Ein Tassilo für Harry

Der Uttinger Künstler Harry Sternberg ist für den diesjährigen Tassilo Kulturpreis nominiert. Seit 1999 vergibt die Süddeutsche Zeitung diesen Preis, mit dem Kulturschaffende aus dem Umland und der Stadt München ausgezeichnet werden. Aus den von den Lesern Nominierten wählt eine Jury die Preisträger. Heuer hat es der Photograph und Ausstellungsmacher vom Ammersee auf die Kandidatenliste geschafft.

Heimat finden durch die Kunst

Die Süddeutsche Zeitung stellt den Kandidaten unter dem Titel Heimat finden durch die Kunst vor (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/tassilo-kulturpreis-heimat-finden-durch-die-kunst-1.5255283). Das trifft es sehr gut, denn Sternberg ist tatsächlich ein Heimatsucher und -erkunder. Vielleicht hat das Thema deswegen einen so hohen Stellenwert für ihn, weil er selbst als Kind schlesischer Flüchtlinge zur Welt kam. In einer eindrucksvollen Installation während der Kreiskulturtage 2017 stellte er im Summerpark zwei Fluchtschicksale nebeneinander: Das seines Schwiegervaters, der nach dem Krieg aus dem Sudetenland vertrieben wurde, und das des jungen Syrers Abdallah, der jetzt am Ammersee lebt.

Harry Sternberg bei demn Kreiskulturtagen

Der raumB1

Um Heimat und Geschichte geht es auch in dem von Sternberg betriebenen Ausstellungsraum raumB1 (http://raumb1.de/), dem ehemaligen Fremdenverkehrsbüro neben dem Uttinger Bahnhof. Hier sind immer wieder Ausstellungen zu wenig bekannten Aspekten der Geschichte seiner Wahlheimat zu sehen. Hier erfuhren Interessierte etwas über das zum KZ Dachau-Außenkomplex gehörende Lager X in Utting, über den Karikaturisten Henry Meyer-Brockmann, oder über eine Tagung der Gruppe 47, die sich 1949 am Ammersee traf. Für diesen Sommer ist eine Schau zur Geschichte von Bert Brechts Landhaus in Utting geplant.

Ausstellungseröffnung im raumB1 von Harry Sternberg
Eine Ausstellungseröffnung im raumB1

Der Photograph Harry Sternberg

Dazwischen ist im raumB1 Platz für zeitgenössische Kunst vom Ammersee, beispielsweise von Matthias Rodach, Trine Pesch, Meike von Arndt, Peter Dietz, Elke Jordan, Martin Burger, Almut Winkler, oder – allerdings selten – vom Hausherren selbst. Der hat als Photograph ein ganz feines Gespür für unerwartete Bildmotive, die er praktisch im Vorübergehen am Straßenrand entdeckt. En passant heißt deshalb passenderweise ein Bildband mit seinen Arbeiten.

Photo von Harry Sternberg
Photo @ Harry Sternberg

In seinem eigenen raumB1 sind die Photos nicht oft zu sehen. Dafür zeigt er seine Bildeindrücke gerne bei anderen Projekten, wie zum Beispiel bei Kunst geht Baden oder Kunst hält Wache. Das gehört für Harry Sternberg auch zum Heimatbegriff, dass er sich bei solchen Kunstaktionen aktiv mit einbringt.

Ich drücke Harry Sternberg die Daumen. Es wäre schön, wenn nach Annunciata Foresti 2014 (https://www.foresti-kunst.de/) wieder einmal ein Tassilo-Preis an den Ammersee gehen würde.

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