst, welchen Startvorteil ich dadurch habe. Ich musste keine neue Sprache lernen, als ich hierher zog. Man hört mir den Fremden nicht gleich an, und ich musste mich auch nicht erst mit anderen Gepflogenheiten vertraut machen.

Ich und die anderen

Zweitens fiel mir auf, wie erstaunlich wenige Menschen ich hier kenne, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Ich habe zwar etliche Freunde und Bekannte im Ausland, aber hier kenne ich kaum Ausländer (oder Menschen mit Migrationshintergrund, wie das wohl korrekt heißt).
Gut, Schondorf ist kein multikultureller Schmelztiegel wie Berlin oder New York. Trotzdem leben hier wohl etliche Menschen, die mit einer anderen Sprache, einer anderen Kultur aufgewachsen sind.
Sind die Milieus wirklich so unterschiedlich, dass man sich nicht begegnet? Oder gehe ich dem Fremden, vielleicht unbewusst, aus dem Weg? Ist da eine gegenseitige Scheu, aufeinander zuzugehen?

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