Jan Davidoff im atelierRose

Das atelierRose ist das kleine Holzhaus direkt neben dem studioRose in Schondorf. Es ist der ehemalige Arbeitsraum des Malers Walter Rose. Nach ihm und seinem Bruder Heinz sind das studioRose und der Roseweg benannt, der an dem Studio vorbeiführt. Über Jahrzehnte wurde das frühere Atelier nur als Lagerraum genutzt. Jetzt findet es wieder seine ursprüngliche Bestimmung. Seit Mai arbeitet dort der Maler Jan Davidoff als Artist in Residence.

Artist in Residence

Über die letzten Jahre wurde das atelierRose ausgeräumt, die eingelagerten Bilder gesichtet und katalogisiert. Danach kam natürlich die Frage auf, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll. Kulturreferentin Silvia Dobler hatte die Idee, es zumindest zeitweise wieder als künstlerischen Arbeitsraum zu nutzen. Sie lud den Maler Jan Davidoff ein, als Artist in Residence im atelierRose zu arbeiten. Das bot sich an, da das benachbarte studioRose ohnehin gerade die Ausstellung Weltenraum mit seinen Bildern zeigt (https://studiorose.de/2020/02/13/weltenraum-jan-davidoff/).
Auf Davidoff bin ich zum ersten Mal im Rahmen der AmmerSeerenade 2018 gestoßen (https://schondorf.blog/2018/09/17/art-music-im-gut-achselschwang/). Seither verfolge ich interessiert, wie sich sein Stil entwickelt.

Das atelierRose in schondorf am Ammersee

Jan Davidoff (http://jandavidoff.de) hat Erfahrung mit künstlerischen Aufenthalten außerhalb des eigenen Ateliers. Beispielsweise konnte er auf Einladung der Kaminsky Foundation in New York arbeiten. Begeistert spricht er von der lebendigen Szene in der Stadt und den Dialogen mit den anderen Stipendiaten. Dieser künstlerische Austausch macht ihm auch heute noch sichtlich Freude.

Künstlerischer Austausch

Als ich ihn im atelierRose besuchte, war er gerade in einem angeregten Gespräch mit Gregor Netzer aus Landsberg und Elke Jordan aus Grafrath. Ich geriet mitten in eine Diskussion über Farben und Pigmente, Bilduntergründe und Maltechniken. Jan Davidoff hat keine Scheu, über die handwerklichen Aspekte seiner Kunst zu sprechen. Er erzählt von der Suche nach Farben, von der Freude, im Internet Restbeständen eines speziellen Gelbtons zu finden, nachdem der Hersteller die Produktion ausgerechnet dieses Pigments eingestellt hatte.
Davidoff lässt auch die Rückschläge nicht aus, zum Beispiel als er ein brandneues Verfahren für 3D-Farbdruck ausprobierte. Damit wollte er einem Gemälde einen besonderen Effekt geben. Leider war die Druckerdüse falsch eingestellt und der Farbnebel ruinierte das Bild. Wochenlange Arbeit umsonst, aber er nimmt so etwas als Ansporn, um erst recht in diese Richtung weiter zu experimentieren.

Überhaupt fällt mir auf, wie uneitel Davidoff über seine Arbeit spricht. Man muss kein Kunststudium absolviert haben, um sich mit ihm zu unterhalten. Ein erfreulicher Gegensatz zu manchen der großen alten Männer des Kunstbetriebs, die sich gerne mit geschwollenen Reden als Jahrhundertgenies präsentieren.

Jan Davidoff und Gregor Netzer im atelierRose
Jan Davidoff und Gregor Netzer im atelierRose

Sportliche Malweise

Auch sonst entspricht Jan Davidoff nicht dem, was ich mir unter einem typischen Kunstmaler vorstelle. Normalerweise denke ich dabei an jemand, der versonnen vor seiner Staffelei steht und kleine Pinselstriche auf die Leinwand setzt. Bei ihm dagegen ist das Malen ein sehr körperlicher, fast schon athletischer Vorgang. Davidoff malt gerne in großen Formaten und ist dabei ständig in Bewegung. Er kniet vor der Leinwand, springt hoch, ändert den Blickwinkel, klettert auf eine Leiter, setzt neue Farbfelder, ist ständig in Bewegung. Ein bisschen sieht man das in dem Video At home in the studio: https://youtu.be/nfR0SOkxJEA
Dazu passt auch, dass er meistens an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitet. Das sieht man auch im atelierRose. Auf der Staffelei, an den Wänden und auch auf dem Boden sind Bilder in verschiedenen Phasen des Entstehens. Es wirkt, als hätte Jan Davidoff zu viel Energie in sich stecken, um nur ein einzelnes Bild zu malen.

Ein lebendiges Künstleratelier

Die Süddeutsche Zeitung schrieb, das Atelier sei „mit seinem modrigen Geruch im Moment wenig einladend“: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/ausstellung-in-schondorf-seid-umschlungen-1.4917306
Bei der Eröffnung hat das sicher noch gestimmt. Inzwischen ist es sehr einladend und riecht, wie man sich ein lebendiges Künstleratelier vorstellt, nach Farben, Lacken, Terpentin und Bier.

Jan Davidoff im atelierRose

Mai bis Juli 2020
Gespräche mit dem Künstler nach Voranmeldung möglich
studio-rose@schondorf.de
studioRose, Bahnhofstrasse 35, Schondorf am Ammersee
https://studiorose.de

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