Tour de Natur am Ammersee

Am 10. August machte die Tour de Natur Station am Ammersee. Die gut 100 Teilnehmer kamen nach Schondorf, um sich über die Initiative Freiwillig 30 zu informieren (Tempo 30 in Schondorf). Vor dem Jugendzentrum konnte ich zusammen mit Bürgermeister Alexander Herrmann das Projekt vorstellen. Im Anschluss entwickelte sich noch eine fruchtbare Diskussion über Möglichkeiten und Hindernisse für eine angepasste Geschwindigkeit in Ortsgebieten.

Tour de Natur vom Bodensee nach München

Die Fahrraddemo Tour de Natur ist 1991 in Thüringen entstanden. Seither stellt sie sich Jahr für Jahr an die Seite von Umweltaktivisten, und nimmt auf kreative Weise Themen aus der Verkehrs-, Naturschutz- und Energiepolitik auf.

Tour de Natur in Schondorf am Ammersee
Die Tour de Natur grüßt Schondorf

Organisiert wird die zweiwöchige Demoradtour komplett ehrenamtlich. Menschen aus ganz Deutschland und aus der jeweiligen Region bringen viele Ideen zusammen und erfinden die Tour jedes Jahr wieder neu. Heuer startete die Tour de Natur am 29. Juli am Bodensee und führte bis nach München, wo sie am 13. August endete (http://tourdenatur.net).

Unterwegs besuchten die Teilnehmer den Lebensmittelhersteller Rapunzel, informierten sich über Agri-Photovoltaik und urbane Seilbahnen, und engagierten sich in verschiedenen umweltpolitischen Projekten. Dabei wurden sie auch auf unsere Initiative Freiwillig 30 in Schondorf aufmerksam, und machten deshalb einen Abstecher an den Ammersee. 

Eine bunte Truppe

Hier brachte die Tour de Natur Leben in das Schondorfer Straßenbild. Viele der rund 100 Teilnehmer waren auf liebevoll geschmückten und umgebauten Fahrrädern unterwegs. Mich erinnerte die bunte Truppe auf sehr charmante Weise an die Anfänge der Umweltbewegung.

Ankunft der Tour de Natur in Schondorf
Ankunft der Radldemo in Schondorf

Leicht ironisch schrieb der Kreisbote von einer „für die Region neue Spezies von Weltrettern“ (https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/mobilitaetsdemo-tour-de-natur-macht-halt-in-schondorf-92455320.html). Da ist schon was dran. Heute denkt man bei „Grüne“ ja eher an Menschen, die auf der Terrasse ihres Architektenhauses ein Glas biodynamischen Barolo schlürfen, und einen Tesla in der Garage stehen haben.

Große Sachkenntnis

Die Natur-Radler dagegen pflegen offensichtlich einen konsequent ökologischen, reduzierten Lebensstil. Dementsprechend wird hier auch noch mit Muskelkraft geradelt. Zumindest sind mir unter den verschiedenen Rädern keine E-Bikes aufgefallen.

Tour de Natur Teilnehmer diskutieren mit Schondorfs Bürgermeister Alexander Herrmann
Diskussion mit Bürgermeister Alexander Herrmann

Aufgefallen ist mir dafür die erstaunlich große Sachkenntnis der Demonstrierenden. Beim gemeinsamen Gespräch stellte sich heraus, dass sie sich beim Thema Verkehrsberuhigung wirklich gut auskennen. Sie wussten um die arg beschränkten Möglichkeiten, die eine Gemeinde bei einer Staatsstraße hat, und kannten die Initiative Lebenswerte Städte durch angepasste Geschwindigkeiten, der Schondorf beigetreten ist.

Auch das Verfahren beim jetzt in Schondorf beschlossenem Lärmaktionsplan war ihnen im Detail vertraut. Darüber hinaus erzählten uns die Tourteilnehmer auch einiges über Pilotprojekte in anderen Bundesländern und über bundespolitische Initiativen.

Nicht selbstverständlich

Und noch etwas war bemerkenswert. Die Gäste waren von vielen Dingen begeistert, die uns als Selbstverständlichkeiten schon gar nicht mehr auffallen: Ein Bürgerbudget, bei dem die Einwohner eigene Projekte einreichen und auch selbst darüber abstimmen? Großartig, so etwas hätten wir auch gerne! Ein öffentlicher Trinkwasserbrunnen (Das kühle Nass) in der Ortsmitte? Das haben wir auf der Tour leider viel zu selten gefunden. Eine Fahrradrikscha (http://schondorfer-rikscha.de/), die älteren Menschen umweltfreundliche Mobilität ermöglicht? Was für ein schönes Beispiel von Gemeinsinn. Ein Gemeinderat, in dem alle Parteien gemeinsam für die Verkehrsberuhigung kämpfen? In Deutschland bedauerlicherweise eher die Ausnahme.

Miniaturfahrrad aus Messingdraht
Gastgeschenk der Tour de Natur

So hatten wir am Ende des Treffens alle etwas gelernt. Bevor die Radler fröhlich klingelnd weiterfuhren, hatten sie noch ein kleines Geschenk für uns. Einer der Teilnehmer ist Kunsthandwerker. Während wir über Autoverkehr und umweltfreundliche Mobilität diskutierten, fertigte er aus Draht entzückende Miniatur-Fahrräder. Eines davon hängt jetzt bei uns zu Hause und wird mich noch lange an den Besuch der Tour de Natur in Schondorf erinnern.

2 Gedanken zu „Tour de Natur am Ammersee“

  1. Schade, dass die Aktion, im Vorfeld, nicht besser bekannt gemacht wurde, bzw. dass dafür die Werbetrommel nicht richtig in Gang gesetzt wurde. Ich hoffe, dass wenigstens einige Schondorfer ihr Interesse bekunden, und ihre Solidarität zeigen konnten. Trotzdem eine schöne Sache und wenn es der Idee dient äußerst lobenswert.

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    • Das war wirklich schade; zumal diese Seite mit einer sehr treffenden Darstellung die Aktion würdigt! Ich hatte zwar den Kontakt hergestellt zwischen der Tour de Natur und der Initiative Freiwillig 30, hatte aber – wie noch ein paar weitere aktive – leider genug zu tun mit der Quartiersuche, die sich dieses Jahr außergewöhnlich mühsam gestaltete, und mit den 90 km Streckenfindung, die ich im Vorfeld übernommen hatte. Jetzt, im Nachhinein, merke ich, dass wir in Schondorf bei dem herzlichen Empfang bestimmt ein „Massen-Überachtungsquartier“ kriegen hätten können (aber da hätte die vorhergehende und folgende Etappe entsprechend angepasst werden müssen). Auf diesem Wege nochmal herzlichen Dank an den Bürgermeister, an Leo Ploner und an die Rikschafahrerinnen!
      Dirk

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