Alles begann mit dem überraschenden Anruf eines Bekannten. Ich würde mich doch am Ammersee so gut auskennen, da könnte ich ihm sicher etwas über das Leben von Janosch bei uns sagen. Ich viel aus allen Wolken. Noch nie hatte ich davon gehört, dass der Schöpfer der berühmten Tigerente einmal am Ammersee gewohnt hat.
© Janosch film & medien AG |
Janosch am Ammersee
Also fing ich an im Internet zu recherchieren. Dabei fand ich tatsächlich einige Hinweise, dass Janosch in den 70er Jahren am Ammersee gelebt haben soll. Hier sei auch sein erster Roman „Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm„entstanden.
Ansonsten stieß ich bei Google nur auf ein Photo aus Greifenberg, das ein halb zugewachsenes Häuschens zeigt. Hier soll der Autor und Zeichner angeblich gewohnt haben. Sonst war nichts Genaueres zu finden, auch nicht auf der Website der Gemeinde Greifenberg.
Zum Glück sind die Menschen am Ammersee nicht kontaktscheu, und so kamen meine Nachforschungen kurz darauf ein ganzes Stück weiter. Bei einem abendlichen Bierchen im Steghaus Schondorf kam meine Frau mit unserem Tischnachbarn ins Gespräch. Der Herr kam aus Greifenberg und wir erzählten von unserer vergeblichen Janosch-Suche. „Ach der Janosch,“ meinte er, „klar kenne ich den, wir waren ja Nachbarn.“
„Mangelnde Begabung“ für die Kunstakademie
Ziemlich abgerissen sei der später berühmte Autor damals gewesen. Auch die Legende, dass Janosch seinen ersten Roman unter Zuhilfenahme von einundvierzig(!) Flaschen Gin geschrieben habe, scheint nicht völlig ohne Grundlage zu sein. Unter seinem bürgerlichen Namen Horst Eckert versuchte er als Stoffmusterzeichner seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Nebenher fing er an, unter dem Künstlernamen Janosch Kinderbücher zu zeichnen. Sein Kunststudium in München hatte er nach wenigen Semestern abbrechen müssen. Professor Geitlinger hatte ihm „mangelnde Begabung“ attestiert. Traurig für Horst Eckert, aber im nachhinein betrachtet ein Glück für die Menschheit. Mit abgeschlossenemm Kunststudium hätte es den kleinen Bären und kleinen Tiger vielleicht nie gegeben.
Mit Spürhund und Tigerente auf der Suche |
Ein Haus in Greifenberg
Jedenfalls verschlug es Janosch dann an den Ammersee, wo er sich in Greifenberg ein bescheidenes Häuschen baute. Wir hatten also eine heiße Spur. Im Internet fanden wir die Adresse unseres Gesprächspartners, und suchten mittels Google Earth die Nachbarschaft ab. Prompt ist da versteckt im Wald ein kleines, einsames Häuschen zu sehen. Mit diesem Wissen starteten wir unsere Suchexpedition und fühlten uns dabei wie Indiana Jones: Die Jäger der verlorenen Tigerente.
Die Forschungsexpedition
Begleitet wurden wir von unseren Freunden Christina und Jürgen Oliver Blank (5Blanks), unserem Spürhund Fräulein Rosa und (natürlich) einer Tigerente. Den Weg hatten wir uns gut eingeprägt. Hier dem Feld entlang, an der zweiten Abzweigung links, dann quer durch das Wäldchen und an der nächsten Biegung … die große Enttäuschung.
Was auf dem Satelitenbild wie ein Haus ausgesehen hatte, entpuppte sich als alter Stadel. Hier hatte mit Sicherheit niemand gewohnt, auch Janosch nicht. Also mussten wir uns nochmals an unseren Greifenberger Freund wenden. Der gab uns jetzt eine genauere Beschreibung der Lage, und uns wurde klar, dass wir am falschen Ende des Ortes gesucht hatten.
Wo kleiner Bär und kleiner Tiger gewohnt haben
Das Haus sieht aus, wie aus einem Buch von Janosch |
Eine Woche später traten wir erneut unsere Suche an, und dieses mal war sie von Erfolg gekrönt. Im Greifenberger Valloch stießen wir auf ein Haus, auf das die Beschreibung genau passte. Es ist inzwischen etwas baufällig, und wird den Spuren nach gelegentlich für Partys genutzt. Obwohl (oder weil?) es teilweise verwuchert ist, sieht es genauso aus, wie man sich ein Janosch-Haus vorstellt.
Laut seiner Biographie war der Autor in den 70er Jahren am Ammersee, bis er 1980 nach Teneriffa zog, wo er auch heute noch lebt.
Da „Oh wie schön ist Panama“ 1979 erschienen ist, hat Janosch es höchstwahrscheinlich am Ammersee geschrieben.
Es war schon ein eigenes Gefühl, vor diesem Haus zu stehen. Hier hat die Tigerente zum ersten Mal mit den Holzrädern gequietscht. Hier ist der Geburtsort des kleinen Bären und kleinen Tigers, die mich und Millionen andere verzaubert haben. Hier ist Janosch auf der Terrasse gesessen, hat Abends in die Bäume geschaut und dabei von Panama geträumt.
Vom Ammersee bis Panama
Der Freund, der mit seinem Anruf unsere Suche ausgelöst hat, sammelt gerade noch mehr Material über Janosch. Das wird dann ab dem 8. Dezember in einer Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof gezeigt. Ich freue mich jetzt schon darauf, mehr über Janosch und Tigerente, Panama und Ammersee zu erfahren.
Janosch: Vom Ammersee bis Panama
8. Dezember 2017 bis Mai 2018
Bauernhofmuseum Jexhof
82296 Schöngeising
www.jexhof.de
Meine Mutter hat früher in der Bank in Schondorf gearbeitet und da war er Kunde. Das mit Greifenberg stimmt ebenfalls!
Ein überraschender Einblick in das Leben dieses öffentlichkeitsscheuen Janosch! – Saubere Arbeit!
Hallo Herr Ploner, danke für den informativen Bericht-hatte ich nicht gewusst, dass Janosch in Greifenberg lebte. Kleiner Hinweis für Ihren Freund: auf spiegel-online vom 14.7.17 gibt es ein Interview mit Janosch – vielleicht hilft ihm auch das etwas weiter! Freundliche Grüße HMKGeiss@t-online.de