Hindernisse im Schondorfer Bahnhof

Im Schondorfer Bahnhof ist ab 23. Juli die Fotoausstellung Hindernisse zu sehen. Es geht dabei um die Hindernisse im Alltag, die viele von uns gar nicht wahrnehmen. Das geht mir selber auch so. Zum Glück bin ich körperlich halbwegs fit, da stören mich viele Sachen nicht groß.

Zwischen Straße und Gehweg ist ein Bordstein? Den bemerke ich eigentlich gar nicht. Ein Lift ist defekt? Macht nichts, ich nehme die Treppe. Der Gehweg ist zugeparkt? Dann weiche ich eben auf die Straße aus. Ganz anders sieht das aus, wenn man im Rollstuhl, mit einem Rollator oder einem Kinderwagen unterwegs ist.

Gemeinsam-Füreinander-Da in Schondorf
Foto von congerdesign via Pixabay

Fotos und praktische Erfahrung

Mit der Fotoausstellung Hindernisse machen die Fotografinnen Conny Kurz und Sibylle Seidl-Cesare auf solche Stolperstellen im Alltag aufmerksam. Sie haben alltägliche Problemsituationen fotografiert, und lassen die Betroffenen auch selbst zu Wort kommen.

Die Fotoausstellung Hindernisse thematisiert Inklusion
(Foto © www.connykurzfoto.de)

Auf Texttafeln erklären sie, welche Hindernisse ihnen das Leben im Alltag schwer machen. Beispielsweise erzählt eine junge Mutter: „Wer alleine mit Kind und Kinderwagen unterwegs ist, weiß, dass eine Treppe auch für Menschen ohne Behinderung zu einer Barriere werden kann.“

Fotoausstellung Hindernisse im Schondorfer Bahnhof

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Fotoausstellung Hindernisse in Schondorf ausgerechnet in der Wartehalle des Bahnhofs gezeigt wird. Die ist zwar barrierefrei zugänglich, aber für Menschen mit Behinderung ist hier auch schon Endstation. Wer mit Kinderwagen oder Rollator unterwegs ist, kommt ohne Hilfe kaum in einen Zug; mit Rollstuhl ist es sogar völlig unmöglich.

Die Barrieren in den Köpfen

Manche Hindernisse sind relativ leicht zu erkennen, andere nicht. Lautsprecherdurchsagen helfen Menschen mit Hörbehinderung nicht weiter. Klein gedruckte Aushänge sind für Personen mit Sehschwäche kaum zu entziffern. Und auch wenn die Schriftgröße gut lesbar ist, überfordern oft komplizierte Formulierungen das Textverständnis.

Beispiele aus der Fotoausstellung Hindernisse
(Foto © Sibylle Seidl-Cesare)

So kommt in der Ausstellung der aus Syrien geflüchtete Adnan zu Wort. Er verzweifelt an der in seiner Heimat unbekannten Einkommenssteuererklärung. „Viele Fragen auf dem Formular“, gibt er zu, „verstehe ich, trotz meiner guten Deutschkenntnisse, nicht.“ Eine Schwierigkeit, die sogar viele deutsche Muttersprachler aus eigener Erfahrung kennen.

Auch Landrat Thomas Eichinger sieht die Probleme: „Es ist noch ein weiter Weg, die Barrieren in den Köpfen und im Alltag abzubauen. Aber erst, wenn sich alle Menschen frei bewegen können, haben wir unser Ziel erreicht.“

Fotoausstellung Hindernisse

Eröffnung 23. Juli 2022, 11:00 Uhr
Ausstellung: 23. Juli bis 27. August 2022
Wartehalle im Bahnhof Schondorf am Ammersee

4 Gedanken zu „Hindernisse im Schondorfer Bahnhof“

  1. Hallo Herr Ploner,
    mit Interesse und Freude habe ich Ihre Zeilen zur Fotoausstellung „Hindernisse“ gelesen.
    Ich fand es gut, dass sich auch die Gemeinde Schondorf mit dieser Ausstellung einem großen und mehr als überfälligen
    Thema widmet.
    Ich hatte heute kurz die Gelgenheit mir diese „Ausstellung“ in der Winterhalle des Bahnhofs anzuschauen.
    Sehr enttäuscht und entsetzt habe ich diese Halle dann nach 5 Minuten wieder verlassen. Lieblos hingeklaschte Fotos
    in einer mehr als unwürdigen Umgebung zeigen mir, wie respektlos man anscheinend weiterhin mit Inklusion umgeht.
    Solche und vor allen Dingen auch aktuelle Fotos gehören in die „Stuben“ des Rathauses und nicht in die letzte Kellerecke.
    Reisen in den Süden – Italien, Spanien, Portugal – zeigen deutlich wie weit wir in Deutschland davon entfernt sind, Inklusion als Selbstverständlichkeit und Gemeinsamkeit zu betrachten. Und diese Art der Ausstellung trägt absolut nicht positiv dazu bei.

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    • Es tut mir leid, dass die Ausstellung im Bahnhof enttäuscht hat. Ich persönlich bin sehr froh über die Wahl des Ortes. Erfahrungsgemäß ist es nur ein sehr kleiner Kreis, der für eine Ausstellung extra in den Sitzungssaal des Rathauses geht. Im Bahnhof dagegen erreicht die Ausstellung ungleich mehr Menschen und hilft so, das Thema breiter bewusst zu machen.

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  2. Ja die ungewollten Hindernisse sind reichlich vorhanden, so freue ich mich auf die Ausstellung und wünsche mir, dass wir aufmerksam in Schondorf unterwegs sind und gemeinsam diese welche lösen und wo möglich beseitigen.
    Auf ein hindernisfreies Schondorf!

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