Eine schlankere Lösung

Vor gut einem Monat habe ich schon über Eine Fahrradgarage für Schondorf geschrieben. Bekanntlich will die Gemeinde das alte Lagerhaus am Bahnhof als Trauzimmer und Raum für den Schondorfer Brauverein umbauen (Ein Bund fürs Leben). Im Zuge dieser Planung hat das Büro WSM Architekten vorgeschlagen, auch gleich eine Unterstellmöglichkeit für Fahrräder zu bauen.

Fahrradgarage in Schondorf

Auch wenn eine Fahrradgarage in Schondorf allgemein begrüßt wird, scheiden sich an dem vorliegenden Entwurf doch die Geister. Der von WSM Architekten geplante Bau ist eine gemauerte Halle, die sich in der Form an dem danebenstehenden Güterschuppen orientiert.

Entwurf von WSM Architekten für eine Fahrradgarage am Bahnhof Schondorf am Ammersee
Entwurf der Fahrradgarage (Bild © WSM Architekten)

So eine feste Konstruktion schützt natürlich die Fahrräder vor Wind und Wetter. Sie schützt aber auch Fahrraddiebe vor neugierigen Blicken. Ich habe zwar keine praktische Erfahrung damit, kann mir aber gut vorstellen, dass solide Mauern beim Fahrradklau ein willkommener Sichtschutz sind. Falls man doch gestört wird, kann man sich relativ unauffällig davonmachen.

Betonbunker und Denkmalschutz

Die Kritik an dem Entwurf bezieht sich aber nicht so sehr auf praktische, als auf ästhetische Überlegungen. So meldete sich beispielsweise der im Ort recht bekannte Architekt Kurt Bergmaier zu Wort (https://schondorf.blog/2024/06/11/eine-fahrradgarage-fuer-schondorf/#comment-30256). Er ist entsetzt, dass ein „Betonbunker“ neben dem denkmalgeschützten Bahnhofs-Ensemble stehen soll.

Betonbunker ist vielleicht ein bisschen hart, aber tatsächlich würde der Neubau den Blick auf unseren schönen Bahnhof blockieren, wenn man von Norden her kommt. Wenn ich mich richtig erinnere, kamen genau diese Bedenken auch in der damaligen Gemeinderatssitzung zur Sprache. Weiter verfolgt wurden sie aber nicht.

Der Entwurf von Andreas Kloker

Jedenfalls hat Kurt Bergmaier einen alternativen Vorschlag zur Hand. Der Künstler Andreas Kloker hat schon vor zwei Jahren seine Ideen für den Umbau der Güterhalle am Bahnhof präsentiert. Ich habe darüber unter Reparatur statt Umbau geschrieben. Bei diesen Plänen hat er auch an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gedacht.

Konzept von Andreas Kloker für den Umbau der Schondorfer Güterhalle
Schondorfer Bahnhof mit Fahrradstellplätzen (Bild @Andreas Kloker)

Nun kennen wir Andreas Kloker hauptsächlich als Künstler, beispielsweise durch seine Elementarzeichnungen im studioRose. Er ist aber auch ein grundsolider Kunsthandwerker, dessen Stahlkonstruktionen an einigen Häusern in der Gegend zu sehen sind.

Bescheidenheit ist eine Zier

Über die Kunst von Kloker schrieb die amerikanische Kunstkritikerin Lori Waxman, dass ihre Bescheidenheit über ihre Tiefe hinwegtäusche (https://www.hna.de/kultur/documenta/lori-waxmans-kunstkritik-andreas-kloker-2490839.html).

Dasselbe könnte man auch über seine architektonischen Arbeiten sagen. Sie sind das Gegenteil von protzig, immer auf größtmögliche Einfachheit bedacht. So ist es auch bei seinem Entwurf für die Fahrradgarage am Schondorfer Bahnhof. Bei ihm wäre das eine schlichte, transparente Eisenkonstruktion. Darüber ein Tonnendach, das an die Form klassischer Eisenbahnwaggons erinnert.

Filigrane Unterstellmöglichkeit, z. B. als Fahrradgarage in Schondorf
Konstruktion von Andreas Kloker

Einen ähnlichen Unterstellraum hat Kloker am Haus Sonnenleite 3 in Schondorf gebaut. Der gibt eine gewisse Vorstellung davon, wie die Fahrradgarage am Bahnhof aussehen könnte. Die Blickbeziehung zum dahinterliegenden Bahnhof bliebe damit jedenfalls erhalten. Außerdem ist die Eisenkonstruktion wahrscheinlich um einiges kostengünstiger als der gemauerte Bau.

Ob diese Variante im Gemeinderat noch diskutiert wird, weiß ich nicht. Es wäre aber schön, wenn das Gremium einmal über das Für und Wider der beiden konkurrierenden Lösungen sprechen würde.

1 Gedanke zu „Eine schlankere Lösung“

  1. Ich finde den Entwurf von Andreas viel besser und auch ästhetischer als den Betonbunker mit Pseudoangleichung. Ich finde grundsätzlich diese architektonischen Formangleichungen an historischen Gebäuden eine neuzeitliche Unart.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar