Projekt Jaudelschuster

Es gut ein Jahr her, dass ich zuletzt über Die Fortgeschrittenen geschrieben habe. Nun hat diese Gruppe für ihr gemeinschaftliches Wohnprojekt endlich einen passenden Platz in Schondorf gefunden. Es ist das Jaudelschuster-Grundtück zwischen St.-Anna-Strasse und Landsbergerstrasse. Ein vorhabenbezogener Bebauungsplan soll nun regeln, wie das Wohnprojekt letztlich aussieht.

Die Fortgeschrittenen

Die Gruppe Die Fortgeschrittenen ist schon vor einigen Jahren entstanden. Ihre Mitglieder wollen eine moderne Form des Zusammenlebens entwickeln. Die angestrebte Wohnform ist getragen von einem ausgeprägten Gemeinschaftsgedanken, aber mit ausreichend Raum für Individualität. Das aktuelle Planungskonzept basiert auf einem „Dorf im Dorf“. Die Häuser sind um einen Anger angeordnet. Dieser bietet Raum für Begegnungen und gemeinschaftliche Aktivitäten.

Mehr über das Projekt erfährt man auf: https://www.diefortgeschrittenen.de/

Vorhabenbezogener Bebauungsplan

Modell Bebauung Jaudelschuster
Das Baugebiet im Modell. Im Vordergrund die Landsbergerstrasse, rechts oben St. Anna.

Für dieses Wohnprojekt hatte die Gruppe schon länger das Grundstück südlich vom Leitenweg, östlich der Landsbergerstrasse im Auge. Das Problem war allerdings, dass es hier kein Baurecht gab. Solange die Fortgeschrittenen nicht Eigentümer waren, konnten sie auch keinen Bauantrag stellen. Andererseits wollten sie das Grundstück auch nicht kaufen, solange nicht klar war, ob dort überhaupt gebaut werden darf. Ein echtes Dilemma.

Es gab aber zumindest Gespräche mit der Gemeinde, die auch Unterstützung für dieses Wohnprojekt signalisierte. Deshalb entschieden sich die Fortgeschrittenen letzten November, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Sie erwarben das Grundstück, obwohl es noch kein Baurecht dafür gab.

Im Dezember willigte der Gemeinderat dann in einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan ein. Bei einem „normalen“ Bebauungsplan legt die Gemeinde im Vorhinein fest, was und wie auf einem Grundstück gebaut werden darf. Hier ist es umgekehrt, eben auf das konkrete Vorhaben bezogen. Die Planung erfolgt Schritt für Schritt, in enger Abstimmung mit der Gemeinde. Wenn man sich letztlich einigt, wird diese Bebauung mit einem Bebauungsplan abgesegnet, der aber nur für genau dieses Bauvorhaben gilt.

Mehrgenerationen-Projekt Jaudelschuster

Plan Bauprojekt JaudelschusterIn der Gemeinde läuft der Bebauungsplan unter dem Namen „Jaudelschuster“, was wohl der alte Flurname ist. Ich hatte davor noch nie davon gehört, aber vielleicht kann mir jemand sagen, wo der Flurname herkommt.¹

Das Gelände eignet sich jedenfalls sehr gut für die geplante Mehrgenerationen-Wohnanlage. Sechs Häuser bieten 24 Wohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen für Familien mit kleinen Kindern, Alleinstehende, Senioren oder Patchwork-Familien. Der Garten zwischen den Häusern ist eine gemeinsame Grünfläche für alle Bewohner. Gemeinschaftsräume möchten die Fortgeschrittenen auch in dem denkmalgeschützten ehemaligen Schulhaus in der Landsbergerstrasse 24 einrichten.

Geplant ist auch, dass ein Fußweg durch das Areal für die Allgemeinheit offen ist. So würde eine weitere Fußwegverbindung zwischen Oberschondorf und Ortsmitte entstehen.

