Der Verein Ammersee Gemeinsam wurde 1995 gegründet. Seither hilft er am Ammersee Menschen, die in finanziellen oder sozialen Schwierigkeiten sind. Eigentlich hätte das Jubiläum bei der Jahresversammlung im März gebührend gefeiert werden sollen, aber das fiel dem Coronavirus zum Opfer.
Über die Aktivitäten des Vereins habe ich hier im Blog schon öfters geschrieben (https://schondorf.blog/2019/09/19/einkaufen-mit-chauffeur/). Anlässlich des Jubiläums habe ich mit dem Vorsitzenden Peter Raithel darüber gesprochen, wie sich die Arbeit im Lauf der Zeit verändert hat.
Die unsichtbare Armut
Vor allem in den letzten zehn Jahren sei die Zahl der Hilfebedürftigen deutlich gestiegen, hat mir Raithel erzählt. Die Armut ist bei uns oft nicht sichtbar, aber sie ist da. Früher hätte man sich im Verein noch monatlich getroffen und die anstehenden Aufgaben persönlich besprochen. Heute geht das nur noch per Email, weil jede Woche zwei bis drei Hilfeanträge eingehen.
Betroffen sind vor allem alleinerziehende Mütter und alleinstehende ältere Menschen. Mal kann eine Familie die Mietnebenkosten in einem schwierigen Monat nicht mehr bezahlen, mal geht bei einer alleinstehenden Frau Kühlschrank und Waschmaschine gleichzeitig kaputt. Der Verein Ammersee Gemeinsam hilft dann kurzfristig mit einem Darlehen oder überlässt das Geld als Hilfeleistung.
Hilfe in letzter Minute
Aktuell ist die Situation besonders prekär, weil die Tafeln seit Mitte März geschlossen sind. Der Verein musste in mehreren Fällen mit Geldspenden aushelfen, damit sich die Menschen Obst, Gemüse oder Milch kaufen können.
Manchmal erreicht die Hilfe die Betroffenen buchstäblich erst um 5 vor 12. Peter Raithel erinnert sich an ein älteres Ehepaar, dem wegen Zahlungsrückständen der Strom gesperrt werden sollte. Er traf den Mitarbeiter der Stromfirma zufällig vor der Haustüre und konnte ihn gerade noch überreden, mit der Abschaltung zu warten, bis Ammersee Gemeinsam die offene Rechnung bezahlt hatte. Über alle Hilfeleistungen wird auf der Website akribisch Buch geführt. Beim Verein Ammersee Gemeinsam kann man auf Heller und Pfennig nachvollziehen, wo das Geld hingeht: https://www.gemeinsam-ammersee.de/
Gemeinsam hier leben
Ammersee Gemeinsam beschränkt sich aber nicht nur auf die Notfallhilfe. Auf vielfältige Art ermöglicht der Verein den Menschen die Teilhabe am sozialen Leben, beispielsweise mit dem Sozialmobil für Senioren. Das bringt Menschen zum Arzt oder zum Einkaufen, die selber nicht mehr mit dem Auto fahren können.
Die Nachbarschaftshilfe besucht ältere Menschen oder macht mit ihnen gemeinsam Ausflüge. Immer geht es darum, dass die Menschen, unabhängig von ihrer finanziellen Situation, am Sozialleben der Gemeinde teilhaben können. Es geht kurz gesagt darum, dass wir hier gemeinsam und nicht nur nebeneinander leben.
Mitmachen
Ich weiß, in Zeiten von Corona sitzt bei uns allen das Geld nicht so locker. Aber es gibt eben Menschen, die noch deutlich mehr darunter leiden. Wer dem Verein Ammersee Gemeinsam nicht nur anerkennend auf die Schulter klopfen, sondern konkret helfen will, kann das am leichtesten mit einer Mitgliedschaft tun. Das kostet nur € 6,25 im Monat. Der Mitgliedsantrag steht hier zum Herunterladen:
https://www.gemeinsam-ammersee.de/wp-content/uploads/2020/04/Mitgliedsantrag.pdf