Tischkicker und #metoo

Nach längerer Zeit wieder einmal etwas über das Studio Rose. Meistens veröffentliche ich ja Berichte über Veranstaltungen dort auf der Website des Schondorfer Kreises (http://schondorfer-kreis.de/), wie ich schon einmal erklärt habe (Was ist los im Studio Rose?). Am dritten und vierten Septemberwochenende zeigte hier die Uttinger Künstlerin Barbara Manns ihre „Figuren und Menschen“. Mir gefiel die Ausstellung aus zwei Gründen besonders gut. Erstens entdecke ich gerade ein Faible für gegenständliche Malerei. Nicht dass mir abstrakte Arbeiten nicht mehr gefallen würden, aber das Figürliche hat aktuell einen besonderen Reiz für mich. Zweitens hat Barbara Manns zwar einen durchaus feministisch geprägten Blick auf die Welt, aber ohne Verbissenheit und mit viel Raum für Zwischentöne.

Barbara Manns vor Selbstportrait
Barbara Manns vor Selbstportrait

Von plakativ bis vielschichtig

Barbara Manns: Jaichbinjetzthier
Jaichbinjetzthier

Viele ihrer aktuellen Arbeiten kann man durchaus als Beitrag zur #metoo Debatte verstehen. Das geht vom ausgesprochen Plakativen zum subtil Vielschichtigen. Auf einem der Bilder sind die Filmschaffenden Woody Allen, Harvey Weinstein und Dieter Wedel dargestellt. Alle drei posieren breitbeinig als machtbewusste Machos. Woody Allen hält sogar eine zerbrochene Barbie Puppe in der Hand. Den Hintergrund bilden gesichtslose Pin-ups. Da ist es keine Frage, was Barbara Manns von den berichteten Umtrieben der drei hält. Passenderweise ist das Bild tatsächlich in Schwarz-Weiß gemalt.

Die meisten Arbeiten von Barbara Manns haben dagegen eine geradezu anspringende Farbigkeit. „Ihre Reduktion auf wenige starke Farbklänge oder auch Komplimentärkontraste, aber auch die Konzentration auf eine klare Gestik und einfache Formen verstärken die Ausdruckskraft ihrer Bilder,“ wie die Kunsthistorikerin Urte Ehlers in ihrer Einführung sagte. Dabei sind die Bilder trotz dieser Reduktion durchaus nicht eindeutig. Beispielsweise ist die Situation der jungen Frau in kräftigen Grün- und Orangetönen nicht offensichtlich zu erkennen. Einen Hinweis gibt erst der Bildtitel, ein hektisches und genervtes „Jaichbinjetzthier“.

Barbara Manns Tischkicker

Barbara Manns: Unfrei 2Meine Lieblingsbilder in der Ausstellung waren zwei Arbeiten aus der Serie „Unfrei“. Das sind sehr große, in kräftigen Primärfarben gemalte Tischkickerfiguren. Der Titel „Unfrei“ wirkt erst einmal schlüssig. Die Tippkicker-Männchen sind ja wohl ein Muster an Fremdbestimmtheit. Sie müssen willenlos den Bewegungen der Spieler folgen.

Allerdings ist die Figur auf dem Bild kein Männchen, sondern eindeutig eine Frau. Kann man das also auch als Eroberung einer ausschließlich männlichen Domäne lesen? Oder wird die Frau gerade dadurch unfrei, dass sie sich auf das männliche Spiel einlässt?

Fortsetzung folgt

Die Ausstellung im Studio Rose ist leider schon zu Ende, aber die Bilder von Barbara Manns kann man auch weiterhin sehen. Bis Ende Oktober zeigt sie sie in ihrer eigenen Galerie „unARTig“ (https://www.babamas.de/) in Utting.

Barbara Manns

Figuren und Menschen

bis 28. Oktober 2018, jeweils Sonntags von 14:00 bis 18:00 Uhr
Galerie unARTig
Bahnhofstrasse 13
Utting am Ammersee

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