Bekanntlich findet gerade die Weltmeisterschaft im Männerfußball in Katar statt. Gekickt wird also in einem Land, in dem von selber kein Grashalm wächst, und in dem es außerdem zum Fußballspielen viel zu heiß ist. Den Greifenberger Künstler Axel Wagner (https://axelwagner.de/) hat das zu der Überlegung inspiriert, an welche unmöglichen Orte man den Fußball bringen kann. Ein solcher unmöglicher Ort ist eine Wartehalle, und so legte er Fußballrasen im Bahnhof Schondorf aus.
Aus der Allianz-Arena nach Schondorf
Der Rasen mit Seitenlinien, Eckfahne und Stadiongeräuschen aus dem Lautsprecher bringt tatsächlich etwas Fußballatmosphäre in den Schondorfer Bahnhof. Es ist übrigens nicht irgendein beliebiger Rasen, sondern er stammt direkt aus der Münchner Allianz-Arena. Das Gras ist also getränkt mit den Schweißspuren von Thomas Müller, Jamal Musiala oder Benjamin Pavard. Für eingefleischte Fans muss es ein wahrer Genuss sein, sich auf diesem heiligen Rasen zu wälzen.
Wer diese Devotionalie gerne bei sich zu Hause hätte, kann ein Stück des Rasens erwerben. Gegen eine Spende von € 50 darf man sich nach Abschluss der Installation einen Quadratmeter des Grüns mitnehmen. Die Einnahmen werden von Axel Wagner komplett an die Hilfsorganisation PLAN (https://www.plan.de/) weitergegeben.
Die unaufhaltsame Verbreitung des Sports
Ich mag die Arbeiten von Axel Wagner, weil sie einen mit relativ einfachen Mitteln zum Nachdenken bringen. Das war schon so bei seiner Höhle im studioRose (Erhöhlung) oder bei Kunst geht baden (Nur für immer). Besonders schön finde ich es, wenn diese gedanklichen Stolpersteine nicht in einer Galerie oder einem Museum stehen, sondern im öffentlichen Raum.
Einerseits erinnert mich der Fußballrasen im Bahnhof daran, an welche seltsamen Orte die Kommerzialisierung den Ballsport getrieben hat. Andererseits sehe ich darin auch ein Symbol dafür, wie sich der Sport immer mehr in unserem Leben ausbreitet. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen man abends sehnsüchtig die Sportschau im Fernsehen erwartete. Mit den richtigen Apps und Abos kann man heute rund um die Uhr und an jedem Ort Fußball gucken. Beispielsweise, während man gerade auf seinen Zug wartet.
Stadion in der Wartehalle
Da mögen manche die Installation von Axel Wagner als passende Hintergrundkulisse empfinden. Man kann sich in Siegerpose auf den Fußballrasen im Bahnhof werfen, wenn in Katar gerade ein Tor gefallen ist.
Außerdem darf man hier, anders als bei der WM, am Spielfeldrand ein Bierchen trinken. Die Hausordnung der DB untersagt lediglich übermäßigen Alkoholkonsum auf dem Bahnhofsgelände.
Axel Wagner – Stadion
Wartehalle des Bahnhofs Schondorf
18. November bis 18. Dezember 2022
sehr schön beschrieben, Leo, danke! Heute kommt noch die SZ. Es spricht sich also herum und immer wenn ich da bin gibt es interessante Gespräche mit Besuchern dazu…
Der Rasen – von mir sorgsam gegossen – wächst und wächst. Kennst du jemanden mit einem kleinen Akku-Rasenmäher? Oder einem Mähroboter (wäre ein lustiges Bild….)
Gruß, Axel