Der unzugängliche See

Das Thema öffentliche Zugänge zum Ammersee bewegt ganz offensichtlich die Menschen in Schondorf. Als beim ersten Bürgerbudget 2019 die Initiative See-U antrat, wurde sie prompt auf den ersten Platz gewählt (Bürgerbudget im Gemeinderat). Inzwischen wurden Arbeitskreise gebildet und es gab mehrere Begehungen und Besichtigungen vom Wasser aus, teilweise auch zusammen mit Ratsmitgliedern. Daraus hat See-U jetzt Empfehlungen für den Gemeinderat entwickelt, und dem Gremium zugeschickt. Eine gewünschte Präsentation bei der Bürgersprechstunde kam leider (noch) nicht zustande.

Die Ausgangslage

Im Gemeindebereich von Schondorf liegen etwa 2 km Seeufer. Öffentliche Zugänge zum Ammersee gibt es aber nur wenige. Sie begrenzen sich auf die Treppe neben dem Dampfersteg, die Badewiese beim Schaule, und den gemeindlichen Badesteg. Das macht zusammen rund zwanzig Meter, also gerade einmal 1 % des gesamten Seeufers. Die anderen 99 % sind Naturschutzgebiet oder Privateigentum.

Seezugänge Schondorf am Ammersee
Karte: BayernAtlas

Dabei ist ein großer Teil des Uferbereichs öffentliches Eigentum. Auf der Karte des BayernAtlas kann man sehen, wo die Gemeindegrenze verläuft, und wo das Gelände öffentliches Staatseigentum ist: https://v.bayern.de/QYc3Z

Nach Berechnungen von See-U ist das eine Fläche von rund 40.000 m2. Hier dringt die Initiative darauf, mehr öffentliche Zugänge zum Ammersee zu schaffen. Was dazu konkret passieren soll, hat man in den Empfehlungen für den Gemeinderat zusammengefasst. Das Dokument kann man sich auf der Website von See-U anschauen: https://www.see-u.de/empfehlungen-fuer-den-gemeinderat/

Öffentliche Zugänge zum Ammersee

Konkret geht es darin um vier Punkte, nämlich um den Uferweg, die Neugestaltung der Schaulewiese, erweiterte Bademöglichkeiten am Gemeindesteg, und den Erhalt der Wegeverbindungen zum Seeufer. Speziell diese öffentlichen Zuwege zum Ammersee nehmen in den Empfehlungen breiten Raum ein.

Private Zugänge zum Ammersee

Anscheinend ist es so, dass manche Wege zum Ammersee zwar eigentlich der Gemeinde gehören, aber für die private Nutzung verpachtet sind. Wenn ich es richtig verstanden habe, betrifft das beispielsweise die ehemalige Viehtränke, also die Verlängerung des Wildenentenwegs zum See.

Information des Gemeinderats

Hier möchte See-U, dass der Gemeinderat bei Verkäufen, Schenkungen und Veränderungen an den Seegrundstücken informiert wird, und darüber entscheidet, ob eventuell ein Vorkaufsrecht ausgeübt wird. Außerdem fordert die Seeufer-Initiative, dass der Gemeinderat von der Verwaltung eine Aufstellung über den aktuellen Stand erhält. Darin soll ausgewiesen sein, welche Flurnummern am See der Gemeinde gehören, welche Verträge dort bestehen, und wo die Nutzung durch Dritte vereinbart ist.

Öffentliche Zugänge zum Ammersee

Ich hätte gedacht, dass der Gemeinderat über diese Zusammenhänge ohnehin informiert ist. Mir hat aber zumindest ein Ratsmitglied bestätigt, dass es anscheinend wirklich keinen Überblick darüber gibt, welche Seegrundstücke der Gemeinde gehören, und welche Pachtverträge und Dienstbarkeiten dort festgeschrieben sind.

Zumindest diese Forderung sollte also im Gemeinderat breite Zustimmung finden. Es muss ja im Interesse aller gewählten Mitglieder sein, den aktuellen Stand der Dinge zu kennen. Jetzt bin ich mal gespannt, wie die Gemeinde auf die Vorschläge von See-U reagiert.

5 Gedanken zu „Der unzugängliche See“

  1. Die Reichen und Schönen leben auf ihnen gehörenden Seegrundstücken, ohne dass Fremde dort rumschwimmen. So ist es nun mal.
    Hat alles mit Kohle zu tun. Wer bezahlt, hat die besseren Karten. Ist wirklich nichts Neues. Und daran wird sich auch bestimmt nichts ändern. Wegen: Geld!
    Wer glaubt, das ändern zu können, ist naiv.

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    • Ich verstehe die Initiative von See-U nicht so, dass private Seegrundstücke enteignet werden sollen. Es geht wohl darum, dass die Bereiche und Zugänge, die ohnehin öffentliches Eigentum sind, für die Öffentlichkeit zugänglich werden.

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      • Liebe Renate, da das Ufer bei den staatlichen bayerischen Seen dazu gehört, kann es nicht von Privat gekauft werden. Wird es von Privat genutzt, dann ist das wie mit den Bojen. Es wird gepachtet. Der Preis ist mit 1€ pro m2 pro Jahr sehr günstig. Niemand muss dafür reich sein. Anders als bei den Bojen, ist das Verfahren der Vergabe nicht transparent. Wenn also weder die Gemeinde sich darum kümmert, noch die Allgemeinheit, dann bekommt es derjenige, der den Kontakt ganz einfach schon hat, z.b. weil der Steg oder das Bootshaus dort liegt. In diesem Fall ist das Bauwerk aus Holz Eigentum, die Pfähle stehen auf gepachteten Seegrund. Es braucht die Zustimmung der See-Eigentümerin und des Landratsamts. Es ist nicht eine Frage von Reichtum, sondern von Kommunalpolitik. Daher ist die Situation auf der anderen Seite vom See, bei gleicher Rechtslage, vollkommen anders. Es ist sehr möglich. Aber es braucht dazu den politischen Willen und gute Nerven. Der Einfluss den Private nehmen können, hängt von politischen Kontakten ab. Grüße, Tobias

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  2. Es ist schade, dass die „normalen“ Bürger, die kein Seegrundstück haben und das sind wohl die meisten,
    keine oder kaum Möglichkeiten haben an den See zu kommen, der ja allen gehört.

    Ich finde die Initiative gut, dass da mal genau hingeguckt wird, welche konkrete Möglichkeiten es sich doch noch ergeben könnten.

    Bei uns in Dießen genauso, wenn nicht noch ärger..der breite Schilfgürtel ist nun man da fast am gesamten Ufer des Ammersee in Diessen, ansonsten privat privat privat…

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    • Wie Du schon sagst, ist es sicher eine gute Idee, den Ist-Zustand einmal ordentlich zu erfassen. Nur auf Grund konkreter Fakten kann man anschließend überlegen, welche Verbesserungsmöglichkeiten es gibt.

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