InSightStation von Katharina Schellenberger

Wie viele sicher schon wissen, ist noch bis 29. Oktober im Schondorfer studioRose und atelierRose die Doppelausstellung Barbie X and Friends und Unter der Oberfläche mit Oliver Grüner und Katharina Schellenberger zu sehen. Weniger bekannt ist vielleicht, dass parallel dazu die Rauminstallation InSightStation von Katharina Schellenberger in der Wartehalle des Schondorfer Bahnhofs gezeigt wird.

Barbie X und Traumwelten

In studioRose und atelierRose spüren Oliver Grüner und Katharina Schellenberger auf ganz unterschiedliche Art der Kindheit nach. In Barbie X and Friends setzt sich Oliver Grüner durchaus sozialkritisch mit dem prägenden Einfluss der Barbie-Puppen auseinander (https://studiorose.de/2023/09/30/barbie-x-and-friends/). Die Plastikpuppe hat mit ihren irrwitzigen „Idealmaßen“ das Schönheitsideal ganzer Generationen geprägt. Darüber hinaus vermittelt sie ein Bild der Frau in der Gesellschaft, das uns heute zwar überkommen erscheint, aber trotzdem noch wirkmächtig ist.

Ergänzt wird Grüners kritischer Blick auf das Phänomen Barbie durch eine Skulptur der Uttinger Künstlerin Barbara Manns. Eine ganze Pyramide der klassischen Modepüppchen sind bei ihr ungewöhnlich eingekleidet, bis hin zu Barbie in einer Burka.

Katharina Schellenberger, Silvia Dobler und Oliver Grüner im studioRose, Schondorf am Ammersee
Katharina Schellenberger, Silvia Dobler und Oliver Grüner

Nebenan im atelierRose beschäftigt sich auch Katharina Schellenberger mit prägenden Erfahrungen der Kindheit (https://studiorose.de/2023/09/16/unter-der-oberflaeche/). Im Gegensatz zu Grüner geht sie das Thema aber in freien Assoziationen an. Bilder, Objekte, Fotos, Klänge und sogar Gerüche erschaffen im atelierRose eine verwunschene, märchenhafte Welt. Wie in den alten Märchen, ist diese Welt nicht nur heiter und vergnüglich, sondern stellenweise recht düster. Die Kinderlieder, Puppenköpfe und Waldgeräuschen wird wahrscheinlich jeder Besucher auf ganz eigene Art erleben.

Reisen, Umsteigen, Warten

Ähnlich assoziativ ist auch die Rauminstallation InSightStation von Katharina Schellenberger in der Wartehalle des Schondorfer Bahnhofs (noch bis 1. 12. 2023). Die Mehrdeutigkeit beginnt schon beim Titel. InSight könnte sowohl für „in Sichtweite“ als auch für „Einblick“ stehen, lautmalerisch könnte auch das Innere des Bahnhofs gemeint sein. Station ist vielleicht einfach das englische Wort für Bahnhof, oder es steht für die Stationen einer Reise.

Bilder von Katharina Schellenberger im Schondorfer Bahnhof
Bilder von Katharina Schellenberger an den Fenstern der Wartehalle

So mehrdeutig wie der Titel ist auch der Inhalt dieser Rauminstallation. Die transparenten Porträts an den Fenstern der Wartehalle stellen vielleicht Reisende dar. Aber obwohl sie in der Wartehalle sind, vermitteln sie ein Gefühl der Unrast, denn Schellenberger hat sie mit bloßen Fingern und schnellen Strichen gemalt.

Rauminstallation InSightStation von Katharina Schellenberger im Bahnhof Schondorf
Teil der Rauminstallation InsightStation

Auch die anderen Objekte der Installation sind rätselhaft. Da sind ein Einkaufswagen und Koffer, vollgestopft mit Wurzelstücken. Vielleicht bezieht sich das auf Geflüchtete, Entwurzelte. Dann wären es Wurzeln, die nicht mehr Kraft aus der heimatlichen Erde ziehen, sondern als totes Holz und Ballast mitgeschleppt werden. Vielleicht verweist Schellenberger aber auch augenzwinkernd auf Reisende, die beim Warten auf die nächste Bahn buchstäblich Wurzeln schlagen.

Die Bahnhofshalle hat als Ausstellungsraum einen ganz eigenen Flair, wie man schon bei Nichtstun oder Fußballrasen im Bahnhof gesehen hat. Mit InSightStation hat Katharina Schellenberger eine Installation geschaffen, die auf originelle Weise mit dem ambivalenten Charakter des Ortes spielt. Ich habe die Kunstinstallation nachdenklich und mit verwirrenden Eindrücken verlassen, oder um es mit Bertolt Brecht zu sagen: „Der Vorhang zu und alle Fragen offen.“

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