Das Thema Hans Pfitzner beschäftigt uns in Schondorf schon recht lange. Vor sechs Jahren habe ich hier im Blog erstmals über den umstrittenen Komponisten geschrieben (Passt das hierher?). Seither gab es in der Öffentlichkeit und im Gemeinderat immer wieder Diskussionen darüber, ob die Hans-Pfitzner-Straße und das Denkmal in der Seeanlage erhalten bleiben oder verschwinden sollen. Jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Die Gemeinde hat eine Befragung an die Anwohner der Pfitzner-Straße geschickt.
Der umstrittene Komponist
Hans Pfitzner lebte von 1919 bis 1929 in Schondorf am Ammersee. Seine Kompositionen, speziell seine Oper Palestrina werden von vielen Musikfreunden hoch geschätzt. Gleichzeitig steht fest, dass er sich dem Nationalsozialismus eng verbunden fühlte, und auch noch nach dem Krieg die Gräueltaten der Nazis beschönigte.
Ich bin kein Historiker und kein Musikwissenschaftler. Daher habe ich nur eine laienhafte Vorstellung von Pfitzners musikalischem und politischem Wirken. Allerdings haben sich in verschiedenen anderen Städten wissenschaftliche Kommissionen mit der Thematik beschäftigt, beispielsweise in Münster: https://www.muenster.de/stadt/strassennamen/pfitznerstrasse.html
Diese kamen durchwegs zu dem Schluss, dass nach Pfitzner benannte Straßen besser umbenannt werden sollten. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich nun auch Schondorf dieser Frage stellt. Ich finde das durchaus richtig, sich darüber Gedanken zu machen.
Straßennamen als Ehrung
Im Gegensatz zu einem Denkmal, kann man einen Straßennamen nicht einfach mit einem erklärenden Text ergänzen. Eine Straßenbenennung verstehen wir ganz automatisch als Zeichen der Wertschätzung und Hochachtung. Ein eigener Straßenname ist so ziemlich die höchste Auszeichnung, die wir als Gesellschaft jemandem geben. Besser ist nur noch ein eigener Flughafen.
Wenn ich in irgendeinem Ort eine Max-Mustermann-Straße sehe, dann nehme ich selbstverständlich an, dass Max Mustermann eine wichtige Persönlichkeit war, auf die der Ort stolz ist. So versteht das auch jeder, der in Schondorf eine Hans-Pfitzner-Straße sieht.
Fragen an die Anwohner
Die Gemeinde macht nun einen ersten Schritt, und verschickt einen Brief an die Anwohner, wie sie zu einer möglichen Umbenennung stehen. Darin wird unter anderem gefragt, ob der Straßennamen wegen Pfitzners Rolle in der NS-Zeit geändert werden sollte. Falls man dafür ist, kann man auch gleich Vorschläge für einen neuen Namen abgeben. Weiters bittet die Gemeinde um eine Schätzung, welche Kosten den Betroffenen dadurch entstehen würden.
Die Kosten wären für mich persönlich das kleinste Problem. Meine Frau und ich sind mit unserer Firma viermal umgezogen. Da muss man eben Kunden, Lieferanten und Behörden über die neue Adresse informieren, und den Briefkopf ändern. 2.000 Blatt Briefpapier bekommt man heute schon für € 40. Das sind wirklich keine Beträge, die einen in den Ruin treiben.
Christoph-Probst-Straße
Ich wohne nicht in der Hans-Pfitzner-Straße, aber ich hätte trotzdem einen Vorschlag für einen neuen Namen. Wie wäre es mit Christoph-Probst-Straße? Probst war Schüler am Landheim Schondorf und schloss sich später der Widerstandsbewegung Weiße Rose an (Gedenken an Christoph Probst).
Im Gegensatz zu Pfitzner biederte er sich nicht bei den Nazis an, sondern setzte sich für eine freie, demokratische Gesellschaft ein. Ein Einsatz, den er mit dem Leben bezahlte. Heute erinnert an ihn nur eine unauffällige Plakette, die viele in Schondorf wahrscheinlich noch nie bewusst gesehen haben.
Er wäre für mich genau die Persönlichkeit, die einen eigenen Straßennamen verdient, als Zeichen der Wertschätzung und Hochachtung. Ich bin gespannt, was die Anwohner der Hans-Pfitzner-Straße dazu sagen.
Bei Umbenennung der Strasse zu Ehren einer andern Person, wäre es doch ein stimmiges Zeichen, wenn wir bei ca. 70 Straßen in Schondorf eine zweite finden können, die eine Dame ehrt oder?
Die erste entstand erst kürzlich mit Eleonore-Weindl-Strasse (s.u. Link/Artikel im Kreisboten)
https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/wenn-in-schondorf-endlich-mal-eine-frau-strassen-namenspatin-ist-90852418.html?cmp=defrss
Im Prinzip finde ich die Idee gut und richtig. Allerdings erinnere ich mich vom Prix-Gelände, dass nach Eleonore Weindl die Auswahl schon ziemlich dünn wurde. Welche Frauen sollten in Schondorf mit einem Straßennamen geehrt werden?
Christoph-Probst-Straße – eine gute Idee, lieber Leo!
Vielen Dank, Susanne. Ich bin gespannt, was die Anwohner dazu sagen.