Wir brauchen in Schondorf mehr Wohnraum. Diese Forderung hört man fast wöchentlich im Ort, weil es immer schwieriger wird, hier eine Wohnung zu finden. Es gibt nicht beliebig viele Baugrundstücke, weshalb das Zauberwort „Nachverdichtung“ heißt. Auf bestehenden Grundstücken entstehen mehr Wohnungen, wie zum Beispiel in der Bahnhofstrasse 29. Dazu wird das Haus um eine Etage aufgestockt. Mit den Wohnungen ist es aber noch nicht getan, denn auch in Schondorf gibt es eine Stellplatzsatzung.
Mehr Wohnraum, mehr Parkplätze
Bahnhofstrasse 29 ist das Haus westlich der VR-Bank. Ich kenne es recht gut, weil im Erdgeschoss meine Lieblings-Espressobar ist, das La Delicatezza (http://www.ladelicatezza.de/). Das Haus soll also aufgestockt werden, worüber der Gemeinderat am 20. März ausführlich diskutierte. Es ging nicht um die Aufstockung als solches. Diese war in einer Bauvoranfrage schon positiv beschieden worden, und gegen zusätzliche Wohnungen hat in Schondorf niemand etwas einzuwenden.
Der strittige Punkt war, dass es mit der Nachverdichtung auch zusätzliche Parkplätze braucht. Laut Schondorfer Stellplatzsatzung sind das 1,5 Stellplätze pro Wohnung. Eine Tiefgarage fällt aus, weil man die nicht nachträglich unter das alte Haus bauen kann.
Bleiben also nur Parkplätze auf dem Grundstück der Hauseigentümerin, der VR-Bank. Dieser gehört auch der kleine Platz mit der Sitzbank unter dem Baum. Ich dachte immer, das sei Gemeindegrund. Eigentümer ist aber die VR-Bank, auch wenn der Platz als öffentliche Fläche genutzt wird. Hier sollen nun einige der vorgeschriebenen Stellplätze entstehen.
Beschauliche Ecken verschwinden
Die restlichen Parkplätze sollen neben dem kleinen Fußweg hinauf zur Oberen Straße angelegt werden. Einigen Mitgliedern des Gemeinderats hat diese Idee gar nicht gefallen. Hier verschwindet wieder eine dieser beschaulichen Ecken, die doch eigentlich typisch für Schondorf sind.
Natürlich ist das für sich gesehen keine Katastrophe, aber scheibchenweise wird immer mehr Platz für Autos geopfert. Nach längerer Diskussion hat der Gemeinderat am Ende doch dem Bauantrag mehrheitlich zugestimmt. Bezüglich der Stellplätze hofft man, zusammen mit der Bank noch zu einer verträglicheren Lösung zu kommen.
Schondorfer Stellplatzsatzung
Ich bin selber gespalten, was die Stellplatzsatzung angeht. Ich kenne das Argument, dass es nun mal immer mehr Autos gebe, und diese schließlich irgendwo parken müssen. Andererseits gibt es vielleicht auch deswegen immer mehr Autos, weil wir fleißig Parkplätze bauen. Das macht es natürlich sehr bequem, wenn das eigene Auto direkt vor dem Haus steht, und auch vor den Geschäften Parkmöglichkeiten vorhanden sind. Vielleicht braucht es mehr Investitionen in andere Formen des Verkehrs, in Fußgänger, Radfahrer (Schondorf wird sicherer), öffentlichen Personenverkehr oder Car-Sharing (Zukunftsfähige Mobilität).
Wie denkt ihr darüber? Kann es mit dieser Spirale aus mehr Autos und mehr Parkplätzen weitergehen? Oder müssen wir grundsätzlich über unsere Einstellung zur Mobilität nachdenken?
Es zeichnet sich immer mehr ab, dass Auto als Auslaufmodell. Wie ist es eigentlich in Schondorf – wenn immer mehr Wohnraum gebraucht wird – es gibt viele Häuser, die nur ein paar Wochen im Jahr bewohnt sind. Vielleicht sollte man mal an der Problematik ansetzen.
Auch in Schondorf sieht die Satzung die Möglichkeit einer Ablöse vor. In Großstädten wie München oder Berlin gibt es allerdings auch einen relativ eng getakteten Nahverkehr. Bei dem geschilderten Beispiel wäre es schade, wenn ein öffentlich genutzter Platz wegkommt. Andererseits -und das ist leider auch bei uns in Dießen relativ häufig- stehen private PKW auf öffentlichem Grund. Ein Stellplatz muss nicht unbedingt versiegelt sein. Er muss gekennzeichnet sein. Es würde auch ein Stück Rasen mit einer entsprechenden Einfassung reichen. Die Bienen danken!
Wie ist das denn in Städten mit denkmalgeschützten Zentren geregelt? Wo lassen Menschen in Münchens Innenstadt ihre Autos? Ich jedenfalls habe zwei Kollegen und Freunde in München, die ihre Autos verkauft haben, weil sie es leid waren, jeden Abend in Schwabing nach einem freien Parkplatz zu suchen. Das schon vor vielen Jahren.
Dort ist es oft über eine Stellplatzabgabe geregelt. Wer selbst keine Parkplätze bauen kann, zahlt eine festgelegte Summe an die Stadt, die damit (zumindest theoretisch) in der Nähe Parkmöglichkeiten schafft.