Die Diskussion um Kracher und Raketen zu Silvester beschäftigt uns schon einige Jahre. Während es in der Vergangenheit bei Appellen an die Vernunft blieb, beschloss der Gemeinderat heuer Einschränkungen für Feuerwerk in Schondorf. In der Seeanlage und in einem 100-Meter-Radius rund um die Kirchen St. Anna und St. Jakob war das Ballern verboten.
Wenn man es streng rational betrachtet, ist so ein Feuerwerk zum Jahreswechsel völlig sinnlos. Es kostet Geld, produziert Feinstaub und Restmüll, verschreckt Tiere, und führt im schlimmsten Fall zu brennenden Häusern und abgerissenen Fingern.
Vernunft und Spaß
Aber es ist halt schön anzuschauen und macht einfach Spaß. Meinetwegen dürfen zu bestimmten Ereignissen im Jahr schon die Böller und Raketen ausgepackt werden (Schall und Wahn). Wir sind keine Roboter, und dürfen manchmal auch unvernünftig sein. Man hat ja dann immer noch gut 360 Tage im Jahr, an denen man streng auf Umweltschutz, Tierwohl und Risikominimierung achten kann.
Allerdings gerate ich mit dieser Einstellung mehr und mehr in die Minderheit. Laut Umfragen befürwortet inzwischen eine Mehrheit in Deutschland ein Verbot der privaten Silvesterfeuerwerke. Diesem Gesinnungswandel trug auch der Schondorfer Gemeinderat Rechnung, und beschloss heuer erstmals Verbotszonen.
Verbote in den meisten Städten
Die Gemeinde bezieht sich dabei auf die erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz. Die verbietet im § 23 Absatz 1 das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern und besonders brandempfindlichen Gebäuden. In Schondorf bezieht man das auf die beiden historischen Kirchen und auf die Seeanlage, wegen der hölzernen Bootshäuser und dem brandgefährdeten Schilfgürtel.
Die Gemeinde ist mit diesem Verbot übrigens eher Nachzügler als Vorreiter. In praktisch allen größeren bayerischen Städten ist das Abschießen von Raketen in der Innenstadt verboten. Erlaubt ist höchstens sogenanntes F1 Feuerwerk, also Knallerbsen oder Wunderkerzen. In Nürnberg ist es rund um die Burg sogar verboten, Feuerwerkskörper auch nur mitzuführen. Wer die Böllerverbote ignoriert, riskiert empfindliche Strafen. Beispielsweise wird in der Stadt Dinkelsbühl ein Bußgeld von bis zu € 50.000 angedroht (https://www.br.de/nachrichten/bayern/silvester-feuerwerk-in-bayerns-staedten-wo-boellern-verboten-ist-und-wo-erlaubt,TymQqeB).
Trotzdem wurde im Schondorfer Gemeinderat diese Entscheidung durchaus kontrovers diskutiert. Ein wesentlicher Kritikpunkt war, was denn ein Verbot nutzen soll, wenn es niemand kontrolliert. Die Polizei hat zu Silvester genug zu tun und keine Zeit, um renitenten Böllerwerfern nachzujagen.
Feuerwerk in Schondorf
So wirkte das Verbot eher als Ermahnung, es mit dem Böllern nicht zu übertreiben. Die Seeanlage diente in der Silvesternacht trotzdem als Raketenstartrampe. Mein Eindruck ist allerdings, dass weniger am See und dafür mehr aus privaten Gärten heraus geschossen wurde. Am Morgen des ersten Januar lagen trotzdem etliche Überreste von Pyrotechnik entlang der Uferpromenade, gefühlt allerdings weniger als in den letzten Jahren. Am Bahnhof und am Leitenberg bei St. Anna bot sich ein ähnliches Bild.
Müll in der Seeanlage
Von Bränden oder Unfällen mit Feuerwerkskörpern habe ich nichts gehört, das scheint in Schondorf also alles gut gegangen zu sein. Bleibt der Ärger mit dem zurückgelassenen Müll. Dass viele ihre abgebrannten Raketenbatterien und Flaschen nicht wieder mit nach Hause nehmen, daran hat man sich schon gewohnt.
Warum aber die von der Gemeinde aufgestellten Mülltonnen kaum genutzt werden, ist mir ein Rätsel. Neben den Papierkörben in der Seeanlage stapelten sich Kartons, Pyrotechnik und Verpackungen, die zwanzig Schritte entfernte Mülltonne war zu zwei Dritteln leer (ich habe nachgeschaut). Braucht es etwa extra Hinweisschilder, damit die Leute eine Mülltonne erkennen?