Schondorfs Finanzen

Wie ich in meinem Beitrag Was wirklich wichtig ist geschrieben habe, gab es bei der Bürgerversammlung letzten Dezember jede Menge Zahlenmaterial für die Besucher. Zwischen den Jahren hatte ich jetzt Zeit, mir die 23 Seiten genauer anzuschauen. Wie steht es also um Schondorfs Finanzen?

€ 12,4 Mio. Haushalt

Die gute Nachricht ist, dass Schondorf zumindest 2023 finanziell noch ganz gut aufgestellt war (Die Zahlen für 2024 liegen natürlich noch nicht vor). Zwar ist der Verwaltungshaushalt gegenüber dem Vorjahr um fast 15 % auf 12,4 Mio. € gestiegen, aber das konnte die Gemeinde gut stemmen.

Die Pro-Kopf-Verschuldung lag in Schondorf am Ammersee 2023 bei € 457
Pro-Kopf-Verschuldung bei € 457

Die Pro-Kopf-Verschuldung ging auf € 457 zurück und liegt damit deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt von € 1.445 (https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-kommunen-pro-kopf-verschuldung-1445-euro-1.6560039). Mit Rücklagen von 5,4 Mio. € kann Schondorf auch zukünftig in die Entwicklung des Ortes investieren.

Kluge Entscheidungen

Dass Schondorfs Finanzen gut aussehen, liegt am vernünftigen Haushalten und an Entscheidungen, die sich für den Ort ausgezahlt haben. Da war einmal die Entscheidung unter Bürgermeister Wittmaack, 2013 das Prix-Gelände an der Bahn zu erwerben. Damals gab es durchaus kritische Stimmen, dass die Gemeinde für mehrere Millionen eine Industrieruine kauft.

Die Fabrikhallen wurden dann abgerissen und der Boden saniert. Unter Bürgermeister Herrmann veräußerte die Gemeinde dann das Gelände ziemlich genau zum bisherigen Höhepunkt der Baukonjunktur an die Wüstenrot Haus- und Städtebau (Prix geht an Wüstenrot).

Affäre um geförderte Wohnungen im Schondorfer Prixgelände
Der sogenannte „Aal“ im Prixgelände

Das spülte ordentlich Geld in die Kassen. Als angenehmer Nebeneffekt erhielten dadurch auch einige Schondorfer Wohneigentum zu sozialverträglichen Preisen. Die Vergabepraxis sorgte allerdings für einigen Aufruhr, aber das ist ein anderes Thema.

Dank dieser geschickten Immobilienpolitik steht Schondorf finanziell recht solide da. Zumindest sieht das für mich als fiskalischen Laien so aus. Falls jemand bemerkt, dass der Teufel im Detail dieses Zahlenwerks steckt, lasst es mich bitte wissen.

Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben

Die Zukunft von Schondorfs Finanzen sehe ich weniger rosig. Das liegt sowohl an der Einnahme- wie an der Ausgabenseite. Was die Einnahmen angeht, wird sich auch Schondorf nicht von der allgemeinen Wirtschaftslage abkoppeln können. Es vergeht heute kaum eine Woche, in der nicht ein Unternehmen Werksschließungen, Stellenabbau oder gleich die Insolvenz ankündigt. Kein gutes Zeichen für die Entwicklung von Gewerbe- und Einkommenssteuer, den beiden mit Abstand wichtigsten Einnahmequellen jeder Gemeinde.

Schondorfs Finanzen sehen solide aus, aber die Zukunft ist ungewiss

Auf der anderen Seite kommen unweigerlich höhere Ausgaben auf uns zu. Schon jetzt machen die Positionen Personal und Soziales mehr als die Hälfte des Haushalts aus. Neue, zusätzliche Aufgaben wie die kommunalen Wärmeplanung (https://www.stmwi.bayern.de/energie/energiewende/kommunale-waermeplanung-in-bayern/) erfordern mit Sicherheit mehr Personal, was dort die Kosten nach oben treibt.

Container-Kindergarten als Übergangslösung in Schondorf am Ammersee
Die provisorische Kindergartenerweiterung

Im Bereich Soziales muss die Gemeinde zukünftig kräftig in die Kinderbetreuung investieren. Bekanntlich kommt ab 2026 stufenweise der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Schondorf will dafür im jetzigen Kindergarten an der Schulstraße Platz schaffen. Von dort und aus dem gegenüberliegenden Containerbau sollen die Kinder in den Neubau an der Bergstraße wechseln, der jetzt in Planung ist. Zwar rechnet man mit einer Förderung von rund 40 % durch den Freistaat, aber die Gemeinde muss dann immer noch etwa 6 Mio. € für den neuen Kindergarten hinlegen.

Vor schwierigen Zeiten

Außerdem nützt das neue Gebäude nichts ohne die zusätzlich erforderlichen Betreuer. Das treibt dann wieder die Personalkosten der Gemeinde nach oben. All das bei, wie gesagt, gesamtwirtschaftlich eher trüben Aussichten für die Einnahmeseite. Die nächsten Jahre werden für Schondorf eine Herausforderung. Gut, dass wir nicht schon mit einem riesigen Schuldenberg in diese schwierigen Jahre gehen, wie es bei manchen anderen Gemeinden der Fall ist.

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