Rücksichtsvolles Streikverhalten

Am 11. März gab es einen Streik bei der Seenschifffahrt in Bayern (https://bayern.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++4ac663ec-dd2b-11ee-81cc-90b11c4f1b2d). Ich muss die Gewerkschaft ver.di an dieser Stelle loben, denn ein so kundenfreundliches Streikverhalten findet man nicht oft. Im Gegensatz zu den Arbeitskämpfen im Flug- und Bahnverkehr musste niemand eine geplante Reise absagen oder saß plötzlich fern der Heimat irgendwo fest. Tatsache ist, dass wir ohne die Pressemitteilung der Gewerkschaft den Streik wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätten.

Solidarität und Bequemlichkeit

Ich bin bei Streiks immer ein bisschen gespalten. Einerseits finde ich es völlig richtig, dass für gute Arbeit guter Lohn bezahlt wird. Dafür setzen sich die Gewerkschaften ein, und Streiks sind ein legitimes Mittel, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Andererseits ärgern mich die Streiks, wenn sie meinen geplanten Tagesablauf durcheinander bringen oder sonst für Unannehmlichkeiten sorgen. Dabei hängt es natürlich davon ab, wer gerade im Arbeitskampf ist.

Kaffeerösterei Maaßen in Dinkelsbühl
Ein Kaffeestreik würde mich hart treffen

TikTok-Influencer oder Anbieter von Glücksspielen können meinetwegen gerne bis zum Ende des Jahrhunderts die Arbeit niederlegen. Bei Winzern oder Kaffeeröstern dagegen sieht das anders aus. Da würde ich früher oder später an meine Ersparnisse gehen, um Streikbrecher zu bestechen.

Streik bei der Seenschifffahrt

Die Bayerische Seenschifffahrt fällt für mich in die Mitte zwischen diesen Extreme. Einerseits ist sie nicht direkt lebensnotwendig, auch wenn sie eine echte Alternative zum Homeoffice bietet (Büro mit Aussicht). Andererseits wäre es schon schade, wenn man die Ostküste nicht mehr auf direktem Weg erreichen könnte, denn Wassertaxis auf dem Ammersee sind immer noch eine Wunschvorstellung.

Raddampfer Herrsching auf dem Ammersee
Dampfer auf dem Ammersee

Die Gewerkschaft war aber, wie bereits gesagt, sehr rücksichtsvoll. Zwar wurde der Betrieb an allen vier Seen bestreikt, aber zu dieser Zeit fuhren am Ammersee, Tegernsee und Starnberger See gar keine Schiffe. Nur am Königssee verkehrt ein Boot nach St. Bartholomä. Wer an diesem Montag eine Wallfahrt zur dortigen Kirche geplant hatte, musste sie also leider verschieben.

Schondorf nicht betroffen

In Schondorf waren wir vom Streik gewissermaßen doppelt nicht betroffen. Selbst wenn Schiffe auf dem Ammersee gefahren wären, hätten sie nicht in Schondorf angelegt. Bekanntlich begann letzten Herbst die Sanierung unseres Dampferstegs, und Anfang März war ein gutes Stück davon noch nicht fertiggestellt. Die Ausflugsdampfer wären also buchstäblich unerreichbar gewesen.

Streik bei der Seenschifffahrt: Macht nichts, der Schondorfer Dampfersteg ist ohnehin noch nicht fertig
Renovierung des Schondorfer Dampferstegs

Mittlerweile sind die Arbeiten abgeschlossen und von dieser Seite steht dem Beginn der Schifffahrtssaison nichts mehr im Wege. Jetzt hoffe ich, dass sich Arbeitgeber und -nehmer irgendwo zwischen dem aktuellen Angebot von 4,41 % und der Forderung von 9,86 % einigen können.

Start am 31. März

Wenn die Verhandlungen zu einem guten Abschluss kommen, dann können wir am 31. März um 10:42 Uhr das erste Schiff Richtung Herrsching besteigen. Wer jetzt schon seine Ausflüge planen will, findet den Fahrplan hier als Pdf: https://www.seenschifffahrt.de/fileadmin/user_upload/Fahrplaene/AS_aktueller_Fahrplan.pdf

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