Der Frühling ist angekommen und die Natur putzt sich richtig heraus. Überall sprießen grüne Blätter und rote, gelbe, blaue, violette Blüten. Das macht Lust darauf, selber auch ein paar frische Farben zu tragen. Dazu kann man in die diversen Textildiscounter und Online-Shops laufen, oder sich nach einer ökologischeren, nachhaltigeren Variante umsehen. Eine solche Alternative ist die Kleiderkammer Schondorf in der Heilig-Kreuz-Kirche.
Im Turm von Hl. Kreuz
Zum ersten Mal gehört habe ich von der Kleiderkammer Schondorf durch einen Beitrag in der Gemeindezeitung Einhorn (https://www.schondorf-ammersee.de/fileadmin/download_schondorf/Einhorn/Einhorn-23-03.pdf#page=2). Das wollte ich mir mal anschauen, habe mich dabei aber recht dumm angestellt. Ich stand am Eingang der Kirche Hl. Kreuz und wunderte mich, dass die Tür zum Kirchturm fest verschlossen war. Hier sollte doch die Kleiderkammer sein. Hatte ich mich in Tag oder Uhrzeit geirrt?
Hilfe kam dann von den netten Damen, die das Projekt betreuen. Sie lotsten mich zur Rückseite des Kirchturms, wo an der Außenseite eine Treppe in den ersten Stock führt. Hier war ich jetzt richtig und wurde mit einer Tasse Kaffee begrüßt.
Es begann mit der Ukrainehilfe
Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch mehr über die Entstehung dieses Projekts. Ursprünglich begann es als Hilfsaktion für die unter dem russischen Überfall leidende Ukraine. Auch heute noch werden praktische Hilfsgüter wie Decken, Mäntel oder Winterjacken für die betroffenen Menschen in den Kriegsgebieten gesammelt.
Beim Sammeln zeigte sich aber schon bald, was wir ohnehin wissen: In Schondorf leben recht viele gut betuchte Menschen. So wurden auch eine große Zahl kaum getragener, sehr modischer Kleidungsstücke abgegeben. Eine gut gemeinte Geste, aber die Menschen im zerbombten Charkiw haben keine Verwendung für Dinner Jackets oder High Heels, da muss es etwas Praktisches sein.
Nachhaltige Mode
Nun waren die guten Sachen aber mal da, und so entstand quasi als Nebenprojekt die Kleiderkammer Schondorf für hochwertige Mode aus zweiter Hand. Die hat zwar inzwischen eine treue Stammkundschaft, aber so richtig etabliert ist sie im Ort noch nicht. Ich weiß nicht, woran das liegt. Klingt Kleiderkammer zu sehr nach Hartz IV und Prekariat? Würde es unter dem Namen Secondhand Fashion Boutique besser angenommen werden?
An der Ware kann es jedenfalls nicht liegen. Die ist, wie gesagt, in einem sehr guten Zustand und wird schön aufgeräumt präsentiert. Außerdem passt das Konzept bestens in unsere Zeit, in der wir uns mehr Gedanken über Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch machen (Nachhaltigkeitspreis geht nach Schondorf).
Am besten einfach mal ausprobieren, und in der Kleiderkammer stöbern. Anstatt die Wegwerfmentalität der Modeketten zu unterstützen, kann man sich hier aus wenig getragenen Teilen sein persönliche Frühjahrs-Outfit zusammenstellen. Umgekehrt funktioniert es natürlich auch. Wer im Kleiderschrank erst einmal Platz für Neuerwerbungen schaffen muss, ist ebenfalls hochwillkommen.
Kleiderkammer Schondorf
Auf der Rückseite des Kirchturms von Hl. Kreuz
Geöffnet Mittwoch und Samstag von 11:00 bis 14:00 Uhr
Informationen unter 0162-360 5000