Tarnung, Täuschung, Theater

Im Rahmen des Programms Holzwege bietet der Verein Kunst hält Wache vom 15. bis 17. Oktober einen dreitägigen Theater-Workshop im Wald. Der kostenlose Workshop richtet sich an Jugendliche und steht unter dem Motto Tarnung und Wald. Schade, dass ich kein Jugendlicher mehr bin. Ich glaube, dieses Theaterwochenende würde mir gefallen.

Workshop mit ELLE

Erstens leitet das ELLE Kollektiv (http://ellekollektiv.de/) diesen Workshop. Die sind bei uns bestens bekannt, weil sie Schondorf nun schon seit vier Jahren regelmäßig mit ihren immersiven Performances erfreuen, zuletzt im Sommer mit Das Meditier. Für ihre Arbeit wurden sie heuer mit dem Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet (Geschafft!) – völlig zurecht, wie ich finde.

Theater-Workshop mit Luis Lüps
Luis Lüps vom ELLE Kollektiv

Mit den ELLE-Mitgliedern Elisabeth-Marie Leistikow, Luis Lüps und Louis Panizza kann man sicher Spaß am Theaterspielen haben. Das sieht man schon in den Videos von den Proben zu ihrer letzten Produktion: https://youtu.be/vXFTASzXgFg

Theater im Wald

Zweitens gefällt mir, dass die Ankündigung Tarnung und Wald auf den ersten Blick so widersprüchlich wirkt. Weder Wald noch Tarnung sind Begriffe, die wir spontan mit Theater in Verbindung bringen. Schauspiele werden üblicherweise auf Bühnen aufgeführt. In den Wald dagegen gehen wir zum Spazieren, Jagen oder Pilze suchen. Tarnung passt erst recht nicht dazu. Bei einem Auftritt wollen wir auffällig und hervorgehoben sein, nicht möglichst unsichtbar.

Das ELLE Kollektiv denkt die Begriffe etwas weiter. Tarnung oder Maskierung gehören für sie zu den Grundprinzipien des Theaters. Erst dadurch wird es überhaupt möglich, einen Charakter darzustellen, in ihn einzutauchen. Außerdem sehen sie das Theater, genau wie den Wald, als einen Schutzraum. Beides sind Orte, an denen wir spielerisch aus unseren gewohnten Rollen heraustreten und etwas Neues probieren können. So betrachtet, ist ein Theater-Workshop im Wald dann doch durchaus einleuchtend.

Kostüme, Texte, Szenen

Der Wald ist in diesem Fall der Frauenwald in Landsberg. Ich kenne das Gelände an der Siegfried-Meister-Straße von der Aktion Kunst hält Wache. Die überwucherten Ruinen der ehemaligen Munitionsfabrik sind sicher der richtige Ort, um ganz ungestört zu experimentieren, zu proben und Ideen auszuleben.

Theater-Workshop im Frauenwald in Landsberg

Der Theater-Workshop im Wald ist auf drei Tage angelegt. Am 15. Oktober werden Masken, Tarnkostüme und sogar ein Tarnmobil gebastelt. Am Samstag folgt die spielerische Auseinandersetzung mit dem Thema Tarnung, man erarbeitet zusammen Texte und Szenen. Am Sonntag schließlich führt das ELLE Kollektiv die Teilnehmenden vom Frauenwald in die Innenstadt von Landsberg, wo die getarnte Truppe sicher für einiges Aufsehen sorgen wird. Das Ganze ist wie gesagt kostenlos, auch die notwendigen Requisiten und die Verpflegung werden gestellt.

Theater-Workshop Tarnung und Wald

15. bis 16. Oktober 2021
Alte Wache an der Siegfried-Meister-Straße
Landsberg am Lech
Anmeldung unter wir@ellekollektiv.de
https://kunst-haelt-wache.de/holzwege-workshops-programm/

2 Gedanken zu „Tarnung, Täuschung, Theater“

  1. Dass dieser Workshop so eine gute Idee ist, bezweifle ich. Denn er vermittelt über durch die Überschrift, dass Menschen in den Wald gehen sollten – um dort ihren Spaß zu haben.
    Der Wald ist aber kein Spaßfaktor, sondern ein Gebiet, das es zu schützen gilt. Der Naturfilmer Andreas Kieling z. B. hat vor Kurzem einen kleinen Film veröffentlicht, der zeigt, wie ein blindes Reh vor einem freilaufenden Hund aus dem Wald flüchtete. Gott sei Dank ging das Ganze gut aus.
    Im Wald sollte man sich ruhig verhalten und keine Performance dort abhalten. Die Waldbewohner, tierische wie pflanzliche, brauchen Ruhe. Wir Menschen auf der Suche nach Spaß stören dabei – oft.
    Das sollte im Zusammenhang mit diesem Workshop – unmissverständlich – erwähnt werden.

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    • Liebe Renate, ich verstehe durchaus, dass es bei diesem Thema unterschiedliche Interessen und Sichtweisen gibt. Generell glaube ich nicht, dass ein solcher Theater-Workshop generell zu rücksichtslosem Verhalten im Wald führt. Das Thema Tarnung hat ja auch damit zu tun, sich möglichst unauffällig in die jeweilige Umgebung, in diesem Fall den Wald, einzufügen. Dazu kommt, dass der Frauenwald kein Stück unberührter Natur ist, sondern die überwucherten Ruinen der ehemaligen Munitionsfabrik auf diesem Gelände.

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