Start im Sommer 2020

Der derzeitige Zeitplan ist, dass der Bebauungsplan bis Ende März aufgestellt wird. Darauf basierend wird dann ein konkreter Bauantrag zur Genehmigung eingereicht. Wenn alles gut läuft, sollte dieser Prozess bis Sommer 2020 abgeschlossen sein und die Bauarbeiten können dann beginnen.²

Soweit ich weiß, sind aktuell noch drei oder vier Wohnungen frei. Wer sich für diese Form des gemeinschaftlichen Wohnens interessiert, kann hier mit den Fortgeschrittenen Kontakt aufnehmen: https://www.diefortgeschrittenen.de/kontakt/


¹ Susanne Lücke und Martin Wagner haben mir die Herkunft des Namens erklärt. Das alte Schulhaus (heute Landsbergerstrasse 24) war unter dem Namen „zum Jaudelschuster“ bekannt. Das wird erstmals 1661 in einem Brief an das bischöfliche Ordinariat erwähnt.

² Der Zeitplan ist vielleicht etwas optimistisch. Siehe dazu den untenstehenden Kommentar von Edgar Bürger, der auch den Ablauf des Verfahrens genauer erklärt.

4 Gedanken zu „Projekt Jaudelschuster“

  1. Liebe Fortgeschrittene,

    der „Jaudelschuster“, das klingt spannend, und passt irgendwie. Ein altes und als Schule ehrwürdiges Haus, neue Häuser kommen hinzu, ein interessantes Wohnkonzept zudem, spannend war das Projekt schon immer, und es hat nun mit diesem Projektnamen eine weitere Nuance erhalten.

    Den Fortgeschrittenen gratuliere ich herzlich zu diesem Grundstück und wünsche der weiteren Realisierung nur alles Gute.

    Dr. Michael Franz

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  2. Ein absolut zu begrüßendes Projekt, hinter dem die Gemeinde zu Recht unterstützend und einstimmig steht.

    Die Abläufe des von der Gemeinde und der GbR beschlossenen Verfahrens sind offensichtlich noch nicht richtig verstanden. Deshalb sind die daraus möglicherweise resultierenden Termine unrealistisch dargestellt.
    Beim gewählten vorhabenbezogenen Bebauungsplan steht der Bauherr in der Pflicht seine Planungen im Detail auszuarbeiten und dann dem für den Bebauungsplan beauftragten Planer die ausgearbeitete Planung mit Vorhaben- und Erschließungsplänen (VEP) zur Verfügung zu stellen. Hierzu gehören auch technische Klärungen wie Hangsicherung, Entwässerungsplanung, Statische- und EneV- Berechnungen. Erst dann wird danach der städtebauliche Rahmen erstellt. Diese VEPs sind dann auch Bestandteil des zu schließenden städtebaulichen Vertrags zwischen Bauherren und der Gemeinde. Dies ist der zweite Teil eines vorhabenbezogenen BPlans. Wenn alle Beteiligten sportlich unterwegs miteinander arbeiten lässt sich der Bebauungsplan in minimal 6-7 Monaten bis zum Satzungsbeschluss bringen.

    Leider alles kompliziert. Aber ein Baubeginn vor Herbst 2021 erscheint mir wegen der noch zu erstellenden Entwurfs- und Ausführungsplanungen und der gesetzlich vorgeschriebenen Fristen im Bauleitplanverfahren unrealistisch.

    Deshalb viel Glück allen Beteiligten
    Edgar Bürger

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    • Danke für den fundierten Kommentar. Ich fand den Zeitplan auch etwas optimistisch, habe mich aber an die Angaben der „Fortgeschrittenen“ gehalten. Mir ist klar, dass bei einem solchen iterativen Prozess schwer vorherzusagen ist, wann die Beteiligten zu einem Abschluss kommen. Jedenfalls drücke auch ich den „Fortgeschrittenen“ die Daumen, dass sie ihr Projekt möglichst schnell umsetzen können.

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