Greifenberg ist wieder erreichbar

Natürlich war Greifenberg die letzten Jahre nicht wirklich von der Welt abgeschnitten. Von Schondorf aus kann man bekanntlich auch auf dem Radweg entlang der Staatsstraße dorthin spazieren. Schöner ist allerdings der Weg westlich der Bahn, speziell von Oberschondorf aus. Da geht man von St. Anna einfach Richtung Norden, überquert bei der Moraschstraße die Bahnlinie, und kommt dann durch Felder und Wald zur Windach. Dort war die letzten drei Jahre allerdings Endstation, denn die Schlosswiesenbrücke war gesperrt.

Drei Jahre gesperrt

Zur Erinnerung hier eine kurze Chronologie der Ereignisse:

April 2021: Die Schlosswiesenbrücke am Fuß- und Radweg zwischen Schondorf und Greifenberg wird wegen Baufälligkeit gesperrt. Laut Bürgermeisterin Patricia Müller sei der schlechte Zustand des Bauwerks schon länger bekannt gewesen, aber leider ignoriert worden (https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/echter-brueckenlockdown-in-greifenberg-90457091.html).

Dezember 2021: Das Bauamt in Greifenberg stellt fest, dass die Brücke über die Windach komplett erneuert werden muss. Ein Gutachten zur Standsicherheit ergebe keine andere Möglichkeit als einen Abriss und Neubau. Allerdings liegt die Brücke in einem FFH-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat). Damit dieser Schutzraum erhalten bleibt, müssen Biotopkartierungen durchgeführt werden.

September 2022: Die Biotopkartierungen sind abgeschlossen und der Greifenberger Gemeinderat beschließt den Neubau der Schlosswiesenbrücke.

Januar 2023: Ein Ingenieurbüro stellt fünf verschiedene Brückenvarianten vor. Der Gemeinderat entscheidet sich für eine Stahlkonstruktion entsprechend der alten Brücke. Die liegt preislich etwa in der Mitte zwischen der Luxusvariante einer vorgespannten Granitbrücke (€ 176.000) und der Billiglösung einer Spannbetonbrücke (€ 121.000).

März 2024: Die neue Schlosswiesenbrücke über die Windach wird offiziell eröffnet.

San Francisco Bay
Bau der Golden Gate Bridge (Quelle: Wikimedia)

Es brauchte also drei Jahre für den Bau einer Fußgängerbrücke mit 13 Metern Spannweite. Um das in Perspektive zu setzen: Die Bauarbeiten der Golden Gate Bridge in San Francisco dauerten auch nur etwa vier Jahre, von Januar 1933 bis April 1937.

Langwierige Genehmigungsverfahren

Kein Wunder, dass die Greifenberger dafür einiges an Spott einstecken mussten. Ich möchte die Gemeinde hier aber ein bisschen in Schutz nehmen. Sie ist natürlich, wie wir alle, an Bundes- und Landesgesetze gebunden, und kann sich darüber nicht einfach hinwegsetzen.

Wenn ein altes Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden muss, dann braucht es dafür eine Baugenehmigung. Dabei ist es egal, ob es sich um ein Haus oder eine Brücke handelt. Jeder, der schon einmal einen Bauantrag gestellt hat, der weiß, dass sich das ganz schön hinziehen kann.

Die neue Schlosswiesenbrücke über die Windach bei Greifenberg
Die neue Schlosswiesenbrücke (Foto © Alexander Herrmann)

Das Ganze wird natürlich noch wesentlich komplizierter, wenn das Bauwerk in einem Flora-Fauna-Schutzgebiet liegt. Ginge es nach mir, würde ich die Bayerische Bauordnung in diesem Punkt abändern. Wenn die Natur die alte Brücke schadlos überstanden hat, wird die gleichartige neue Überführung Flora und Fauna auch nicht groß stören. Deshalb würde ich bei reinen Ersatzbauten den ganzen Prüfungsaufwand entfallen lassen. Aber mich fragt ja niemand.

Die Lücke nutzen

Jedenfalls ist die neue Schlosswiesenbrücke jetzt eröffnet und es gibt zu Fuß oder mit dem Rad wieder den schönen Weg von Schondorf nach Greifenberg. Fragt sich nur, wie lange. Nach der Schlosswiesenbrücke ist nämlich die Bahnbrücke an der Moraschstraße das nächste Sorgenkind (Das Mysterium der Moraschstrasse). Für Kraftfahrzeuge ist sie bereits gesperrt, und über kurz oder lang steht eine ausführliche Sanierung an. Wie lange so etwas dauern kann, haben wir gerade an der Windachbrücke gesehen.

Die Moraschbrücke über die Bahnlinie bei Schondorf am Ammersee
Renovierungsbedürftig: Die Moraschbrücke

Wer also einen netten Spaziergang oder Radausflug nach Greifenberg machen möchte, sollte jetzt die Lücke zwischen den beiden Bauvorhaben nutzen. Im Herbst kann es schon zu spät sein.

2 Gedanken zu „Greifenberg ist wieder erreichbar“

  1. Hallo Herr Ploner,zuerst einmal recht herzlichen Dank für Ihren regelmäßigen Blog,den ich immer sehr gerne lese.
    Ich bin seit 2 1/2 Jahren im Kreisseniorenheim Greifenberg und seitdem ist die Brücke gesperrt.Nur vom erzählen habe ich gehört wie es mit der Brücke früher war. Aber oh Wunder seit März 2024 ist die Neue Brücke da! !
    Am Montag 25.03.2024 bin ich vom Heim mit meinem Rollator über die Neue Brücke gegangen.Sehr schön,Schondorf ist ein Stück näher gekommen.
    Viele liebe Grüße und im Voraus frohe Ostern
    Karin Krucker

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