Meines Wissens hat Richard Wagner am Ammersee nie Station gemacht. Ich könnte ihn mir aber vorstellen, wie er an einem nebligen Tag in Schondorf am Ufer steht. Er schaut auf Andechs, sieht einen Schwan im Wasser, und da fallen ihm die Zeilen ein: „Seht! Welch ein seltsam Wunder! Ein Schwan! Ein Schwan zieht einen Nachen dort heran!“ Daraus hat er dann seinen Lohengrin entwickelt, und dem Vogel zugerufen: „Sei bedankt, mein lieber Schwan!“
Richard Wagner am Ammersee
Hat er natürlich nicht. Diese Figur des Schwanenritters hat er nicht vom Ammersee, sondern von Wolfram von Eschenbach. In dessen Parzival Epos aus dem Jahr 1200 kommt Garin le Loherain (Garin, der Lothringer) bereits vor.
Egal ob nun Wagner am Ammersee war oder nicht, jedenfalls gibt es in Schondorf einen rührigen Richard Wagner Verband Ammersee (http://www.rwv-ammersee.de). Dieser fällt immer wieder mit ungewöhnlichen Aktionen auf.
Geocaching und Poetry Slam
Beispielsweise hat der Verband die erste digitale Wagner-Schatzsuche initiiert. Dabei müssen mittels GPS-Daten bestimmte Punkte rund um das Bayreuther Festspielhaus am Grünen Hügel gefunden, und Rätsel gelöst werden.
Unter dem Motto Wagner goes Wild haben die Schondorfer auch schon zweimal einen Poetry Slam veranstaltet. Die Wagnerianer vom Ammersee sind also nicht so altbacken, wie man es den Anhängern des Komponisten sonst gerne nachsagt. Auch ihr Konzert am 25. Mai im Vortragssaal des Landheim Schondorf steht im Zeichen der Jugend.
Klassik am See
An diesem Abend werden die Stipendiatinnen des Vereins ein Konzert geben. Aktuell gehören dazu die Cellistinnen Elodie Théry und Eva Sophie Albrecht, sowie die Sängerinnen Ariana Lucas und Sandra Gerlach.
Die jungen Musikerinnen sind längst an größere Bühnen gewöhnt. Elodie Théry (https://elodiethery.com/) spielte letztes Jahr im Rahmen der Muziek Biennale Niederrhein in der Schweiz und beim Festival für junge Künstler Bayreuth. Théry ist dabei nicht auf Wagner fixiert. Zu ihrem Repertoire gehören auch Stücke des palästinensisch-israelischen Komponisten Samir Odeh-Tamimi, von Paul Hindemith oder György Ligeti.
Auch Ariana Lucas (http://www.arianalucas.de/) hat auf der Bühne schon einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Im Staatstheater Karlsruhe sang sie die Rolle der Erda im Rheingold. Dabei brachte sie „eine pastose, volltönende Altstimme mit“, wie der Musikkritiker Ludwig Steinbach in Der Opernfreund schreibt.
Aus dem Programm geht leider nicht hervor, wer nun spielt und was gespielt wird. Es wird aber sicher ein anregend, frischer Musikabend, ganz ohne die Steifheit des Grünen Hügels.
Stipendiatenkonzert des Richard Wagner Verband Ammersee
Landheim Schondorf
25. Mai 2019, 20:00 Uhr
http://www.rwv-ammersee.de