Die Gruppe mobi-LL (http://www.mobi-ll.de/) setzt sich für zukunftsfähige Mobilität in der Region ein. Einer der Bausteine dabei ist, ein Ammersee Carsharing aufzubauen. Dazu fand am 8. November in Schondorf ein erster Informationsabend statt. Wie ich in meinem Beitrag Projekt für Carsharing Schondorf schon vermutet hatte, kommt das Thema bei uns sehr gut an. Zu der Veranstaltung kamen rund 40 Leute, einige aus Utting und Dießen, die Mehrzahl aber aus Schondorf.
Erfahrungen aus der Praxis
Damit es nicht zu theoretisch wird, hatte Organisator Thomas Wree für den Abend Klaus Breindl vom VAT (Vaterstettener Auto-Teiler e.V. https://www.carsharing-vaterstetten.de/) eingeladen. Der konnte umfangreich aus der Praxis berichten, denn VAT betreibt das Carsharing schon über 25 Jahre recht erfolgreich. Der Verein hat heute 300 Mitglieder, denen zwanzig Autos zur Verfügung stehen. Damit widerlegt VAT das Vorurteil, dass Carsharing nur in den Metropolen funktionieren würde.
Den Grund für diesen Erfolg sieht Breindl im soliden Fundament der Organisation, was er auch für ein kommendes Ammersee Carsharing nachdrücklich empfahl. Ein Verein engagierter Bürgerinnen und Bürger sei einer kommerziellen Organisation überlegen. Wenn Leute mit Enthusiasmus dabei sind, dann überstehen sie auch die schwierige Anfangsphase. Größere Unternehmen wie Stattauto ziehen sich bald wieder zurück, wenn der Erfolg ausbleibt. Die Organsation als Verein kann noch weitere Vorteile haben. Möglicherweise bringen einige Vereinsmitglieder Spezialwissen mit, das sonst unbezahlbar wäre. Beispielsweise übernehmen die Pressearbeit von VAT die Chefredakteure zweier erfolgreicher Zeitschriften.
Schwierige Startphase
Dass der Anfang schwer ist, weiß Breindl aus eigener Erfahrung. 1993 war VAT mit zwei gebrauchten Kleinwagen gestartet. In dieser Anfangsphase ist für den Carsharing-Experten strikte Kostenkontrolle das oberste Gebot. Erst sieben Jahre später hatte sich die Mitgliedertzahl so entwickelt, dass man in ein drittes Fahrzeug investieren konnte.
Das scheint generell eine der Schwierigkeiten beim Teilen von Autos zu sein: Man startet mit nur ein oder zwei Wagen, was das Angebot nur für wenige Mitglieder attraktiv macht. Um die Mittel für einen größeren Fuhrpark zu haben, bräuchte man mehr Mitglieder. Die würden aber erst mitmachen, wenn mehr Fahrzeuge zur Verfügung stünden. Ein Teufelskreis, aus dem man nur durch geduldige Überzeugungsarbeit herauskommt.
Carsharing Plattformen
Helfen können an diesem Punkt sogenannte Überlassungsfahrzeuge. Privatpersonen oder Firmen stellen dem Carsharing ein Auto zur Verfügung, und erhalten dafür die Einnahmen aus der Nutzung.
Inzwischen wurde ich noch auf eine weitere Alternative aufmerksam gemacht, nämlich Portale wie Drivy (https://www.drivy.de), Snappcar (https://www.snappcar.de) oder Turo (https://turo.com/). Diese funktionieren wie Airbnb bei Ferienwohnungen: Wer sein Auto gerade nicht braucht, vermietet es stunden- oder tageweise. Gesucht und gebucht wird mittels App auf dem Smartphone. Die Vermittler nehmen dafür eine Gebühr von 20-30% des Mietpreises, kümmern sich im Gegenzug aber auch um die Versicherung. Drivy bietet sogar den Einbau einer Zusatzelektronik an. Mit dieser kann das Auto dann mit dem Handy geöffnet und gestartet werden. Außerdem informiert der eingebaute GPS-Sender immer über den aktuellen Standort.
Ich könnte mir so etwas ganz gut für ein Ammersee Carsharing vorstellen. Es senkt wahrscheinlich die Hemmschwelle, wenn man das eigene Auto spontan vermieten kann, ohne dafür einem Verein beitreten zu müssen.
Am 22. November findet ein weiteres Treffen statt, bei dem es konkret um den Aufbau des Carsharings in Schondorf geht. Wer daran Interesse hat, kann unter carsharing@mobi-ll.de weitere Informationen bekommen.
Lieber Leo, liebe LeserInnen!
In diesem Zusammenhang möchte ich hier die Aufmerksamkeit auf ein verwandtes Thema lenken: Berufspendler. Das ist natürlich eng mit Mobilitätsfragen verbunden.
Vielerorts werden Lösungen entwickelt, die Pendler-Reisen zu optimieren bzw. angenehmer, ja sogar auch produktiver, effizienter zu gestalten.
Das Ammersee Denkerhaus – Coworking Space in Dießen konzentriert sich auf einen anderen Ansatz: Warum nicht die Pendler-Reisen zukünftig schon in der Region enden lassen? Denker im Denkerhaus tüfteln an der Idee, cooles Coworking, professionell ausgestattet in einem angenehmen, großzügigen Raum am Ammersee-Westufer auch für Berufspendler schmackhaft zu machen. Das könnte viel Zeit, Nerven und Ressourcen sparen, die Umwelt vor Abgasen und Lärm verschonen.
Zurzeit werden für die Konzeptarbeit Inputs von Berufspendlern in einem kleinen Online-Fragebogen (7 Fragen, alles völlig anonym) gesammelt: https://controllingnews.survey.fm/berufspendler-am-ammersee-westufer.
Ich würde mich freuen, wenn auch Schondorf.Blog-LeserInnen mithelfen, viele Stimmen einzusammeln. Danke im Voraus!