In der Wartehalle des Schondorfer Bahnhofs kann man aktuell in Erinnerungen an den Sommer schwelgen. Die Ausstellung Momentum Bavaria zeigt Fotos, die das spezielle Lebensgefühl am Ammersee einzufangen versuchen. Die Bilder stammen von dem Schondorfer Bernhard Bauer, den sicher viele durch sein Modelabel Ammersoul kennen (https://www.ammersoul.com/).
Das Ammersee-Gefühl
Wie der Name der Ausstellung schon sagt, geht es bei Momentum Bavaria um den richtigen Moment, um den Augenblick und Kamerablick, der eine ganz spezielle Stimmung einfängt. Vielleicht wäre Momentum Lacus Amber ein noch treffenderer Titel gewesen. In den Fotos geht es nicht so sehr um ein allgemein bayerisches, sondern um ein ganz spezifisches Ammersee-Lebensgefühl.
Bernhard Bauer hat nicht versucht, diese Stimmungen mit größtmöglichem technischen Aufwand festzuhalten. Es sind keine Fotos, bei denen stundenlang mit Objektiven und Belichtungen experimentiert wurde, um die höchstmögliche Auflösung und maximale Schärfe zu erreichen. Ganz im Gegenteil wirken viele der Bilder wie aus der Hüfte geschossen. Gerade dadurch fangen sie den Zauber des Augenblicks ein, eben jenen Momentum Bavaria. Diese Augenblicke, in denen wir das Gefühl haben, dass uns die Natur anlächelt.
Momentum Bavaria und Ammersoul
Ich habe schon Kritik gehört, dass sich bei dieser Ausstellung Kunst und Kommerz vermischen. Zum einen sind da die stimmungsvollen Fotos vom Ammersee, zum anderen ist auch das Modelabel Ammersoul ins Bild gesetzt. Das ist sicher ein Punkt, über den man streiten kann.
Ich selber habe da kein Problem damit. Der als „Werbepabst“ oder „Joseph Beuys der Reklame“ gefeierte Michael Schirner postulierte schon in den 1980er-Jahren, dass Werbung Kunst sei. Das finde ich etwas großspurig, denn Reklame ist zuallererst Verführung zum Konsum. Aber gut gemachte Werbung kann auch Kunst sein. Beispielsweise die kontroverse Kampagne von Benetton mit dem todkranken David Kirby. Das wurde in den 1990er-Jahren sehr heftig diskutiert und half, die Problematik von AIDS und HIV ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Ein anderes Beispiel wären die Art Cars von BMW, die abstrakte Kunst auf die Rennstrecken dieser Welt brachten. Künstler wie A. R. Penck, Olafur Eliasson oder Andy Warhol machten begeistert mit, auch wenn es dabei letztlich natürlich um Werbung für den Automobilhersteller ging (https://www.artcar.bmwgroup.com/). Kunst und Kommerz gehen also durchaus zusammen.
Kunst in der Wartehalle
Ich freue mich jedenfalls, dass die Wartehalle im Schondorfer Bahnhof nach Kaishi (Nichtstun) und Hindernisse (Hindernisse im Schondorfer Bahnhof) erneut für eine Ausstellung genutzt wird. Speziell, wenn uns die Bilder mit ihrem Sommerflair den grauen Herbst verschönern.
Momentum Bavaria
Fotos von Bernhard Bauer
Wartehalle des Schondorfer Bahnhofs
7. Oktober bis 4. November 2022
Durchgehend geöffnet