Die Lüftlmalerei hat eine lange Tradition in Bayern. Viele alte Häuser sind mit prächtigen Wandbildern geschmückt. Auch in Schondorf gibt es schöne Beispiele dafür, unter anderem am Eckhaus Obere Straße 2 (Historischer Spaziergang durch Schondorf). In den letzten hundert Jahren ist diese Tradition allerdings etwas eingeschlafen. Schön, dass das studioRose sie nun wieder aufleben lässt. Das Projekt Public Viewing von Martin Blumöhr modernisiert die Lüftlmalerei für das 21. Jahrhundert. Dem Künstler kann man dabei nicht nur über die Schulter schauen, sondern ihm auch Inspirationen für die Gestaltung seines Wandbildes geben.
Public Viewing von Martin Blumöhr
Wenn es um Kunst im öffentlichen Raum geht, ist Martin Blumöhr ein bekannter und geschätzter Name. Wer mit offenen Augen durch München geht, findet seine fantasievollen Wandbilder an vielen Stellen (https://martin-blumoehr.de/). Vor drei Jahren zeigte das studioRose schon einmal einige seiner Arbeiten (https://studiorose.de/2022/09/08/fera-incrementum/). Zur Eröffnung sprach damals Münchens Alt-OB Christian Ude. Ein Zeichen für den großen Respekt, den Blumöhr auch in der Politik genießt.

Jetzt erstellt Blumöhr also ein Wandbild speziell für das studioRose. Genauer gesagt bemalt er die zur Bahnhofstraße gerichtete Fassade. Das sollte dann auch zufällig Vorbeikommenden signalisieren, dass hier ein Raum für die Kunst ist. Direkt erkennbar war das bislang nicht. Als wir damals zum ersten Mal nach Schondorf kamen, vermutete ich in dem Gebäude einen Gebetsraum oder eine religiöse Andachtsstätte.
Einmischung erwünscht
Üblicherweise sind Künstler leicht angesäuert, wenn man ihnen gut gemeinte Tipps zur Ausführung ihrer Bilder gibt. Erzähl mal einem Maler, er sollte in seinem Bild noch einen Baum, einen Zug oder ein paar Wellen unterbringen.
Bei Public Viewing von Martin Blumöhr ist das anders. Er lässt seine Wandbilder ganz bewusst im Zusammenspiel mit Anwohnern und Passanten entstehen. Man darf ihn gerne ansprechen und ihm erzählen, was man an Schondorf ganz besonders und einzigartig findet. Aus solchen Gesprächen zieht er die Inspirationen für seine Gemälde.

Natürlich ist das nicht als Wunschkonzert zu verstehen. Das eigene Haustier oder Segelboot tauchen deswegen nicht im fertigen Bild auf. Vielmehr werden die Anregungen zu Elementen in Blumöhrs speziellen, surrealistischen Traumlandschaften verarbeitet.
Wetterabhängige Kunst
Wann der Künstler am Werk ist, erfährt man auf der Website des studioRose (https://studiorose.de/). Ansonsten einfach an der Bahnhofstraße vorbeispazieren und schauen, ob gerade am Haus gesprayed wird. Schließlich ist das Freiluftmalerei, und die ist natürlich wetterabhängig.

Dem Wetter ist es auch zu verdanken, dass das Projekt später startete als geplant. Der Dauerregen der zweiten Julihälfte war für Fassadenmalerei denkbar ungeeignet. Deshalb ging nach dem furiosen Eröffnungskonzert mit Schwaigers Hammond Club (https://www.schwaigershammondclub.de/) erst einmal nicht viel voran. Jetzt bleibt es hoffentlich sonnig und trocken, und Blumöhr ist zuversichtlich, sein Animarosae bis Mitte September abschließen zu können.