Entdeckungen auf dem Christkindlmarkt

Jetzt ist er schon wieder vorbei, mein liebster Weihnachtsmarkt. Zugegeben, der in Kaltenberg ist größer, der beim Fischer in Stegen stylischer, aber der Schondorfer Christkindlmarkt ist auf eine charmante Art altmodisch. Es gibt keine Designer-Krippenfiguren, keinen Weihrauch aus dem Oman und keinen Christbaumschmuck aus China. Dieser Weihnachtsmarkt lebt ganz von den örtlichen Vereinen.

Syrische Süßigkeiten

Es ist schon toll zu sehen, was für ein lebendiges Vereinsleben wir im Ort haben. Von der Wasserwacht bis zum Schützenverein, vom Ruderclub bis zur Feuerwehr war mehr als ein Dutzend Organisationen vertreten. An ihren Ständen gab es Glühwein und Punsch, Eintopf und Bratwurst, gebrannte Mandeln und Apfelkücherl, und was man sonst noch auf einem traditionellen Weihnachtsmarkt erwartet.

Darüber hinaus konnte man aber auch einige Spezialitäten entdecken. Beispielsweise die Schondorfer Springerle, für die ich schon ausführlich Werbung gemacht habe (Weltexklusiv). Ungewöhnliche Leckereien gab es auch am Stand des Asylhelferkreises. Hier konnte man syrische, eritreische, afghanische, persische oder russische Süßigkeiten probieren. Alles natürlich nicht importiert, sondern in Schondorf gebacken. So lassen sich auch Skeptiker von den Vorteilen einer multikulturellen Gesellschaft überzeugen.

Halunke & Rabauke

Linoldruck auf dem Schondorfer Christkindlmarkt

Halunke und Rabauke hört sich nicht gerade weihnachtlich an. Hinter dem Namen steckt die mobile Linoldruckwerkstatt von Laura Engeser und Severin Geißler. Die beiden haben gar nichts rabaukenhaftes an sich, ganz im Gegenteil. Mit sichtlichem Spaß produzierten sie auf dem Christkindlmarkt kleine Druckgrafiken. Sie hatten Dutzende Druckmotive dabei, die dann jeweils spontan in unterschiedlichen Farben zu individuellen Kunstwerken kombiniert wurden.

Sakrale Strenge

Ausstellung am St.-Jakobs-Bergerl

Kunstwerke zu entdecken gab es auch, wenn man vom Leibl-Platz ein paar Schritte zum St.-Jakobs-Bergerl 10 ging. Dort hatten Anemone Rapp, Gisela Detzer und Gabriele Pillon ihr Atelier geöffnet. Eigentlich kennt man die drei als Malerinnen. Diesmal gab es aber raumgreifende Skulpturen zu sehen, für die sich die Künstlerinnen auf die Farben Schwarz und Weiß beschränkt hatten. Das wirkte in den schönen alten Räumen fast sakral streng. Ein durchaus besinnlicher Kontrast zum bunten Treiben auf dem Christkindlmarkt nebenan.

Die mongolische Jurte

Feuerschale auf dem Schondorfer Christkindlmarkt

Auf dem Schondorfer Christkindlmarkt gab es auch heuer wieder eine Jurte, also ein mongolisches Zelt. In dem wurden zu jeder vollen Stunde Geschichten vorgelesen. In der Mitte stand eine große Feuerschale und drumherum saßen auf Strohballen die meist jungen Zuhörer.

Das war für mich auch eine Entdeckung, dass das Erzählen am Lagerfeuer nichts von seiner Faszination verloren hat. Die angeblich von iPad und YouTube verwöhnten Kinder von heute saßen still da und lauschten gebannt den Geschichten.

Schöner Kontrast

Vollmond über Schondorf

Geschichten faszinieren uns Menschen schon seit tausenden Jahren. Der Mond auch. Den sah ich auf dem Heimweg, als ich den Kopf hob und über die bunten Lichter auf dem Markt schaute. St. Jakob und der Ammersee waren in ein mildes, silbriges Licht getaucht. Eigentlich ist der Vollmond nichts Besonderes, und trotzdem kann man seine Schönheit immer wieder neu entdecken.

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