Ausgerechnet jetzt, kurz vor Weihnachten, kommt die Nachricht vom Ende des Schondorfer Wochenmarkts. Eine schöne Bescherung. Am Freitag, 20. Dezember, findet der Dorfmarkt vor dem Bahnhof zum letzten Mal statt. Ich werde den Markt wirklich vermissen, denn ich habe dort sehr gerne eingekauft. Andererseits sehe ich ein, dass es geschäftlich in den letzten Jahren nicht gerade eine Erfolgsgeschichte war.
Ein Treffpunkt im Ort
Ich weiß noch, wie ich mich gefreut habe, als wir 2018 das bekamen, was Utting oder Dießen schon längst hatten: einen wöchentlichen Dorfmarkt. Es ist einfach eine besondere Atmosphäre, auf einem Markt einzukaufen. Man trifft andere Leute, tauscht Neuigkeiten und Tratsch aus, und trinkt etwas zusammen. Meine Frau und ich gehörten seither zu den Stammkunden am Wochenmarkt.
Der Markt entwickelte sich zu einem Treffpunkt in Schondorf, speziell als das Jugendzentrum mit dem JuCafe anfing, an den Markttagen Kaffee und Kuchen anzubieten. Wenn ich mich richtig erinnere, waren zu Blütezeiten etwa zehn Stände vertreten.
Corona und Krise
Leider zogen sich dann Fieranten wieder zurück, weil es sich für sie einfach nicht lohnte. Einen echten Einbruch erlebte der Markt letzten Oktober, als sich Organisator Peter Kaun mit seiner Markt Rôtisserie verabschiedete (Keine Hendl mehr). Der Wochenmarkt verlor damit nicht nur seine Brathendlstation, sondern auch die Quelle für Bier, Limo und Aperol-Spritz. Das gab dem geselligen Zusammensein einen herben Dämpfer.
Peter Kaun erzählte mir damals, dass sein Geschäft mit den Corona-Beschränkungen einen massiven Einbruch erlebt hatte, und danach nie wieder auf das vorherige Niveau zurückkam. Nach dem Abgang der Markt Rôtisserie verschwanden immer mehr Stände. Forellenhof Sandau, Rolf mit seinen Marmeladen und Chutneys, Feinkost Zietsch und die Metzgerei Tagwerk kehrten dem Schondorfer Wochenmarkt den Rücken. Es lohnte sich einfach nicht für sie.
Eine Abwärtsspirale
Woran das lag? Sicher nicht am Engagement der Betreiber. Die versuchten bis zuletzt, dem Markt mit originellen Aktionen (Frühlingsfest am Wochenmarkt) neues Leben einzuhauchen.
Trotzdem ließ sich die Abwärtsspirale nicht aufhalten. Weniger Stände machen den Markt weniger attraktiv, wodurch weniger Kunden kommen und die verbliebenen Anbieter weniger Geschäft machen. Als nun der Biobauer Albrecht ankündigte, ab Januar auf einen anderen Markt zu wechseln, war das Ende des Schondorfer Wochenmarkts besiegelt. Drei Stände sind einfach zu wenig für einen Markt.
Die Fans von Käse-Willi müssen in Zukunft also mittwochs zum Viktualienmarkt Dießen (http://viktualienmarkt-diessen.de/). Griechischen Wein und Olivenöl von Egi findet man in der Markthalle Dießen (https://markthalle-diessen.de/), wo ab jetzt auch die Tofu Manufaktur Ammersee einen Stand hat.
Die gute Nachricht
Auch wenn jetzt das Ende des Schondorfer Wochenmarkts feststeht, gibt es trotzdem eine gute Nachricht. Das JuCafe will erst einmal weitermachen will. Es wird also auch im neuen Jahr freitags Kaffee und selbstgebackenen Kuchen im Jugendzentrum geben. Das erscheint mir ganz logisch, denn zuletzt hatte das Kaffeehaus wohl mehr Kunden als die Marktstände.
Ob das jetzt wirklich endgültig das Ende des Schondorfer Wochenmarkts ist, weiß ich nicht. Manche Schondorfer fanden den Standort am Bahnhof von vornherein unattraktiv. Außerdem hatte man dort mit dem Edeka Schmidt eine sehr starke Konkurrenz direkt vor der Nase. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es auf dem Markt kaum etwas gab, was unser Edeka nicht in gleicher oder noch größerer Auswahl anbieten würde.
Perspektiven für die Zukunft
Vielleicht würde ein Schondorfer Wochenmarkt an einem anderen Standort besser funktionieren. In Inning, Herrsching, Utting und Dießen klappt es ja auch mit den Dorfmärkten. Warum also nicht in Schondorf?
Ich könnte mir einen wöchentlichen Markt am Wilhelm-Leibl-Platz oder in der Seeanlage vorstellen. Bleibt natürlich die Frage, ob die Gemeinde das genehmigen würde, und ob sich Standbetreiber finden, die Schondorf eine zweite Chance geben.
Das sind aber Zukunftsspekulationen. Jetzt ist unser Dorfmarkt erst einmal Geschichte. Am Freitag, 20. Dezember ist eine letzte Gelegenheit, um uns von unseren Lieblings-Marktleuten zu verabschieden: Macht’s gut und Danke für den Fisch! (wie es in Per Anhalter durch die Galaxis heißt)
Habe ich von Anfang an gesagt:
Falscher Ort. Wer macht denn so etwas vor einem Bahnhof?? Abgesehen davon, dass man Reisende (u. a. Schwerbehinderte!), Pendler und Schüler an der problemlosen Anfahrt hindert, hätte es sicher schönere Standorte gegeben in Schondorf.
Der Standort am Bahnhof hatte natürlich den großen Vorteil, dass er zentral gelegen und für einen Großteil der Schondorfer fußläufig erreichbar ist. Welcher Standort wäre denn besser geeignet gewesen?
Übrigens: Schwerbehinderte Reisende haben am Schondorfer Bahnhof ganz andere Probleme, als die einmal in der Woche am Straßenrand aufgestellten Marktstände.