Am 12. Juli habe ich zusammen mit einigen Schondorfer Radlerinnen (die Männer waren klar in der Minderzahl) die Ausstellung Landschaften und Viecher von Gregor Netzer und Elke Jordan in Grafrath besucht. Der Radausflug war Teil der Aktion Stadtradeln, für die ich mir heuer einige schöne Radtouren statt verbissenem Kilometersammeln vorgenommen habe (Stadtradeln 2020 findet statt).
Landschaften und Viecher
Eine der Ideen war, die Malerin Elke Jordan in ihrem Atelier in Grafrath zu besuchen. Sie war von dem Vorschlag auch spontan angetan, nur ein Besuch im Haus ist wegen der geltenden Corona-Regeln kaum möglich. Kurzerhand hat sie ihre Bilder im Garten zu einer Freiluftausstellung aufgebaut. Außerdem hat sie auch noch ihren Landsberger Künstlerkollegen Gregor Netzer für die Aktion gewonnen. Jordan malt Landschaftsbilder, Netzer arbeitet mit den Abdrücken von Tierkörpern, und so war der Ausstellungstitel schnell gefunden: Landschaften und Viecher.
Entlang dem Ampermoos
Treffpunkt war am 12. Juli Mittags in der Schondorfer Seeanlage. Mich hat es gefreut, dass auch die lokale Politik mit vertreten war. Bettina Hölzle, Schondorfer Mobilitätsreferentin und Gemeinderätin, war mit dabei, genauso wie Dr. Silvia Dobler, unsere Kulturreferentin.
Stadtradeln-Organisatorin Barbara Freier hatte die Strecke vorab schon abgefahren und eine wirklich schöne Route gefunden. Auf dem ersten Stück entlang dem Weingartenweg nach Eching herrschte noch recht viel Radverkehr. Ab Eching wurde es deutlich ruhiger. Jetzt konnten wir die schöne Landschaft des Ampermooses genießen, ohne uns ständig durch Gegenverkehr und langsamere Radfahrer zu schlängeln (selber überholt wurden wir praktisch nie. Also fast nie). Der erste Stopp war dann in Kottgeisering. Dort gibt es den erstaunlich gut bestückten Selbstbedienungs-Hofladen Beim Falterbauer. Hier machten wir eine kleine Rast, bevor wir auf dem Radweg zum Bahnhof Grafrath weiterfuhren.
Elke Jordan und Gregor Netzer
Schließlich erreichten wir das Haus von Elke Jordan in Grafrath. Sie hatte im weitläufigen Garten über ein Dutzend Bilder aufgestellt. Ich fand es sehr interessant, Kunst einmal ohne sterile Museumsbeleuchtung zu sehen. Mit den vorüberziehenden Wolken und den wechselnden Lichtstimmungen entwickelten die Bilder direkt ein Eigenleben.
Das gilt speziell für Elke Jordans Landschaftsansichten. Diese sind mit erdigen Naturpigmenten und teilweise auch Sand gemalt, und haben deshalb eine strukturierte Oberfläche, die je nach Lichteinfall anders aussieht. Es sind keine konkreten Landschaften, sondern eher wie Erinnerungen an eine Umgebung, kurz nachdem man aus einem Traum aufgewacht ist. Ich mochte vor allem eines ihrer neuesten Bilder. Die Farben sind dort extrem reduziert, die Landschaft ist auf der weißen Leinwand mehr zu erahnen als zu sehen.
Auch bei Gregor Netzer sind die Bilder nicht sauber und glatt, sondern auf Papier mit vielen Falten. Das liegt an seiner Technik. Der begeisterte Koch Netzer setzt den von ihm in der Küche verarbeiteten Tieren ein Denkmal. Bevor sie zubereitet werden, legt er einen Bogen Papier auf den Körper. Diesen bestreut er dann vorsichtig mit Grafitpulver. Das schwarze Pulver bleibt an den Stellen hängen, wo sich das Papier mit Fett und Körperflüssigkeiten vollgesaugt hat. Die so entstandenen Abdrücke sind teilweise erstaunlich detailreich. Mich erinnern sie an Höhlenmalereien, die ja auch immer von einem großen Respekt vor den Tieren zeugen.
Kunst, Kaffee und Kuchen
Der Weg zurück begann mit einer Berg- und Talfahrt. Zuerst vom Grafrather Bahnhof die steile Straße hinunter zur Amper, und anschließend die genauso steile Straße wieder hoch ins Café Bella Martha (https://www.bellamartha.com/). Aber es hat sich gelohnt. Das Bella Martha hat eine wunderschöne Atmosphäre und Kaffee, Eis und Kuchen sind vom Feinsten. Das war im Wortsinn das Sahnehäubchen auf unserem Besuch in Grafrath.
Zurück nach Schondorf
Vom Bella Martha ging es erst wieder steil bergab zur Amper und anschließend wieder steil bergauf nach Mauern. Ab hier war es dann ein angenehm ruhiger Waldweg bis zur Autobahn A96, die wir in einem Tunnel querten. So kamen wir an den östlichen Ortsrand von Inning, und ab nun ging es bergab. Wir fuhren quer durch Inning hinunter nach Stegen.
Ich war bei der langen Abfahrt erstaunt, wie viele Höhenmeter wir bis dahin offensichtlich eingesammelt hatten. In Stegen vorbei an Fischer und Schreyegg war natürlich ein einziges Verkehrschaos, aber auch das haben wir gut überstanden. Danach wurde es wieder ruhiger und wir rollten bequem über Giessübel und den Radweg an der St 2055 zurück nach Schondorf.
Genuss-Stadtradeln
Trotz der vielen Eindrücke war die ganze Runde nur unspektakuläre 35 Kilometer lang. Meine Platzierung im Schondorfer Stadtradeln wird das nicht großartig verbessern (https://www.stadtradeln.de/schondorf/). Das macht aber nichts, mein Team heißt ja mit voller Absicht Genuss-Stadtradeln.
Schön geschrieben.
Meinen Glückwunsch, Leo
Beneidenswert! Seit mich (als Radlerin bei Grün über die Kreuzung) in München eine Autofahrerin übersehen und fast zur Strecke gebracht hätte, meide ich diese Art der Fortbewegung. Aber danke für den Hinweis auf die Freiluftausstellung.